Süddeutsche Zeitung

Karlsfeld:"Es fehlen positive Signale in Richtung Kinder und Jugendliche"

Etwa 600 Unterstützer haben die Petition "Lasst die Kinder spielen!" unterschrieben und protestieren damit gegen den Zaunbau um einen Karlsfelder Schulcampus. Am Dienstag wird auch der Karlsfelder Hauptausschuss darüber diskutieren, einige Gemeinderäte positionieren sich schon vorab.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Die Gemeinde sieht keinen anderen Ausweg: Derzeit baut sie einen Zaun um den Sportpark an der Karlsfelder Grundschule an der Krenmoosstraße, damit das Gelände nicht mehr von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. Dagegen wehren sich Karlsfelder Eltern mit der Online-Petition "Lasst die Kinder spielen!", seit Mitte Februar wurde sie bereits von etwa 600 Unterstützern unterschrieben. Am kommenden Dienstag, 21. März, um 18 Uhr, ist sie auch Thema im Haupt- und Finanzausschuss, dort werden die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte über das weitere Vorgehen am eingezäunten Schulcampus beraten.

Bislang war das Gelände mit Klettergerüst, Boulderwand und Sprungtrampolin ein beliebter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. Doch laut Gemeinde kam es dort immer wieder wieder zu Sachbeschädigungen, zudem beschwerten sich Anwohner über "das nicht tragbare Verhalten einiger Personen nach 18 Uhr und große Lärmbelästigung".

CSU-Gemeinderat Bernd Wanka erzählt, dass Schulfenster eingeschlagen wurden und nach einem Wochenende "alles mit Glasscherben übersät war, dass kein geordneter Sportunterricht möglich war, ohne Grundschulkinder zu gefährden". Darüber hinaus seien die Anwohner im Recht: Denn eine außerschulische Nutzung des Geländes sei im Bebauungsplan nicht vorgesehen. Zudem gelte wegen des Immissionsschutzes, dass den Anwohnern eine Mittags-, Nacht- und Sonntagsruhe zustehe: "Ob trotzdem am Nachmittag eine zeitlich befristete Nutzung möglich wird, muss der Hauptausschuss in seiner nächsten Sitzung prüfen." Grundsätzlich habe die CSU-Fraktion aber vollstes Verständnis für das Anliegen, das Schulgelände auch extern durch Jugendliche zu nutzen.

"Es ist eine Zeiterscheinung: Spaß und Fun vor Bestimmungen und Anordnungen"

Indes hat sich ein Anwohner des Schulcampus bei der SZ gemeldet, möchte aber anonym bleiben. Er kritisiert, dass die Sportanlage in der Vergangenheit von der Allgemeinheit genutzt wurde, obwohl das laut geltendem Bebauungsplan und Immissionsschutz verboten war: "Es ist eine Zeiterscheinung: Spaß und Fun vor Bestimmungen und Anordnungen." Zudem weist er daraufhin, dass die Anwohner schon fünf Tage in der Woche Schullärm ertragen, nun wolle man zumindest vom Lärm verschont bleiben, "der gravierend und durchgehend vom Bolz-/Basketballplatz ausgeht, abends, oft bis in die Nacht, an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen".

Stefanie und Andreas Fuchs, die Initiatoren der Petition, wollen einen Kompromiss finden, der auch die Anwohner zufriedenstellt. Das Ehepaar hat selbst drei Kinder, die sich in der Vergangenheit gerne am Schulcampus ausgetobt haben, nach dem Zaunbau schlagen sie eine zeitweise Öffnung des Geländes vor: Unter der Woche etwa bis 19 Uhr, an den Wochenend- und Feiertagen jeweils von 9 bis 19 Uhr. Stefanie und Andreas Fuchs hatten auch schon ein Gespräch mit Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) im Rathaus, doch er konnte den Eltern nur wenig Hoffnung machen, dass der Schulcampus wieder geöffnet wird. Die Karlsfelderin findet das schade: "Irgendwie fehlen positive Signale aus dem Rathaus in Richtung Kinder und Jugendliche in Karlsfeld."

"Ich hoffe, dass wir über eine Kompromisslösung nachdenken können"

Auf SZ-Anfrage erklärt Bündnis-Gemeinderat Adrian Heim, dass eine unbeschränkte Öffnung des Campus für die Allgemeinheit kaum möglich sei, denn: "Der Campus muss primär für schulische Zwecke, auch am Nachmittag für den Ganztageszweig, zur Verfügung stehen." Falls sich dennoch Möglichkeiten ergeben, den Campus außerhalb der Schulzeiten zu öffnen, werde das Bündnis dies unterstützen.

Schul- und Jugendreferentin Venera Sansone (SPD) erklärt, dass die Gesetzeslage den Gemeinderat dazu gezwungen habe, das Gelände einzuzäunen - zum Schutz der Anwohner und zum Schutz der Schule und der Schülerinnen und Schüler, so Sansone: "Ich hoffe, dass wir zeitnah im Austausch mit der Bürgerschaft über eine Kompromisslösung nachdenken können. Eine durch die Jugendarbeit betreute Öffnungszeit in den Nachmittagsstunden, außerhalb der Schulzeit, würde ich für durchaus sinnvoll erachten."

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