Süddeutsche Zeitung

Karlsfeld:Straftaten nehmen zu

Und doch bleibt Karlsfeld eine sichere Gemeinde

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Noch nie hat die Polizei so viele Straftaten im Gemeindegebiet Karlsfeld registriert wie im vergangenen Jahr. Während im Landkreis die Zahl der Fälle leicht sank - von 5341 auf 5300 - schnellte sie in Karlsfeld im selben Zeitraum um fast ein Fünftel in die Höhe, nämlich von 663 auf 784. "Das ist leider ein Höchststand", räumt der Leiter der Dachauer Polizeiinspektion Thomas Rauscher ein. Verantwortlich dafür ist vor allem die Zunahmen kleinerer Delikte: Die Zahl der einfachen Diebstähle stieg um 71 Fälle, auch aus Autos würde öfter geklaut; hier registrierte die Polizei 23 Fälle mehr. Besonders auffällig ist die Zunahme beim Ladendiebstahl: 2013 registrierte die Polizei in Karlsfeld 16 Fälle, zwei Jahre später im Jahr 2015 waren es schon 34.

Allerdings gab es 2009 schon einmal ähnliche hohe Fallzahlen im Gemeindegebiet. Damals wurden 762 Straftaten angezeigt, fast genau so viele wie 2015. Und damals war die Einwohnerzahl Karlsfelds sogar noch um etwa 3000 niedriger als heute. Alles in allem sieht Polizeichef Thomas Rauscher keinen Grund für die Bürger, sich zu beunruhigen: "Wir sind immer noch eine sehr sichere Gemeinde und ein sehr sicherer Landkreis." Daran hat auch die Unterbringung der rund 360 Flüchtlinge in Karlsfeld nichts geändert. Zwar kommt es in den Unterkünften immer mal wieder zu Reibereien, bei denen die Polizei einschreiten muss, aber Probleme, die auch die eingesessenen Bürger beträfen, sind eine Seltenheit. "Die Fallzahlen sind verschwindend gering."

Von 1000 Einwohnern wurden in Karlsfeld 2015 im Schnitt 40 Opfer einer Straftat und damit doch deutlich mehr als in den vorangegangenen fünf Jahren. Von 2010 bis 2014 pendelte die sogenannte Häufigkeitszahl zwischen 32 und 36. Allerdings war das ein ausgesprochen niedriger Wert, der sogar noch unter dem Landkreisdurchschnitt lag. Er schwankte im selben Zeitraum zwischen 35 und 40. Von einem Kriminalitätsschwerpunkt Karlsfeld kann also keine Rede sein, zumal die Gefahr, in einer bayerischen Durchschnittskommune Opfer einer Straftat zu werden, mit eine Häufigkeitszahl von 63 immer noch mehr als ein Drittel höher liegt als in Karlsfeld. Und das obwohl Bayern selbst schon als ein besonders sicheres Bundesland gilt, wie Rauscher sagt.

Statistiken gehen rauf und runter, und je kleiner eine Kommune ist, desto größer können die Schwankungen ausfallen, das zeigt auch der aktuelle Report. So sank die Zahl der Einbrüche in Karlsfeld 2015 gegenüber dem Vorjahr von 19 auf gerade mal acht. "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung", sagt Rauscher. Doch hat es allein bis Juni diesen Jahres in Karlsfeld schon 30 Einbruchsversuche gegeben. Auch wenn es den Tätern nicht gelang, in die Häuser einzudringen, fließen auch diese Fälle wie vollendete Straftatbestände ins nächste Zahlenwerk ein. Entsprechend dramatisch dürfte das abschließende Ergebnis für 2016 ausfallen. "Mir graut schon vor der Statistik", sagt Thomas Rauscher.

Leicht zugenommen hat auch die Zahl der Unfälle und zwar sowohl im Landkreis wie im Gemeindegebiet. 2015 krachte es 4658 mal im Landkreis, etwa ein Zehntel der Unfälle ereignete sich in Karlsfeld. Angesichts des stark zunehmenden Verkehrs im gesamten Landkreis ist das keine Überraschung. Hinzu kommt, dass mittlerweile fast jeder Schaden der Polizei gemeldet wird. Die Autos werden immer hochwertiger, auch die Kleinteile immer teurer. "Es gibt keine kleinen Schäden mehr", resümiert der Polizeichef. Aber eine gute Nachricht gibt es dann doch: Die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen ist von 90 auf 84 zurückgegangen.

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SZ vom 13.06.2016
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