Der Festplatz am Karlsfelder See leert sich, am Montag ist das Siedlerfest zu Ende gegangen, Festwirt Peter Brandl und sein Team bauen gerade das Bierzelt ab. Am letzten Abend wurde darin noch ein Fest für Helfende des Hochwassers gefeiert, zu dem der Landkreis Dachau geladen hatte: „Da ist das Geschäft gut gegangen“, sagt Brandl, der das Karlsfelder Festzelt seit 2017 bewirtet. Doch insgesamt zieht er heuer eine eher durchwachsene Volksfestbilanz: „Einige Gäste aus den letzten Jahren haben sich ferngehalten, und die EM war auch nicht dienlich.“
In diesem Jahr sei man beim Siedlerfest von einem Wetterextrem ins nächste geschlittert: Beim Festumzug schwitzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch bei einem Hitzerekord über 30 Grad, in den Tagen darauf habe der Platzregen den Festplatz dann komplett leergefegt, sagt Brandl: „Den Umsatz des Vorjahres haben wir nicht erreicht“. Im vergangenen Jahr habe er rund 8000 und 10 000 Besucherinnen und Besucher pro Tag bewirtet, insgesamt also mehr als 100 000 Gäste. Wie viele es heuer waren, will er nicht verraten – genauso wenig, wie viele Maß Bier und Hendl in seinem Festzelt bestellt wurden. Brandl begründet das damit, dass andere dann nur seinen Gewinn sehen würden, aber nicht, wie viele Kosten er als Wirt hatte.
„Viel Regen, Fußball-EM, absolut ruhig und familienfreundlich“
Vor allem das Hochwasser Anfang Juni habe einen großen Schaden in seinem Betrieb verursacht, der noch nicht absehbar sei, sagt Brandl. Denn während des Hochwassers war sein Festzelt noch auf dem Indersdorfer Festplatz gelagert. Einzelteile davon mussten seine Mitarbeiter später aus der Glonn fischen, andere blieben verloren. Als Festwirt wolle er aber nicht hinschmeißen: „Ich komme nächstes Jahr wieder.“
Wenn man Festreferentin Christa Berger-Stögbauer fragt, wie das Siedlerfest gelaufen ist, atmet sie erstmal tief durch und fasst es dann in wenigen Schlagworten zusammen: „Viel Regen, Fußball-EM, absolut ruhig und familienfreundlich.“ Wegen des durchwachsenen Wetters hätten vor allem die Badegäste gefehlt, die spontan aufs Siedlerfest kommen, sagt Berger-Stögbauer. Zudem vermutet sie, dass die Fußball-Europameisterschaft wohl einige davon abgehalten habe, auf das Volksfest zu kommen, sagt sie, obwohl Festwirt Brandl in seinem Biergarten Public Viewing angeboten hatte. Auch zum Feuerwerk-Abend kamen deutlich weniger als die sonst üblichen 30 000 Besucherinnen und Besucher, weil zur gleichen Zeit die deutsche Nationalmannschaft gegen Spanien spielte, so die Festreferentin.
Sie zieht ein bitteres Fazit, nachdem sie das Volksfest seit über 30 Jahren mitorganisiert: „So etwas kannte ich bisher noch nicht, dass es sechs bis sieben Tage von den insgesamt zehn Tagen geregnet hat“, sagt Berger-Stögbauer: „Aber es kommen auch wieder gute Jahre. Dass wir ein friedliches Volksfest hatten, ist ja auch wichtig.“ Stolz ist sie ebenfalls auf die mehr als 30 Helferinnen und Helfer der Siedlergemeinschaft – denn zum Teil sind die Ehrenamtlichen schon über 75 Jahre alt, sagt Christa Berger-Stögbauer. Für den Festeinzug schmücken sie die Wagen der Siedlergemeinschaft mit Blumenschmuck, bauen Fahnenmasten auf oder hängen Lichterkette rund um den Festplatz auf. Zwischen den Volksfesten haben sie jedes Jahr nur eine kurze Pause: Denn bereits im August werden sie damit starten, das Siedlerfest 2025 zu planen.
Falschgeld am Süßwarenstand
Auch die Polizei Dachau zieht für das Karlsfelder Siedlerfest eine positive Bilanz: Laut Pressebericht mussten die Beamten nur vereinzelt eingreifen, unter anderem bei mehreren Fällen des Taschendiebstahls. Es wurden zwei Mobiltelefone sowie ein Schlüsselbund gestohlen. Zudem wollte ein bislang ebenfalls noch unbekannter Täter mit Falschgeld an einem Süßwarenstand bezahlen. Der Verkäufer erkannte die Fälschung. Bis die Polizei eintraf, konnte der Betrüger jedoch flüchten.
Mehrere Straftaten ereigneten sich am Freitagabend: Gegen 23 Uhr wurde ein 19-jähriger Münchner im Bereich der Hochstraße neben dem Festplatz nach einem Streit mit einem Autofahrer von diesem mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der 19-Jährige erlitt leichte Verletzungen und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Der Täter flüchtete mit seinem Auto und blieb unerkannt. Ebenfalls am Freitag gegen 21 Uhr haben Zivilbeamte eine Gruppe von Volksfestbesuchern am Ufer des Karlsfelder Sees kontrolliert. Zwei Männer aus der Gruppe – ein 29-Jähriger und ein 41-Jähriger aus München – hatten zuvor einen Joint geraucht, wobei sich in unmittelbarer Nähe mehrere Kinder befanden, schreibt die Polizei: „Zudem handelt es sich beim Karlsfelder See um ein ausgewiesenes Naherholungsgebiet und somit um eine Konsumverbotszone.“
Der 29-Jährige weigerte sich zunächst, seine Personalien anzugeben und versuchte, vor der Polizei zu flüchten. Doch nach wenigen Metern konnte er eingeholt werden, wehrte sich dann aber heftig. Die Beamten konnten ihn später überwältigen und fesseln. Den 29-Jährigen erwartet nun eine Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Gegen ihn und seinen 41-jährigen Begleiter wurden mehrere Verfahren nach dem Konsumcannabisgesetz eingeleitet.