Karlsfeld: Siedler- und Seefest:"Prost, Gemeinde"

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Zwei Schläge, ein dritter aus Sicherheitsgründen - und dann heißt es: "O'zapft is." Das Karlsfelder Siedler- und Seefest ist eröffnet.

Christine Heumann

Stefan Kolbe nimmt die Stufen zum Podium im Laufschritt. Oben wird Karlsfelds Bürgermeister schon erwartet. Von seinen CSU-Parteikollegen, dem Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath und Landrat Hansjörg Christmann. Seidenath strahlt erwartungsfroh in die Runde wie auch Martin Güll, der SPD-Landtagsabgeordnete.

Mit einem zünftigen "O'zapft is" hat das Karlsfelder Siedler- und Seefest begonnen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nur der Landrat fällt raus aus dem Mienenspiel der anderen. Er setzt ein eher skeptisches Gesicht auf, als sorge er sich um sein helles Trachtensakko oder die Unbeflecktheit seiner bunt-gestreiften Krawatte. Immerhin ist Kolbe ja noch nicht so lange Gemeindeoberhaupt und zapft erst zum zweiten Mal das offiziell erste Fass auf dem Karlsfelder Siedler- und Seefest an. Weiß Christmann nicht, dass Kolbe früher ein guter Handballer war und Schmackes im Arm hat?

Es wird ernst. Festreferentin Christa Berger-Stögbauer nimmt dem Bürgermeister das Jackett ab, Paulaner-Verkaufsleiter Harry Stadlmayer reicht ihm den grünen Schurz eines Schankkellners. Kolbe nimmt den Zapfhahn zur Hand, bläst einmal durch und setzt ihn an.

Dann schwingt er den Holzschlägel, und nach zwei kräftigen Hieben sitzt der Hahn im Banzen. Ein dritter folgt "nur aus Sicherheitsgründen" - wie der Bürgermeister später sagen wird. Gespritzt hat es kaum. Jetzt lächelt auch der Landrat ein wenig. Festwirt Burkhard Greiner und Eduard Kern, Vorsitzender der veranstaltenden Siedlergemeinschaft Karlsfeld Nord, strahlen dafür umso mehr. Und Harry Stadlmayer spricht den Satz, den Hunderte von Besuchern im Zelt und draußen im Biergarten hören wollen: "O'zapft is."

"Gsunder Durscht"

"Es kommt immer drauf an, wie man den ersten Schlag erwischt", sagte Stefan Kolbe noch vor dem Anstich. Da eilte er gerade vom Festzug in die große Bierhalle. Sorgen mache er sich keine - da gebe es wichtigere Dinge im Leben eines Bürgermeisters. Nachher war er aber doch stolz darauf, das Anzapfen so souverän gemeistert zu haben. Auch die Rolle des Dirigenten beim ersten Marsch der Blas- und Jugendkapelle Karlsfeld spielt Kolbe gekonnt, lässt Querflöten und Klarinetten mit ausgestreckter Hand genau zum richtigen Zeitpunkt einsetzen.

Dann danken Bürgermeister und Festreferentin noch den 52 Gruppen, die dem Fest mit ihrem farbenfrohen Umzug durch Karlsfelds Straßen einen fröhlichen und imposanten Auftakt beschert haben. Christa Berger-Stögbauer appelliert an alle Fußballfans: "Lasst uns nicht hängen - auch wenn WM ist." Dem "Prost, Gemeinde" des Bürgermeisters folgt der Wunsch des Festwirts für einen "gesunden Durscht und einen guten Appetit". Das 54. Karlsfelder Siedler- und Seefest ist eröffnet. Die Ehrengäste lassen sich noch eine Brotzeit und die erste Maß schmecken. Stefan Kolbe kommt als Letzter in die Box. Er muss unterwegs viele Hände schütteln: Die Karlsfelder sind zufrieden mit dem Auftritt ihres Bürgermeisters.

© SZ vom 28.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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