Die Worte, mit denen Florian Lipok den Sachstandsbericht zur Sicherheitswacht in Karlsfeld im Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats beginnt, sind ernüchternd. „Es ist nicht das, was wir uns wünschen“, sagt der Polizeihauptkommissar von der Inspektion Dachau. Bei der ersten Ausschreibung hätten sich zwar acht Personen gemeldet, doch nicht alle seien für den Dienst geeignet gewesen, berichtet er.
Statt der fünf Personen, die man sich erhofft hatte, bestehe die Karlsfelder Sicherheitswacht daher lediglich aus drei Männern im Alter von 55 bis 63 Jahren. Seit Sommer 2022, als sie ihren ehrenamtlichen Streifendienst begannen, hätten sie laut Lipok 170 Einsatzstunden absolviert. Doch schon kommt die nächste Enttäuschung: „Das letzte Mal im Januar 2024“, muss er einräumen. Zudem sei einer der drei Sicherheitswächter derzeit nicht einsatzfähig und ein zweiter beruflich stark gefordert, sodass er wenig Zeit habe.
Unterstützung für Polizei:Auf Streifzug mit der Sicherheitswacht
Seit einem halben Jahr sollen Ehrenamtliche in Uniform Präsenz zeigen im öffentlichen Raum in Karlsfeld. Doch wer sie auf ihrer Patrouille durch die Gemeinde begleitet, merkt: Viel zu tun haben sie bislang nicht.
Vonseiten der Polizei sei man mit den beiden verbliebenen Wachleuten derzeit in Kontakt, um sie wieder zumindest für Kurzeinsätze an Wochenenden zu motivieren. Denn, so betont Lipok, die Sicherheitswacht sei „ein gutes Instrument, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken“. Sie sei auch gut für den Kontakt zwischen den Bürgern und der Polizei. Der Hauptkommissar erklärt aber, dass er akzeptieren müsse, dass die Sicherheitswächter nicht immer bereitstehen, da sie ja ehrenamtlich unterwegs seien. Allerdings, so betont er: „Wir hätten gern regelmäßige Streifen.“ Der Zweite Bürgermeister Stefan Handl (CSU) ist zuversichtlich, dass die Sicherheitswacht „nicht gestorben“ sei: „Sie liegt nur auf Eis.“
Handl beschreibt die Sicherheitslage in Karlsfeld als „keine schlechte, aber wir würden uns mehr Präsenz wünschen“. Deutlich mehr Enttäuschung ist den Worten zu entnehmen, die Stefan Theil (CSU) an Lipok richtet: „Das war schon sehr nüchtern, was Sie uns da mitgeteilt haben. Drei Leute sind leider zu wenig.“ Er findet es daher wichtig, „noch mal neu anzugreifen“. Theil appelliert an die Polizei, für die Sicherheitswacht zu werben, beispielsweise auch an den Schulen.
Man wolle durchaus Nachwuchs anwerben, erklärt Lipok, doch Schüler seien in diesem ehrenamtlichen Job problematisch. Er kündigt an, bei regelmäßigen Veranstaltungen wie Marktsonntagen oder Feuerwehrveranstaltungen Interessierte zu finden. „Auch kleine Fenster, etwa zwei Stunden Streifendienst am Samstag“ würden schon helfen. Doch um eines komme man nicht herum: „Wir brauchen mehr ehrenamtliches Personal.“ Idealerweise sechs bis acht Mitglieder im Alter von 25 bis 65 Jahren. Die könnten dann an belebten Orten wie Einkaufszentren oder Parks Dienst tun.
„Bisher hat es keine Anfeindungen gegeben“
Janine Rößler-Huras (Grüne) hat eine andere Vorstellung, sowohl das Sicherheitsgefühl der Bürger als auch den Kontakt mit der Polizei zu stärken: eine Zweigstelle der Polizeiinspektion in Karlsfeld. Eine solche hat es einst tatsächlich gegeben. Ursula Weber (CSU) findet es angesichts der Tatsache, dass „ehrenamtliche Tätigkeiten heute nicht sehr in Mode sind“, durchaus positiv, dass sich 2022 immerhin acht Bewerber gemeldet hätten, auch wenn von denen nur drei geeignet gewesen seien. Sie will wissen, welche Erfahrungen diese bei ihren Einsätzen gemacht hätten. Laut Lipok waren keine herausragend negativen Erfahrungen zu verzeichnen, vielmehr seien die Einsätze „positiv und gewinnbringend“ verlaufen.
SPD-Gemeinderätin Beate Full ruft die Polizei dazu auf, immer wieder im Gemeindeblatt „Journal K“ auf die Sicherheitswacht hinzuweisen und für sie zu werben. Der Hauptkommissar kennt das Journal zwar noch nicht, verspricht aber, Fulls Hinweis zu befolgen.
Die letzte Wortmeldung kommt von Birgit Piroué (Bündnis für Karlsfeld). Sie fragt, ob nicht manche Leute den Job scheuten, weil sie im Ort zu bekannt seien. Lipok kann in diesem Fall Entwarnung geben. „Bisher hat es keine Anfeindungen gegeben.“