Karlsfeld:Gemeinde muss Millionen in Straßensanierung stecken

Karlsfeld: Weil sich Risse wie hier in der Dieselstraße schnell vermehren, rät eine Berliner Firma der Gemeinde, schnell einzugreifen.

Weil sich Risse wie hier in der Dieselstraße schnell vermehren, rät eine Berliner Firma der Gemeinde, schnell einzugreifen.

(Foto: Toni Heigl)

Flickstellen, Spurrinnen und Risse: Karlsfeld lässt sein 70 Kilometer langes Straßennetz untersuchen. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Die Gemeinde Karlsfeld rutscht immer tiefer in die roten Zahlen: Die Kosten für die Kinderbetreuung verschlingen Millionen, beide Grundschulen müssen neu gebaut werden, das 45 Jahre alte Hallenbad muss dringend saniert werden und nun muss die Gemeinde auch noch erhebliche Summen in ihr gut 70 Kilometer langes Straßennetz stecken. Der Investitionsrückstand liegt bei etwa neun Millionen Euro. Das hat eine Untersuchung des Straßenzustands durch die Berliner Firma Eagle Eye ergeben. In der mittelfristigen Finanzplanung der Gemeinde, die von einer Schuldenlast von 30 Millionen Euro im Jahr 2018 ausgeht, sind diese Ausgaben noch gar nicht berücksichtigt. Kämmerer Alfred Giesinger hofft, dass höhere Einnahmen aus der Gewerbesteuer diese Mehrkosten ausgleichen können. "Wir kalkulieren vorsichtig", sagte er der SZ. "Damit sind wir immer gut gefahren."

Alexander Gumnior von Eagle Eye hatte eine gute und eine schlechte Nachricht dabei. Die gute: "Die Straßen sind in einem insgesamt guten bis mittleren Zustand." Im Vergleich zu anderen Gemeinden ist das Karlsfelder Straßennetz nach seiner Aussage sogar überdurchschnittlich gut. Die schlechte Nachricht: Der Zustand wird sich in den kommenden Jahren massiv verschlechtern, wenn die Gemeinde nicht erheblich mehr Geld in ihr Straßennetz steckt als bisher. "Zwei Drittel der Verkehrsflächen gehen bald in einen kritischen Zustand über. In den nächsten vier bis fünf Jahren müssen Sie gegensteuern."

200 000 Euro im Jahr sind viel zu wenig

Derzeit steckt die Gemeinde jährlich rund 200 000 Euro in Reparaturen und Instandsetzung von Straßen. Nach den Berechnungsmodellen von Eagle Eye reicht diese Summe bei weitem nicht aus. Selbst die Summe von 700 000 Euro, wie sie Experten bei einer Gemeinde mit der Verkehrsfläche in Karlsfeld anlegen, würde nicht ausreichen, um das Niveau zu halten, weil Karlsfeld auf diesem Gebiet in der Vergangenheit zu sparsam war.

Für ihre Untersuchungen hat die Firma das gesamte Gemeindegebiet abgefahren und mit moderner Sensortechnik nicht nur Straßen, sondern auch Geh- und Radwege sowie Stellplätze erfasst. Dabei wurden auf den 545 000 Quadratmetern Verkehrsfläche 52 296 Schäden festgestellt, dazu gehören Flickstellen, Unebenheiten, Spurrinnen und Risse. Am häufigsten sind Setzungen, sie wurden auf fast 40 Prozent aller untersuchten Flächen festgestellt, Risse wurden nur auf etwa mehr als zwölf Prozent festgestellt. Trotzdem sind sie das größte Problem: "Risse vermehren sich sehr schnell", sagt Alexander Gumnior. "Hier muss man schnell eingreifen, sonst sind weitere Schäden schnell absehbar."

Für Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) war der Bericht zunächst nur "Auftakt zu weiteren Diskussionen." Wann welche Straße sinnvollerweise saniert werden sollte, wird jetzt auch davon abhängen, wann welche Abwasserkanäle saniert werden. Kolbe will vermeiden, dass frisch asphaltierte Straßen wegen Erdarbeiten gleich wieder aufgerissen werden. Tatsächlich soll das Straßenzustandsmanagement der Gemeinde helfen, ihre Mittel möglichst effizient einzusetzen - zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) nannte das Managementsystem "sinnvoll und zwingend erforderlich".

Straßen aus den Sechziger- und Siebzigerjahren

Das Ergebnis der Untersuchung überraschte ihn nicht. "Die meisten Straßen bei uns wurden in den Sechziger- und Siebzigerjahren gebaut. Die kommen jetzt langsam alle an ihr Lebensende." Wie viel Geld Karlsfeld nun in die Sanierung der Gemeindestraßen steckt, werden erst die Haushaltsberatungen Anfang 2016 zeigen. Vermutlich wird die Gemeinde ihre Ausgaben in diesem Bereich erheblich aufstocken müssen. "Wir dürfen den Sanierungsstau nicht weiter auflaufen lassen", sagte Wanka.

Die detaillierte Untersuchung lieferte der Gemeinde nicht nur umfangreiche Daten zum Zustand ihrer Straßen. Bei den Messfahrten wurden auch 20 000 Fotos geschossen, alle fünf Meter eines. So können die Gemeinderäte auch nachvollziehen, wie die Zustandsbewertungen im einzelnen zustande kommen. Auch der Bauhof könnte Nutzen aus den Fotos ziehen, sagte Alexander Gumnior. Bei einer defekten Leuchte könnten die Mitarbeiter schon am PC nachsehen, welches Lampenmodell ausgewechselt werden muss. Das spare Zeit und Geld. Auch dem Ordnungsamt könne man Zugriff auf die Fotos gewähren - und der Polizei.

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