Karlsfeld soll fahrradfreundlicher werden. Mit diesem Ziel gab der Gemeinderat vor über drei Jahren ein Radverkehrskonzept in Auftrag. Nun ist es endlich fertig und wurde im Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgestellt. Allerdings kritisierten einzelne Gemeinderäte, dass einige Gefahrenstellen für Radlerinnen und Radler in Karlsfeld nicht in das Konzept einbezogen wurden und forderten deshalb Nachbesserungen.
Das bedeutet Nacharbeiten für Wolfgang Kever und Robin Frömmer vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen (SVK) in Aachen, sie stellten das Radverkehrskonzept vor. Im Vorhinein sind sie Karlsfeld mit dem Fahrrad abgefahren, haben analysiert, wo der meiste Radverkehr unterwegs ist, wo es Hindernisse für Radler gibt, neue Radwege entstehen könnten oder welche Straßenoberflächen erneuert werden müssten. Daraufhin haben sie Maßnahmen erarbeitet, damit es Radlerinnen und Radler in der Gemeinde künftig leichter haben: Unter anderem schlagen die Verkehrsplaner vor, am S-Bahnhof Leihfahrräder und mehr Radabstellmöglichkeiten anzubieten. Letztere habe die Gemeinde auch schon einmal im Haushalt eingeplant, aber während der Pandemie aus Kostengründen wieder gestrichen.
Der Weg entlang der Bayernwerkstraße ist zu schmal für Radler
Außerdem wiesen die Planer darauf hin, dass der Weg entlang der Bayernwerkstraße zu schmal für Radler sei und eine Schranke im Erlenweg Radfahrer behindert. Darüber hinaus empfehlen sie in dem Konzept, einen einseitigen Fuß- und Radweg im Bereich Hadinger/Gündinger Weg zu bauen und aus der Watzmannstraße eine Fahrradstraße zu machen. Bei diesem Vorschlag habe er schon gestutzt, sagte der Fahrradreferent im Gemeinderat Franz Trinkl (SPD) - allerdings werde man den Maßnahmenkatalog in den kommenden Sitzungen noch intensiv durchgehen müssen. Daraufhin sagte Diplom-Ingenieur Wolfgang Kever, dass Änderungen am Konzept noch möglich seien.
Zur meistbefahrenen Straße in Karlsfeld - der Münchner Straße - erklärte er jedoch, dass es dort kaum Möglichkeiten gebe, um die Bedingungen für Radlerinnen und Radler zu verbessern. "Wegen der hohen Verkehrsbelastung können wir hier nicht weg von der Vierspurigkeit", so Kever, daher sei es schwer, zusätzlichen Platz für Radwege zu schaffen. Trinkl warf ein, dass man dort zumindest die Oberflächen der Radwege sanieren könnte, denn entlang der Münchner Straße gebe es immer wieder Schlaglöcher. Adrian Haim (Bündnis für Karlsfeld) hatte eine radikalere Forderung: Er schlug vor, wenigstens eine Spur der Münchner Straße abschnittsweise wegzunehmen: "Aber dafür werden wir wohl noch 30 Jahre beim Straßenbauamt bohren müssen", scherzte er.
Verkehrsreferent Bernd Wanka bilanzierte allgemein: "Der Radverkehr ist hier immer noch zweite Klasse - genauso wie der Fußgängerverkehr." Und er sprach eine weitere Gefahrenstelle an, die im Radverkehrskonzept fehlt: Und zwar vor dem Gesundheitszentrum an der Münchner Straße. Dort würden Paketdienste, Taxen oder Transportdienste regelwidrig auf dem Radweg halten: "Die Stelle muss neu überarbeitet werden und ist ein Beispiel für die Mängel des Radverkehrsgutachtens", so Wanka.
"Wir sollten hier bis zur Eröffnung des Gymnasiums zu Potte kommen"
Grünen-Gemeinderat Thomas Nuber stimmte zu, dass Fahrradständer am S-Bahnhof fehlen. Gleichzeitig kritisierte er, dass die Gemeinderäte das Radverkehrskonzept vor der Sitzung nicht einsehen konnten, obwohl das Datenmaterial sehr umfangreich sei. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) verteidigte sich und sagte, dass an diesem Abend noch keine Entscheidung fällig sei und der Umwelt- und Verkehrsausschuss die Maßnahmen in den kommenden Sitzungen beraten werde. Außerdem werde das Planungsbüro gegen Ende Mai noch einen Endbericht zum Radverkehrskonzept liefern.
Danach wurden die Verkehrsplaner vom Ausschuss noch einstimmig beauftragt, einen Entwurf für eine neue Fahrradrampe am Karlsfelder Bahnhof zu erarbeiten. Sie soll in Richtung des neuen Landkreisgymnasiums führen. Zuvor hatte das Bündnis beantragt, die Verkehrsführung an der Westseite des Bahnhofs zu verbessern, denn: "Fußgänger- und Fahrradwege kreuzen sich hier unnötig oft." Zudem sei die Zufahrt von der Bayernwerkstraße zur Fahrradrampe durch die eng gesetzten Pfosten, vor allem für Lastenfahrräder und Fahrräder mit Anhänger, "extrem schwierig", so das Bündnis. Mit dem neuen Gymnasium sei zu erwarten, dass sich der Fahrradverkehr durch die Bahnunterführung massiv verstärken werde. Die Gemeinderäte und Bürgermeister Kolbe stimmten dem Antrag für eine zusätzliche Fahrradrampe zu, er sagte: "Wir sollten hier bis zur Eröffnung des Gymnasiums im September 2025 zu Potte kommen."