Karlsfeld:Politischer Theaterdonner

Es gibt Ärger um das Kulturkonzept, dass die Karlsfelder CSU kürzlich präsentiert hat. Die Laiengruppe "Muckerlbühne" wirft den Christsozialen jetzt vor, einfach abgeschrieben zu haben.

Gregor Schiegl

Die Leitung der Karlsfelder Amateurtheatergruppe Muckerlbühne attackiert den Karlsfelder CSU-Fraktionsvorsitzenden Stefan Handl scharf. Dessen Antrag auf ein Karlsfelder Kulturkonzept, über das die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichtet hat, fuße tatsächlich auf Ideen der Muckerlbühne.

Karlsfeld: Im vergangenen Jahr spielte die Muckerlbühne Karlsfeld das Stück "Die Tür mit den sieben Schlössern".

Im vergangenen Jahr spielte die Muckerlbühne Karlsfeld das Stück "Die Tür mit den sieben Schlössern".

(Foto: Toni Heigl)

"Das ist alles nur geklaut", sagt Rudi Siegl. "Es stört mich, dass sich die CSU einfach hinstellt und mit Ideen wirbt, die gar nicht die ihren sind." Außerdem seien die Kulturvereine nicht mit eingebunden worden.

Stefan Handl sprach von einer "unnötigen Diskussion". Vieles, was die CSU in ihrem Antrag formuliere, habe schon 2007 in ihrem Wahlprogramm gestanden. Sich um die Frage zu streiten, wer wann welche Idee gehabt habe, bringe nichts. "Selbst wenn es so wäre wie Rudi Siegl sagt: Er soll doch froh sein, wenn wir gute Ideen umsetzen." Davon hätten schließlich alle etwas - auch die Muckerlbühne, "die wir übrigens sehr schätzen".

Dass er mit ungewöhnlich schroffer öffentlicher Kritik einen Streit vom Zaun brechen könnte, kümmert Rudi Siegl wenig. "Der Ärger ist mir egal." Von der Gemeinde erwarte er sich ohnehin nichts mehr, erst recht nicht von der CSU. Was der öffentlichen Attacke noch zusätzlich eine heikle Note verleiht: Siegl ist auch Sprecher der 101 Karlsfelder Vereine.

Seine massive Kritik dürfte allerdings auch viel mit dem Frust zu tun haben, die sich aufgestaut hat, weil die Muckerlbühne seit Jahren erfolglos für eine Freiluftbühne kämpft. "Die Gemeinde hat viele Zusagen nicht eingehalten", klagt Siegl, der seit 24 Jahren bestehende Verein habe wegen der widrigen Umstände zahlreiche Zuschauer eingebüßt. Die Mitgliederzahl sei von fast 100 auf 63 Spieler gesunken. Eine Kindergruppe habe man auflösen müssen, eine Jugendgruppe sei nach Allach ausgewandert. "Wir waren kurz vor tot", klagt Siegl.

Vor vier Jahren, zu ihrem 20-jährigen Bestehen, stellte die Karlsfelder Muckerlbühne bei der Gemeinde einen Antrag auf eine Freilichtbühne. Es war gewissermaßen ein Geburtstagswunsch, damit der Verein endlich einen festen Spielort in der Gemeinde bekommt. Weil auch die anderen Kulturvereine etwas davon haben sollten, arbeitete die Laienbühne gemeinsam mit der Karlsfelder Blasmusik und dem Vivaldi Orchester ein Konzept für ein kleines Freiluft-Festival aus.

"Es ist sehr auffällig, dass sich das CSU-Konzept damit deckt, was wir seit Jahren fordern", sagt auch Rudi Siegls Frau Kathrin, Mitbegründerin und Gruppenleiterin der Muckerlbühne. Es habe auch schon "die Idee für einen gemeinsamen Veranstaltungskalender" gegeben wie im CSU-Antrag. Rudi Siegl: "Die haben alles geklaut bis auf den Vorschlag mit der Seebühne." Und selbst diese Idee stamme nicht von der CSU, sondern vom Gemeinderat Günter Meikis (SPD). Die CSU habe einen politischen Denkanstoß geben wollen, erklärt CSU-Fraktionschef Handl diplomatisch.

Trotz der Verstimmung will die Muckerlbühne die Tür nicht ganz zuschlagen. "Ich freue mich, wenn die CSU auf uns zukommt und alle Kunstvereine und Kulturschaffenden mit ins Boot holt", sagt Rudi Siegl. "Toll wäre ein gemeinsames, umfassendes Konzept."

Anders wird es auch nicht gehen. "Es ist sehr viel Arbeit, das kann einer allein gar nicht alles gestalten", sagt Anni Kolbinger (CSU), der als Kulturreferentin nach dem Konzept eine zentrale Rolle zufiele. "Es müssen alle mitmachen." Und das heißt: auch die Muckerlbühne ungeachtet des politischen Theaterdonners.

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