Baugenehmigung:28 Wohnungen und Einzelhandel für Karlsfeld-West

Lesezeit: 2 Min.

Der alte Supermarktkomplex an der Jägerstraße in Karlsfeld wird abgerissen. An gleicher Stelle ist eine vierstöckige Wohnanlage geplant.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Am alten Supermarkt an der Jägerstraße gibt es nichts mehr, nur noch alte Kaugummis aus einem rostigen Automaten. Der Putz bröckelt von der Fassade, hinter den schmutzigen Scheiben gähnende Leere. Die Tür zu dem kleinen Restaurant, das hier einmal untergebracht war, ist zertrümmert. Nebenan die Alfons-Apotheke, ein flacher Glasbau, ist mit Absperrbändern gesichert. Inhaberin Elisabeth Döbler sperrte 2013 zu, schon damals ging es mit dem Ortsteil bergab. Als letztes verabschiedete sich der Getränkemarkt Klopp aus dem Karree. Seit April 2016 hat er seinen Laden an der Rathausstraße, 50 Meter vom Ortszentrum Neue Mitte entfernt.

Nun wird das alte Gebäude, in dem es einstmals sogar ein Kino gab, abgerissen. Die Nürnberger Firma Project Immobilien Wohnen AG plant auf dem rund 3100 Quadratmeter großen Grundstück den Bau einer vierstöckigen Wohnanlage mit 28 Wohneinheiten und Tiefgarage, drei Etagen plus Staffelgeschoss und Flachdach, Wandhöhe zwölf Meter. Im Erdgeschoss des L-förmigen Baus an der Ecke Allacher und Jägerstraße soll es auch wieder Gewerbe geben. Die Anwohner hoffen, dass Einzelhandel einzieht und damit auch wieder mehr Leben. Abgesehen vom beliebten Café Slanitz herrscht an der Jägerstraße tote Hose. Jahrelang gab es Pläne, einen neuen Supermarkt hochzuziehen, aber das klappte nicht: Die Flächen waren zu klein, die attraktiveren Einzelhandelsstandorte liegen weiter östlich im Zentrum und im wachsenden neuen Ortsteil westlich der Bahn mit fast 3000 Einwohnern.

Auch das gelbe Gebäude, in dem viele Jahre ein Supermarkt und ein Getränkemarkt untergebracht waren, steht leer. Jetzt soll ein neues Bauvorhaben wieder mehr Leben in den Ortsteil bringen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Welche Läden kommen? Und kommen überhaupt welche?

Im Bauausschuss herrschte am Mittwoch gebremste Zuversicht, aber bei manchen auch Sorge. An der Krenmoosstraße bekam der Investor für den Neubau auf dem alten Postareal 2013 die Ladenflächen im Erdgeschoss nicht los - und machte kurzerhand Wohnungen daraus. Johann Willibald (CSU) fürchtet, dass an der Jägerstraße dasselbe passieren könnte. Die sieben geplanten Gewerbeflächen sind zwischen 50 und 80 Quadratmeter groß - aus Willibalds Sicht zu klein für den Handel. Bauamtsleiter Günter Endres wies darauf hin, dass die Bruttogeschossfläche für Gewerbe insgesamt 450 Quadratmeter betrage. Die vielen kleinen Läden seien zunächst auf Anraten der Gemeinde "als Worst-Case-Szenario" zugrunde gelegt worden, weil dies die meisten Stellplätze erfordere. "Wir wollten nicht, dass es daran scheitert", sagte Endres. Größere Einheiten wären weiterhin möglich. "Wie der Besatz letztendlich ausschaut, wissen wir nicht."

Der Stellplatzbedarf ist nach der gegenwärtigen Planung erfüllt: Insgesamt soll es 78 Parkplätze geben, davon 62 in einer Tiefgarage, zehn in einem offenen Innenhof und sechs auf privaten Stellflächen an der Jägerstraße. Für Fahrräder sind 69 Stellplätze vorgesehen. Trotzdem hielten die Architekten nicht alle Vorgaben des Bebauungsplans ein. Der Bauausschuss musste einige Befreiungen beschließen, bevor er dem Antrag zustimmen konnte. Ob die Lärmschutzmaßnahmen ausreichen, muss dann das Landratsamt prüfen. Die Wohnungen bekommen dreifach schallisolierte Fenster. Sobald die ersten Einwohner einziehen wird auch der Teilabschnitt auf der Allacher Straße, auf dem jetzt noch Tempo 50 gilt als 30er-Zone ausgewiesen.

Das kleine Geschäftszentrum an der Jägerstraße ist Geschichte. Die Alfons-Apotheke wurde vor drei Jahren aufgegeben. (Foto: Niels P. Joergensen)

Eine Nein-Stimme

Bündnis-Fraktionssprecherin Mechthild Hofner war die einzige, die gegen die Baugenehmigung stimmte. Ihr war die Bebauung zu verdichtet und zu massiv, was sie auch daran festmachte, dass an der Jägerstraße doch kein Platz mehr für Bäume sein soll, sondern nur noch für Sträucher. Karlsfeld bekomme eine weitere "Wohnstange". Das sei "weder städtebaulich ansprechend noch verkehrstechnisch gut gelöst". Sie erwarte "massive Verkehrsprobleme". Und was das geplante Gewerbe betreffe: Das halte sie nur für "ein Feigenblatt".

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: