Unter freiem Himmel tanzen, elektronische Musik hören und Kunst bestaunen – und das bei freiem Eintritt: Am Freitag und Samstag, 13. und 14. September, steigt das Open-Ear-Festival am Karlsfelder See. In dieser Woche läuft der Endspurt für die rund 20 Helferinnen und Helfer, die das Festivalgelände aufbauen. Zum vierten Mal schon findet heuer das Open-Ear statt – und zum vierten Mal ist der 30-jährige Tizian Sacher aus Dachau Hauptorganisator. Er sagt: „Das Festival ist offen gestaltet, alle sind eingeladen, egal ob man viel oder wenig Geld hat.“
Gerade herrscht Hochbetrieb auf dem Festivalgelände, Teil davon sind der ehemalige Skateplatz, der Garten und das Innere des Karlsfelder Jugendhauses. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bauen nach ihrem Feierabend eine zweite Open-Air-Bühne auf, positionieren Holzpalettenmöbel, basteln oder pinseln an der Dekoration. Zum Open-Ear-Team gehören auch Geflüchtete und drei Menschen mit Behinderung, die beim Aufbau anpacken und während des Festivals hinter der Bar Getränke verkaufen. Diese Menschen einzubinden, war den Organisatoren besonders wichtig, weil etwa Geflüchtete einen schwereren Zugang zum Arbeitsmarkt hätten, sagt Sacher. Und er ist überzeugt: „Durch Arbeit findet gute Integration statt“ – vor allem bei einem Kulturprojekt wie dem Open-Ear.
Organisiert wird das Festival neben Sacher von mehreren Akteuren, darunter der Dachauer Subkulturverein Kurzschluss, das Oktagon-Kollektiv, das Capsule-Crew-Kollektiv, der Kreisjugendring und der Jugendrat Karlsfeld. Die Planungen laufen schon seit Monaten, es soll zwei Open-Air-Bühnen geben, die „Wald“ und „Garten“ heißen, letztere wird im Garten des Jugendhauses stehen.
Dort wird am Festival-Freitag Techno und Hardtechno gespielt, auf der anderen Bühne geht es mit Dub eher entspannt zu. DJs aus der Umgebung werden elektronische Musik „mit viel Bass und Herzblut“ auflegen, so die Veranstalter, aber auch aufstrebende Musiker sollen eine Bühne bekommen. Als Highlight des Festivals wird am Samstag um 20 Uhr der Techno-DJ Marcel Engler alias „Loisach Marci“ mit seinem Alphorn aufspielen, der Volksmusik und Elektro verbindet.
Die Vorfreude ist bereit groß, auch bei Tizian Sacher: „Ich freue mich, dass unser Festival dieses Jahr größer und professioneller wird.“ Unter anderem wird es auf einer Teerfläche den Bereich „Oase“ geben, wo keine Musik gespielt und kein Alkohol ausgeschenkt wird. Dort können sich Feiernde nach dem Abtanzen an einem Kuchenstand sowie Foodtruck mit vegetarischen und veganen Optionen stärken. Wer sich nach dem Essen auspowern möchte, kann am Samstag beim Bobbycar-Wettrennen des Karlsfelder Jugendrats von 12 bis 19 Uhr mitmachen.
Ein Festival „gegen rechts und pro Demokratie“
Zu bestaunen sind in der „Oase“ auch Kunstwerke, die unter anderem Mitglieder des Festivalteams geschaffen haben, bei schlechtem Wetter ist die Kunst im Jugendhaus ausgestellt. Zudem liegen Flyer des Runden Tisches gegen Rassismus aus, denn das Festivalteam setze sich für demokratische Werte ein, sagt Sacher „gegen rechts und pro Demokratie“.
Bleibt nur die Frage: Wie finanziert sich so ein buntes Programm ohne Eintritt zu verlangen? Einerseits durch die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf an der Bar, sagt Sacher, aber auch durch einige Fördermittel durch Unterstützer, wie der Stiftung „Kunst & Kultur“ der Sparkasse Dachau oder der Partnerschaft für Demokratie (PfD) in der Gemeinde Karlsfeld. Auch einige Karlsfelder Firmen unterstützten das Festival und würden etwa Toilettenpapier, Desinfektionsmittel oder Gebäck spenden, erzählt Sacher: „Dadurch haben wir uns mehrere hundert Euro gespart.“ Auch die vielen ehrenamtlichen Helfer tragen dazu bei, dass das Open-Ear kostenlos bleiben kann und mittlerweile fester Bestandteil der Karlsfelder (Sub-)Kultur ist.
Das Open-Ear-Festival beginnt am Freitag, 13. September, um 14.30 Uhr, Musik auf den Open-Air-Bühnen wird bis 23 Uhr gespielt, danach darf nach einer Auflage der Gemeinde bis 0.45 Uhr im Jugendhaus weitergefeiert werden, bis 1 Uhr müssen alle das Gelände verlassen. Gleiches gilt am Samstag, 14. September, Beginn ist aber schon um 12 Uhr.