Karlsfelder Bürgerversammlung:Siebte Stunde: Spielen

38 Bürgerinnen und Bürger haben sich bei der ersten Karlsfelder Online-Bürgerversammlung zugeschaltet. Darin geht es auch um die neue Grundschule, die für Kinder so attraktiv ist, dass sich nun Anwohner beschweren

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Karlsfeld geht online: Zum ersten Mal hat Rathauschef Stefan Kolbe (CSU) seine Bürgerversammlung digital abgehalten. Ein bisschen surreal mutete die Versammlung an, denn der Einzige, der im Bild zu sehen war, war Kolbe selbst mit Kopfhörern und Mikrofon. Alle anderen hatten ihre Kameras ausgeschaltet. Und so sah man rund um den Bürgermeister nur ein Meer aus schwarzen kleinen Kästchen mit Namen. "Es war spannend", sagte Kolbe am Dienstag. Zwar habe er mehr Resonanz erwartet: "Mit über 100 Zuschauern hätte ich schon gerechnet", gab er zu. Es versammelten sich jedoch nur 38 im virtuellen Raum. Doch Kolbe gibt sich "zufrieden". "In der heutigen Zeit muss man die Menschen auf verschiedenen Kanälen erreichen", sagte er der SZ. Im nächsten Jahr, das kündigte er gleich am Montagabend an, werde es wieder eine virtuelle Bürgerversammlung geben. Die Präsenzveranstaltung, die es sonst immer gab, soll zumindest in diesem Jahr nicht fehlen: Sie findet am kommenden Montag, 18. Oktober, um 19 Uhr im Bürgerhaus statt - diesmal allerdings "ohne Blasmusik und Bewirtung", kündigte Kolbe an.

Im Fokus der Jahresbilanz stand das größte Projekt, das die Gemeinde in den vergangenen Jahren geschultert hat: die neue Grundschule an der Krenmoosstraße. "Es ist eine tolle Schule geworden", schwärmte der Bürgermeister. Wenn er mit Karlsfeldern spreche, bekomme er durchweg positives Feedback. Doch Kolbe warb auch um Geduld: Im November werde es einen Tag der offenen Tür geben, dann könne sich jeder die Schule von innen anschauen, versprach er. 648 Kinder werden zurzeit dort unterrichtet. Mit diesem Jahr habe in den ersten Klassen der Ganztagszweig begonnen. Zwei von sechs Parallelklassen sollen künftig den ganzen Tag in der Schule bleiben können, ohne Hort oder Mittagsbetreuung in Anspruch nehmen zu müssen. Als Kooperationspartner für diese Klassen hat Karlsfeld den Kreisjugendring gewonnen, berichtete Kolbe. 300 Essen würden nun täglich an die Schüler ausgeteilt - in zwei Schichten.

Sportanlage Grundschule

Stress mit den Nachbarn: Nach kaum einem Monat ist der Hartplatz der neuen Grundschule für Kinder und Jugendliche gesperrt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Doch bei allem Stolz auf den "gelungenen" Neubau bleibt auch die Schattenseite: Die Gemeinde ist nun hoch verschuldet. Bis Ende des Jahres soll der Schuldenberg laut Kolbe auf 30,6 Millionen Euro wachsen. "Ohne den Neubau wären es nur 4,95 Millionen", sagte er. 41 Millionen Euro hat die Schule gekostet, 15,34 Millionen bekommt die Kommune vom Freistaat als Zuschuss. Kolbe betonte noch einmal, dass dies nötig gewesen sei, denn die Schule sei "eine Investition in die Zukunft", eine "für die Kinder der Gemeinde".

Und die haben bereits das Beste an dem Neubau entdeckt: einen neuen Hartgummiplatz mit Basketballkörben. Ideal für ein Treffen in der Freizeit. Denn das Gelände ist - so wollten es die Gemeinderäte - offen. Zumindest war es das bis vor Kurzem. Inzwischen hat Bürgermeister Stefan Kolbe einen Zaun um den Platz ziehen lassen, damit sich die Kinder und Jugendlichen nachmittags eben nicht mehr dort treffen. Der Grund: Nach kaum einem Monat tobt schon der erste Streit mit den Nachbarn. Ein Vater nutzte die Gelegenheit, um bei der Bürgerversammlung nachzufragen: "Gerade die Grundschüler haben aktuell keine Möglichkeit, einen freien Fußball- beziehungsweise Basketballplatz zu nutzen." Es sei im Interesse vieler, wenn der Platz wieder geöffnet würde. Doch Kolbe erteilte dem eine Absage, auch wenn ein neuer Hartplatz mit Körben nach Nutzung schreie. "Die außerschulische Nutzung ist nicht zulässig", sagte er. Nachbarn hätten sich über den Lärm in den späten Abendstunden und sonntags geklagt, weil dort nicht nur Basketball, sondern auch Musik gespielt worden sei. Es gebe sieben oder acht Bolzplätze in der Gemeinde, erinnerte Kolbe, da sei es den Jugendlichen zumutbar, einen anderen Platz aufzusuchen. Jihan Gözer vom Jugendrat bemerkte, dass nur "wenige sich nicht benehmen konnten". Außerdem hätten sich nur "wenige Anwohner" gestört gefühlt. "Viele Kinder und Jugendliche wünschen sich eine Wiedereröffnung. Können sie damit rechnen?", wollte Gözer wissen. "Wir suchen nach einem Kompromiss", versprach Kolbe daraufhin.

Pavillon am Bolzplatz

Auch bei Regen können sich Jugendliche hier - nahe dem Hallenbad - nun treffen, spielen, einfach abhängen oder auch Musik hören.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Nachdem es bereits seit Jahren Schwierigkeiten zwischen Jugendlichen und den Anwohnern in der Neuen Mitte gibt - letztere würden am liebsten jegliche Treffen am Bruno-Danzer-Platz polizeilich untersagen - hat die Gemeinde nun auf Initiative der aufsuchenden Jugendarbeit, Charide Christin von der Ahe, einen neuen Platz für die Jugendlichen gefunden: den Bolzplatz beim Hallenbad. Damit die Teenager sich dort auch bei schlechtem Wetter aufhalten können, hat der Bauhof nun einen Pavillon für sie errichtet. "Ich wünsche mir, dass er angenommen wird und nicht zerstört", sagte Kolbe.

Ein Karlsfelder wollte wissen, was die Gemeinde gegen die Poserszene unternehme. Der Lärm sei unerträglich, zudem sei sie gefährlich. Kolbe versicherte, deshalb mit der Polizei in Kontakt zu stehen. Man versuche mit Zivilstreifen, der Szene beizukommen. Ein anderer machte sich Sorgen, dass es nun bald keine Corona-Testmöglichkeiten mehr in Karlsfeld geben könnte. Doch der Bürgermeister beruhigte: Bis Ende des Jahres bleibe die Station im Bürgerhaus jeweils montags bis donnerstags geöffnet. Freitags bis sonntags könne man sich im Kornelius-Pfarrheim testen lassen.

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