Für viele berufstätige Eltern ist es jedes Jahr eine Herausforderung, ihre Kinder über die Sommerferien hinweg sechs Wochen lang zu beschäftigen. Oft sind die Familien froh, wenn in ihrer Nähe Ferienprogramme angeboten werden - wie bis zuletzt in Karlsfeld. Dort hat die Gemeinde bislang das Programm "Mini-Karlsfeld" organisiert, an dem im vergangenen Sommer rund 1300 Kinder teilgenommen haben. Doch in diesem Jahr fehlt das notwendige Personal, das Feriendorf der gemeindlichen Jugendarbeit wurde deshalb ersatzlos gestrichen. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) schreibt dazu: "Die Absage bedauere ich sehr, da die Nachfrage für Mini-Karlsfeld sehr gut war." Der Personalmangel betrifft aber nicht nur das Ferienprogramm, sondern wirkt sich auch negativ auf die Jugendarbeit in der Gemeinde aus.
Bisher fand Mini-Karlsfeld in den ersten drei Sommerferienwochen rund um das Jugendhaus am Karlsfelder See statt. Für die Sechs- bis Zwölfjährigen wurden etwa Bastelaktionen angeboten, Rathausrallyes, Besuche der Kläranlage oder eines Reiterhofs, Schach für Kinder oder Abende am Lagerfeuer. Doch all dies kann die gemeindliche Jugendarbeit heuer nicht mehr stemmen, denn: Mitte des Jahres haben gleich drei Mitarbeiter des Jugendhauses gekündigt, daher sind dort aktuell nur noch zwei Jugendarbeiter beschäftigt, so Bürgermeister Kolbe. Nach den drei Kündigungen habe die Gemeinde zeitnah entschieden, dass Mini-Karlsfeld heuer aus "organisatorischen Gründen" ausfallen muss, ein Programm wurde gar nicht erst ausgearbeitet.
"Ich kenne viele Eltern in meinem Umfeld, die Mini-Karlsfeld gerne genutzt hätten."
Tamara Inan, Mutter aus Karlsfeld, findet es "extrem schade", dass Mini-Karlsfeld heuer abgesagt wurde. Im vergangenen Jahr hat auch ihre sechsjährige Tochter eine Woche lang daran teilgenommen. Glücklicherweise könne in diesen Sommerferien die Oma bei der Betreuung einspringen, erzählt Tamara Inan, die als Bürokauffrau arbeitet: "Aber ich kenne viele Eltern in meinem Umfeld, die Mini-Karlsfeld gerne genutzt hätten", denn damit wären deren Sorgen um die Betreuung während der sechs Wochen schon kleiner geworden.
Die Karlsfelder Grünen-Gemeinderätin Heike-Miebach, die selbst drei Kinder hat, weiß von Eltern aus der Nachbarschaft, die Mini-Karlsfeld sehr geschätzt haben, weil die Kinder dort von morgens bis spätnachmittags gut aufgehoben waren und ein Mittagessen bekamen: "Und zwischendrin konnte man selbst arbeiten." Miebach hofft, dass die Gemeinde es schafft, längerfristig pädagogische Mitarbeiter zu finden: "Aber das ist im sozialen Bereich gar nicht so einfach, weil die Nachfrage nach Personal einfach wahnsinnig groß ist."



Doch das fehlende Personal in der Jugendarbeit ist auch über das Ferienprogramm hinaus ein Problem, sagt der Vorsitzende des Karlsfelder Jugendrats Jiyan Göcer. Denn der Fachkräftemangel beeinflusst auch die Öffnungszeiten des Jugendhauses. Vor den Sommerferien mussten Karlsfelderinnen und Karlsfelder am Zaun vor dem Jugendzentrum (JUZ) immer wieder lesen, dass es aus personellen Gründen geschlossen bleibt. "Unter den Jugendlichen gab es deswegen eine große Unsicherheit, wann es überhaupt offen ist", so Göcer.
Das Problem besteht schon länger. Bereits vor einigen Wochen hatten die zwölf Jugendrätinnen und Jugendräte einen Brief an den Gemeinderat geschrieben, weil das Jugendhaus häufig geschlossen bleibt. In dem Schreiben betonten sie, wie wichtig das JUZ für sie ist. Göcer sagt: "Es ist der einzige öffentliche Treffpunkt für die Jugend in Karlsfeld und deswegen ein wichtiger Ort." Denn dort könnten Pädagogen Karlsfelder Jugendliche auffangen, die etwa auf die falsche Bahn geraten sind oder nur jemanden zum Reden brauchen, sagt der 19-Jährige. Deshalb fordert er: "Die Verantwortlichen in der Gemeinde sollten so schnell wie möglich dafür sorgen, dass genug Personal für das Jugendhaus zur Verfügung steht."
Außerdem kritisiert Göcer, dass bereits 2016 ein bisheriger Treffpunkt für die Jugend - die Skateanlage am See - eingestampft wurde, weil sich die Gemeinde die Sanierung nicht leisten konnte: "Wenn man uns jetzt auch noch das Jugendhaus wegnimmt, haben wir hier in Karlsfeld gar nichts mehr." Bürgermeister Stefan Kolbe schreibt dazu: "Zur personellen Thematik in der Jugendarbeit gibt es gerade Überlegungen, wie die Gemeinde das Thema zukünftig lösen wird", konkret wird er nicht. Ziel des Gemeinderats sei aber, dass das Jugendhaus künftig wieder regelmäßig öffnet. Was Mini-Karlsfeld betrifft, versucht Bürgermeister Kolbe optimistisch zu bleiben: "Im nächsten Jahr soll es wieder weitergehen."
Weitere Ferienprogramme
Neben Bilderbuch-Lesungen bietet die Karlsfelder Gemeindebücherei ein kostenloses Sommerferienprogramm, am 9. August um 10 Uhr steht es unter dem Motto "Pokémon - Spiel und Spaß rund um die beliebten Taschenmonster". Am 16. August ab 10 Uhr geht es um "Ozeane - Entdecke die Meere unseres Planeten", beide Veranstaltungen eignen sich für Kinder ab sieben Jahren, Anmeldung über die Gemeinde-Website. Auch die Stadt Dachau organisiert in den Sommerferien Aktionen und Ausflüge für Kinder und Jugendliche, die aus dem Landkreis kommen. Es gibt noch einige Restplätze, etwa für das Zeltlager in Ainhofen, den Ausflug zum Mini-Billardspielen am 24. August oder den Workshop "Waldkünstler" am 29. August. Zu finden ist das Programm unter www.unser-ferienprogramm.de/dachau .