Karlsfeld:Mehr Raum für Einzelberatungen

Karlsfeld: Die Sommeraktion "Mini-Karlsfeld" endete im vergangenen Jahr mit einem Besucherrekord: 1000 Kinder nahmen teil.

Die Sommeraktion "Mini-Karlsfeld" endete im vergangenen Jahr mit einem Besucherrekord: 1000 Kinder nahmen teil.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Karlsfelder Gemeinderäte sind von ihrer gemeindlichen Jugendarbeit beeindruckt und investieren bereits jährlich fünf Millionen Euro in die Betreuung des Nachwuchses. Und doch, es reicht nicht

Von Petra Neumaier, Karlsfeld

Fast fünf Millionen Euro: Diesen hohen Betrag ließ sich die Gemeinde Karlsfeld allein im vergangenen Jahr für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen kosten. Geld, das - so die Meinung der Gemeinderäte - nicht besser angelegt werden könnte. Und auch Max Haberl, Leiter der kommunalen Arbeit für Kinder und Jugendliche, bestätigte: "Dass wir in der Sozialraumanalyse des Landkreises gut dastehen, dürfen wir uns auf unsere Fahne schreiben." Dennoch war die Bestürzung einiger Gemeinderäte nach den Jahresberichten 2013/2014 der einzelnen Einrichtungen groß. "Es ist erschreckend, dass sich immer mehr Externe um Kinder kümmern müssen, weil die Eltern keine Zeit mehr haben", sagte unter anderem Johann Willibald, CSU.

Jugendhaus, Streetwork, Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) - das Angebot an Aktivitäten, Betreuung, Beratung und Hilfen ist in Karlsfeld vielfältig und groß. Allein das Jugendhaus stellt eine Besonderheit dar: Vier pädagogische Mitarbeiter kümmern sich um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Bis 2014 stand ihnen noch ein Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) zur Seite. Dass er jetzt wegfällt, ist für die Sozialpädagogin Beate Hartmann ein großer Verlust. Vor allem der Beratungsbedarf ist in den vergangenen Monaten gestiegen.

Weil die Jugendlichen durch Nachmittagsunterricht weniger Zeit für ihre Freizeit haben, müssten zudem jetzt Projekte über längere Zeiträume angeboten werden. Dabei legen Beate Hartmann und ihre Kollegen großen Wert darauf, dass die Jugendlichen selbst die Themen gestalten. "Das fördert die Identifikation und Bindung", war Jugendreferentin Venera Sansone begeistert. Als "Renner" erwies sich im vergangenen Jahr die Veranstaltung "Mini-Karlsfeld". Hier durften sich in den Ferien Sechs- bis 14-Jährige austoben. 1000 Kinder waren der absolute Rekordbesuch. Zwar gewünscht, aber nicht sonderlich angenommen, war hingegen "Maxi-Karlsfeld" für Jugendliche ab zwölf Jahren. Beate Hartmann: "Viele verreisen halt doch in die Heimatländer ihrer Eltern", vermutet sie. Neben der Kulturpädagogik (2013 Musik & Graffiti; 2014 Video-Dreh und Street Art) ist für sie weiterhin die Medienpädagogik ein wichtiges Thema: Schwerpunkte sind Internet und soziale Netzwerke sowie die Aufklärung zum Thema Datenschutz und Mobbing. Dazu werden verstärkt Veranstaltungen stattfinden.

Mehrere durchgängige Konzepte zu diesem Thema möchte auch Christina Rechl an den Schulen einführen. Sie arbeitet als Schnittstelle zwischen Schule und Jugendhilfe in Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) in der Mittelschule. Zudem hofft sie, die Klassensprecherseminare weiter anbieten zu können. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind zunehmend Einzelfallhilfen: Im Jahr 2013 waren es noch 28 Prozent bei den deutschen Kindern, im vergangenen Jahr schon 41 Prozent. Als Grund nannte Rechl den enormen Leistungsdruck der Schüler - ausgelöst von der Einführung der Ü- und Modellklassen. "Zum Teil haben die Jugendlichen schwere psychische Probleme und es gab bedauerlicherweise viele Einweisungen in die Kliniken", berichtete die Sozialpädagogin. Auch gab es die eine oder andere "Kindswohlgefährdung", in ein bis zwei Fällen mussten sie anderweitig untergebracht werden. Diese, wie auch der Bericht der Streetworkerin Christiane Hagitte machten die Gemeinderäte betroffen. "Wir brauchen mehr Raum für Einzelberatungen", forderte Jugendreferentin Venera Sansone. Hiltraud Schmidt-Kroll (SPD) bedauerte, dass das Jugendcafé geschlossen werden musste. In dieser gemeindlichen Einrichtung wurden arbeitslose Jugendliche gefördert. "Der Landkreis sollte dieses Modellprojekt unterstützen. Hierher kamen Jugendliche, die sonst nirgends eine Chance haben."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: