Es ist Freitagnachmittag. Man trifft einen Bekannten: "Na, wo gehst du denn hin?" Die Antwort lautet: "Zum Marktplatz, heute ist doch Wochenmarkt wie jeden Freitag." Doch Vorsicht! Der Marktplatz in Karlsfeld ist nicht mehr das, was sein Name vorgibt zu sein: Seit diesem Frühjahr findet der Wochenmarkt in der zweitgrößten Gemeinde des Landkreises nämlich auf dem Bruno-Danzer-Platz statt, im Geschäftsviertel der sogenannten Neuen Mitte.
Davor hatten die Händler ihre Waren jahrzehntelang auf einem namenlosen Karree an der Rathausstraße angeboten, dem die Gemeinderäte erst im Jahr 2021 eine passende amtliche Bezeichnung verpassten: "Marktplatz". Etwas spät, da ja der Markt nur zwei Jahre später auf besagten Bruno-Danzer-Platz abgewandert ist. Auf dem Marktplatz gibt es - sicher zum Bedauern der umliegenden Geschäfte und Gastronomiebetriebe - keine Gemüse- und Obststände, keine Käsehändler und Metzgerwagen mehr.
Am Kirchweg befindet sich keine Kirche
Das passt ins Bild der irreführenden Straßennamen, die ein Karlsfelder Phänomen zu sein scheinen. So befindet sich in der Verlängerung der Rathausstraße am Kirchweg, der die sogenannte Neue Mitte durchschneidet, selbstverständlich kein Gotteshaus. Man ist ja schließlich in Karlsfeld.
Allerdings kann man von dort aus die Kirche Sankt Anna immerhin sehen. Unweit davon ist auch eine zweite Rathausstraße zu finden, die mit der ersten nicht verbunden ist und an der natürlich die Gemeindeverwaltung nicht liegt. Ein Ortsfremder, der vielleicht ins Einwohnermeldeamt will, weil er neu zugezogen ist, könnte hier zwischen Bajuwaren- und Krenmoosstraße bei der Suche nach dem namensgebenden Rathaus jedenfalls ganz schön ins Schwitzen kommen.
Letztens kündigte einer der Marktstandl-Betreiber auf dem Bruno-Danzer-Platz an, dass sie eine Woche später mit ihren Wagen wegen einer Veranstaltung auf den Rathausplatz umziehen müssten. Da musste man ihn in Besserwisser-Manier korrigieren: "Der heißt nicht Rathaus-, sondern Marktplatz."