Karlsfeld:Entscheidung zum Anna-Quartier vertagt

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Auf den Gebäuden im zukünftigen Anna-Quartier sollen die Dachflächen zu 60 Prozent aus versickerungsfähigem Gründach bestehen. (Foto: MOW Architekten)

Der Gemeinderat hat viele Korrekturwünsche zum Bebauungsplan des einstigen Ludl-Geländes, besonders beim Hochwasserschutz. Doch die Lokalpolitiker hatten kaum Zeit, die 580 Seiten Planungsunterlagen zu studieren.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Mehr als zwei Jahre ist es her, dass der Karlsfelder Gemeinderat beschlossen hat, den Bebauungsplan für das Ludl-Gelände an der Münchner Straße zu ändern, das jetzt den Namen „Anna-Quartier“ trägt. Eigentlich wollten die Kommunalpolitiker in ihrer Oktober-Sitzung die vorgebrachten Stellungnahmen zur bisherigen Planung und die vorgenommenen Änderungen diskutieren und dann den Billigungsbeschluss fassen. Doch angesichts der vielen Korrekturen und Klarstellungen, die nach der Diskussion noch vorzunehmen sind, beantragte Adrian Heim (Bündnis für Karlsfeld), erst in der November-Sitzung endgültig zu entscheiden. Dem Antrag auf Vertagung schloss sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Heike Miebach an und begründete dies damit, dass kaum einer der ehrenamtlichen Gemeinderäte Zeit gehabt haben dürfte, die vor einer Woche verschickten 580 Seiten Planungsunterlagen genau zu studieren.

Der Investor CG Elementum hatte das Grundstück des ehemaligen Ludl-Bauernhofs im Jahr 2021 gekauft. Dort soll ein Mix aus Wohnen, Arbeiten und Nahversorgung entstehen. In der Sitzung stellten nun Adrian Merdes vom Planungsbüro TB Markert und Anwalt Mathias Reitberger die Änderungen gegenüber dem vorigen Entwurf für das rund 40.000 Quadratmeter große Areal vor, zu denen auch eine geringfügige Erhöhung der Geschossflächenzahl für das Gesamtgelände von 1,63 auf 1,68 gehört. Das Hotel-Hochhaus an der Münchner Straße soll nun 39 Meter hoch werden.

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Das Ludl-Gelände in Karlsfeld ist seit Jahren ungenutzt. Hier tobt ein "Kampf um Flächen". Gemeinde und Investor streiten um fehlende Spielplätze. Dabei sollte das Anna-Quartier mitsamt Hotel-Tower und Rooftop-Bar ein Vorzeigeprojekt werden.

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Ganz wesentlich sei, so betonte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), dass für ein Baugebiet dieser Größe unbedingt mehr Versickerungsflächen für Starkregenfälle zwischen den Gebäuden notwendig seien. Laut einem Gutachten ist dafür ein Rückhaltevolumen von 736 Kubikmeter notwendig, das bei der Umsetzung nachzuweisen ist. Darüber habe man auch mit dem Wasserwirtschaftsamt gesprochen, erklärte der Planer. Man werde außerdem sogenannte Grundwasserfenster schaffen, um die Aufstauung zu reduzieren. Zudem werde festgelegt, dass die Dachflächen zu 60 Prozent aus versickerungsfähigem Gründach bestehen müssten. Eine Ausnahme gelte für den Hotel-Tower, wo 30 Prozent ausreichen sollen.

Zu Schallschutz, Umweltschutz, Baumpflanzungen, Verkehr sowie Stell- und Abstandsflächen waren Stellungnahmen eingegangen, die berücksichtigt werden mussten. Weitere Änderungen sind beim Immissionsschutz vorgesehen. So müssen aufgrund einer Forderung der Umweltabteilung des Landratsamts die Kamine des benachbarten Heizkraftwerks auf 32,5 Meter erhöht werden. Das soll in einem städtebaulichen Vertrag zwischen Investor und Gemeinde festgeschrieben werden. Hauptgegenstand in solchen Verträgen sind Maßnahmen, deren Folgekosten vom Investor zu tragen sind, was etwa auch für Spielplätze gilt. So sind für 25 Quadratmeter Wohnfläche im Anna-Quartier 1,5 Quadratmeter Spielplatz zu schaffen.

Eine Kreuzung sorgt für Streit

Die meisten Beschlüsse zu den einzelnen Stellungnahmen wurden einstimmig gefasst, jedoch gab es gleich acht Gegenstimmen von Bündnis und Grünen, als es um den Kreuzungsbereich von Münchner Straße und Gartenstraße ging. Dort hatte der Bund Naturschutz auf die beschwerliche und bisweilen gefährliche Situation für Fußgänger und Radfahrer hingewiesen. Beschlossen wurde jetzt, dass es rechts und links der Gartenstraße zwei oberirdische, ampelgesteuerte Fußgängerüberwege geben werde. Damit seien die Mindestanforderungen erfüllt, eine Unterführung mit Rampen sei aufgrund der Platz- und Grundstücksverfügbarkeit nicht machbar, heißt es dazu in der Beschlussvorlage.

Als Heim und Miebach nach gut zwei Stunden die Vertagung des endgültigen Billigungsbeschlusses für den geänderten Bebauungsplan beantragt hatten, zeigte sich Christian Bieberle (CSU) skeptisch, ob es dadurch nicht weitere Verzögerungen geben werde. Da konnte Bürgermeister Kolbe beruhigen. Für die Öffentlichkeit und die sogenannten Träger der öffentlichen Belange werde der Plan ohnehin erst erneut ausgelegt, wenn der dazugehörige städtebauliche Vertrag über vom Investor zu tragende Folgekosten abgeschlossen sei. Kolbe rechnet damit, dass das bis zur November-Sitzung der Fall sei.

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