Süddeutsche Zeitung

Neue Planung in Karlsfeld:Schöner, besser, grüner

Bauausschuss, Verwaltung und Architekten haben das Konzept für die Gestaltung des Ludl-Areals in Karlsfeld überarbeitet. Nun berät der Gemeinderat darüber

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Zuletzt begeisterten die Planungen für das Ludl-Areal an der Münchner Straße in Karlsfeld wohl niemanden - außer vielleicht die Investoren. Nüchtern reihten sich die Bauklötze aneinander. Der viel diskutierte große Platz war praktisch verschwunden. Das Modell schockte die Bürger bei der Informationsveranstaltung Anfang Mai, denn die Gebäude waren massiv angewachsen - wuchtig und hoch. Der Charme des ersten Entwurfs fehlte. Alles erinnerte stark an die Neue Mitte, deren Architektur nur wenige zu schätzen wissen. Doch jetzt gibt es ein neues, komplett überarbeitetes Konzept, über das der Gemeinderat an diesem Donnerstag, 25. Juli, von 19 Uhr an diskutieren will. Am Ende soll die Aufstellung des Bebauungsplans stehen.

Nach SZ-Informationen hat sich nun vieles wieder zum Besseren gewendet. Der Architekt der Investoren, Klaus Kehrbaum, drückt es so aus: "Der kalte Regen war wichtig. Wir sind aufgewacht." In den vergangenen Wochen haben Bauausschuss, Verwaltung, Städteplaner und Architekt mit diversen Experten hinter verschlossenen Türen heftig miteinander gerungen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Anfangs konnte Kehrbaum noch seine Visionen ausleben, doch inzwischen gibt es für jedes Baufeld einen Investor, der eigene Vorstellungen hat. Auf denen habe der zweite Entwurf basiert, erklärt der Architekt. Bürgermeister und Gemeinderäte legten jedoch auf die Aufenthaltsqualität in dem 40 000 Quadratmeter Gebiet enormen Wert, sowie auf die Elypse an der Münchner Straße, die Investor Lidl wiederum gar nicht gefiel. "Die ist unrentabel", klagte Lidl laut Kehrbaum. Doch die Gemeinde bestand darauf. Und so dominiert sie im neuen Modell wieder das Baugebiet. 36 Meter soll sie nach derzeitigem Konzept hoch werden, deutlich höher als die Neue Mitte mit ihren maximal 24 Metern. Ob der Gemeinderat das mitträgt, wird sich an diesem Donnerstag weisen.

Deutlich verändert hat sich nach dem Veto vom Landesamt für Denkmalpflege und dem Kreisbaumeister auch der Abstand zur Ludl-Kapelle. Sie steht künftig nicht mehr vor einer hohen fünfgeschossigen Wand, sondern in einem grünen Anger. Das nächste Gebäude muss einen Mindestabstand von 20 bis 25 Metern haben und darf höchstens eingeschossig werden, so der derzeitige Kompromiss. Auch die grüne Achse dahinter wird aufgeweitet: statt zwölf Metern soll sie nun 17 Meter weit werden. "Man darf sie sich aber nicht als Park oder grüne Wiese vorstellen. Es wird ein Geh- und Radweg unter Bäumen und grünen Dächern", so der Architekt. Gleichzeitig ist dieser eine Feuerwehrzufahrt.

Neu ist auch das Konzept der Tiefgarage: Um den Grundwasserstrom nicht allzu sehr zu stören, will man diese möglichst klein halten. Ein Experte hat sich nun Gedanken gemacht, wie man die verschiedenen Nutzungen zusammenbringen kann. Wer im Supermarkt einkauft, geht vielleicht auch in den Getränkemarkt oder bringt sein Kind in die Kita. Dafür braucht nicht jede Einrichtung, jeder Markt eigene Stellplätze. Und das Hotel muss den meisten Gästen erst abends Parkplätze bieten. Ob die Idee Erfolg hat, wird aber erst der Gemeinderat entscheiden.

Verkehrstechnisch sieht der dritte Entwurf nun eine Ampel auf der Münchner Straße vor, die bei Bedarf Fußgänger überqueren lässt. Die Autos, die auf das Ludl-Gelände fahren, dürfen nach momentanem Diskussionsstand nur 20 Stundenkilometer fahren, am hinteren Platz sogar noch weniger. Auf diese Weise müsste keine Straße angelegt werden.

Um keinen Schleichverkehr auf der Nibelungenstraße zu haben, soll ein Teil zur Fußgängerzone werden, so Kehrbaum. Nur von Osten dürfen Autos hereinrollen, damit die Anwohner zu ihren Häusern fahren können, so die Idee. Für ein Café oder Restaurant auf dem hinteren Platz gibt es laut Kehrbaum bereits mehrere Bewerber. Der Architekt ist beeindruckt von der Intensität, mit der die Gemeinderäte mitgeplant haben.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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