Für seine Jahresausstellung hat der Kunstkreis Karlsfeld das Thema „Träume“ ausgewählt: Es ist ein Sujet, das Raum lässt für fantasievolle Imaginationen, das Spiel mit Wunschbildern oder auch die bildhafte Umsetzung von beängstigenden Vorstellungen. Entsprechend breit ist auch das Spektrum der Arbeiten, die bis Sonntag, 24. November, jeweils am Wochenende in der Galerie Kunstwerkstatt am Drosselanger in Karlsfeld zu sehen sind. Dabei wird sichtbar, wie unterschiedlich die 26 Mitglieder des Kunstkreises das Thema auffassen und mit welch unterschiedlichen Materialien sie ihre Traumbilder umgesetzt haben.
Das Ungreifbare eines Traumbildes drückt sich vor allem in Arbeiten aus, die im Abstrakten bleiben. Die Träume von Liz Schinzler etwa nehmen die Form teils gerundeter, teils fließender, stark bewegter Farbpartien an. Das Luzide ihrer Traumwelten drückt die Künstlerin mit hellem Ocker, Grau und Weißtönen aus. Eleonore Welscher dagegen setzt in ihrer großformatigen Arbeit abstrakte Formen um, die an im Raum schwebende Bänder erinnern, vor einem dunklen Sternenhimmel. Bei Renate Haffner sind es grüne, gelbe oder rote Farbverläufe, die von etwas Schwarz bedroht, den „Traum vom Glück“ – so der Titel des Bildes – für sie bedeuten.
Ein exaktes Datum, den 30. Dezember 2003, verbindet sich für Aysim C. Woltmann mit einem Traumbild, das trotz seiner Gegenständlichkeit Rätsel aufgibt: Eine nackte Frau mit schöner, rot wallender Haarpracht ruht in dieser großformatigen Arbeit auf einem Sofa, über ihr die aufgehende Morgensonne. Die Symbolik der Dinge, die die Frau umgeben, verorten das Geschehen dennoch in einer geheimnisvollen Traumwelt, etwa die goldene Krone auf ihrem Kopf oder die abgeschnittene Haarlocke.
Beim überwiegenden Teil der gezeigten Werke kamen Leinwand und Acrylfarben oder, wie bei Woltmann Öl, zum Einsatz. Ganz andere Materialien haben Rosa Quint und Norbert Röhrle gewählt. Quint, Dozentin an einer Malakademie in München, hat ihren Träumen die Form eines runden Gebildes aus Draht gegeben. Im Inneren laden kleine Gegenstände, wie ein Glöckchen oder ein roter Bindfaden, als Traum-Versatzstücke zur persönlichen Deutung ein. Norbert Röhrle hat Steine in verschiedensten Formen mitgebracht, die er mit Farbstiften bemalt hat, und zwar meist schon an den Fundstellen in Kroatien, wo er sich durch die Umgebung inspirieren lässt. Fische sind hier im Geflecht roter und blauer Linien zu finden oder auch die Arme eines Oktopus. Das Meer als Traumlandschaft.
Bei Anita Neuhaus lodern die Träume wie Flammen aus einem weiblichen Kopf. Wie Neuhaus ist auch Ottilie Patzelt Gründungsmitglied des Kunstkreises und versteckt in ihrem Werk kleine Geschöpfe, mal Mensch, mal Tier, in einer grün-blauen Traumlandschaft. Der Leiter des Kunstkreises Karlsfeld, Klaus-Peter Kühne, hat eine Fotografie beigesteuert, in der sich Schaufensterspiegelungen zu einem mehrdeutigen Vexierbild verbinden.
Luxuriöses Kreuzfahrtschiff trifft auf überladenes Flüchtlingsboot
Sehr fröhlich wirkt eine Arbeit des ehemaligen Kunstlehrers Meinhart Meyer, bei der er Holz mit Acrylfarbe bemalt hat: Dabei versuchen schwarze, an Hände erinnernde Teile, offensichtlich vergeblich, den nach außen und oben drängenden Traum zurückzuhalten: „Des Tagträumers Erinnerung“ hat Meyer sein Werk benannt. Dass Wunschträumen nicht selten Albträume gegenüberstehen, diesen Gedanken hat Carin Szostecki umgesetzt. „Bilder im Kopf“ nennt sie eine Mixed-Media-Installation mit einem Dutzend Collagen in Kopf-Form, in denen sich Wunsch und Wirklichkeit in herausforderndem Kontrast gegenüberstehen.
Da ist auf der einen Seite des Kopfes das Deck eines luxuriösen Kreuzfahrtschiffes zu sehen – und auf der anderen Seite ein überladenes Flüchtlingsboot. Oder das traumhafte Südseeidyll mit menschenleerem Strand und Palme kontrastiert mit der ernüchternden Realität eines Hochhauses. Stille, vielleicht ja auch langweilige Stille hier, und dort eng miteinander verzahntes Leben mit allen Vorteilen moderner Infrastruktur. Szosteckis Botschaft: In unseren Wunschträumen steckt oft genug auch das albtraumhafte Gegenbild. Zusammen ergeben sie das Bild einer von Gegensätzen geprägten, komplexen Welt, die in unseren Traumwelten vorkommt.
Die Ausstellung des Kunstkreises Karlsfeld in der Galerie Kunstwerkstatt, Drosselanger 7 in Karlsfeld, ist geöffnet am Samstag, 16., und Sonntag, 17. November, sowie am darauffolgenden Wochenende, 23. und 24. November, jeweils von 14 bis 18 Uhr.