Süddeutsche Zeitung

Karlsfeld:Weniger Autos, mehr Solaranlagen

Bis August soll das Klimaschutzkonzept der Gemeinde fertig sein. Rund 470 Ideen dafür hatten Bürgerinnen und Bürger eingebracht. Vor Kurzem hat sich der Umweltausschuss auf 33 Maßnahmen geeinigt.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Bis 2030 sollen in Deutschland 65 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid als im Jahr 1990 produziert werden, dieses Ziel hat sich die Bundesregierung gesetzt. Auch die Gemeinde Karlsfeld will ein Zeichen setzen und arbeitet seit rund eineinhalb Jahren an einem Klimaschutzkonzept. Bis August diesen Jahres soll es fertig werden. Vor Kurzem hat sich der Umwelt- und Verkehrsausschuss auf 33 Klimaschutzmaßnahmen für Karlsfeld geeinigt.

Zuvor hatten auch Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen eingebracht: Im vergangenen Oktober fand ein Klimaschutz-Workshop im Bürgerhaus statt, zudem konnten sie ihre Vorschläge auf einer digitalen Ideenkarte im Internet loswerden. Insgesamt seien dabei rund 470 Ideen eingegangen, welche gesammelt und aufbereitet wurden, berichtet die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Karlsfeld Franziska Reitzenstein. Bei dem Klimaschutz-Workshop sprachen sich einige Karlsfelderinnen und Karlsfelder für mehr grüne Energie in ihrem Wohnort aus, sie wünschten sich etwa mehr Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden.

Dieser Wunsch wurde in den Maßnahmenkatalog integriert, unter dem Handlungsfeld "Energie". Ziel sei zu prüfen, wo weitere Photovoltaikanlagen auf Gebäuden und Freiflächen der Gemeinde montiert werden können. Bisher betreibt die Gemeinde zwei Solaranlagen, auf der Grundschule in der Krenmoosstraße und auf der Kindertagesstätte im Lärchenweg. Darüber hinaus stellt sie drei Flächen für Bürgerphotovoltaikanlagen zur Verfügung, am Sportpark, Wasserwerk und Bauhof. Seit 2011 betreibt die Gemeinde zudem ein Biomasseheizkraftwerk, es soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Als Brennstoff kommen primär Hackschnitzel aus naturbelassenen heimischen Hölzern zum Einsatz.

Wie Karlsfelds Energie- und Treibhausgasbilanz insgesamt aussieht, hat Miranda Thiele vom Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) in Rosenheim analysiert und diese beim Klimaschutz-Workshop vorgestellt: Die meisten CO₂-Treibhausgase in der Gemeinde werden demnach mit etwa 38 Prozent durch private Haushalte verursacht, den zweitgrößten Anteil nimmt der Verkehr mit rund 35 Prozent ein, darauf folgt die Industrie mit etwa 14 Prozent.

Deshalb will die Gemeinde auch im Bereich Mobilität handeln, um CO₂ einzusparen. Das Verkehrsaufkommen in Karlsfeld ist groß, unter anderem wegen der B304 - ein Nadelöhr für den Pendlerverkehr nach München. Die geplanten Maßnahmen: Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, Optimierung und Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Nahverkehrs, Ausweisung neuer Fahrradstraßen und Prüfung von Sharing-Angeboten. Bei der Straßenbeleuchtung will die Gemeinde auf LED umrüsten und kommunale Gebäude energieeffizient sanieren. Jedoch bleibt fraglich, ob diese ehrgeizigen Ideen auch in die Realität umgesetzt werden. Schließlich kämpft die Gemeinde schon seit Jahren mit ihrer prekären Haushaltslage. Die Generalsanierung des Karlsfelder Hallenbades etwa wird seit Jahren nach hinten verschoben.

Im Rathaus soll weniger Papier verbraucht werden

Allerdings stehen auch Maßnahmen im Katalog, die weniger kostenintensiv sein dürften. Geplant ist etwa, dass Karlsfeld Informationsveranstaltung zum Umweltschutz organisiert und dem "Klima-Bündnis" beitritt, ein 1990 gegründetes Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich verpflichtet haben, das Weltklima zu schützen. Im Rathaus soll außerdem auf Recycling-Papier umgestellt und der Papierverbrauch reduziert werden, indem digitale Arbeits- und Kommunikationsstrukturen ausgebaut werden. Vorgesehen ist auch, dass die Gemeinde ihre Energieberatungsangebote ausbaut. Derzeit wird schon eine kostenlose Energiesprechstunde im Rathaus angeboten. Sie richtet sich an Karlsfelder Haus- und Wohnungsbesitzende, die energetisch sanieren wollen oder Bürger, die im Alltag Energie und Geld sparen möchten, schreibt die Gemeinde auf ihrer Website.

Ein Vorschlag von der digitalen Ideenkarte war zudem, eine Baumschutzverordnung in der Gemeinde zu erlassen. Dieser Punkt wurde auch im Maßnahmenkatalog aufgenommen, so Franziska Reitzenstein. In Dachau hat sich der Stadtrat bereits im vergangenen Juli dafür entschieden. Seitdem stehen Bäume mit einem Stammdurchmesser von mindestens 31,8 Zentimeter in der Stadt Dachau unter einem besonderen Schutz. Wer einen solchen Baum, der in der Regel zwischen 30 und 50 Jahre alt ist, fällen will, muss zuvor bei der Stadt eine Genehmigung einholen.

Wie die Karlsfelder Klimaschutzmaßnahmen konkret aussehen, wird in den kommenden Monaten ausgearbeitet und anschließend im Klimaschutzkonzept zusammengefasst, erklärt Reitzenstein. Danach wird das Konzept im Gemeinderat vorgestellt und endgültig darüber beschlossen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5741047
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/jesc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.