Konzert im Karlsfelder Bürgerhaus:Ansprechend und anspruchsvoll

Konzert im Karlsfelder Bürgerhaus: Das Karlsfelder Sinfonieorchester unter der Leitung von Bernhard Koch präsentiert ein rundum gelungenes Konzert.

Das Karlsfelder Sinfonieorchester unter der Leitung von Bernhard Koch präsentiert ein rundum gelungenes Konzert.

(Foto: Toni Heigl)

Das Karlsfelder Sinfonieorchester lädt zur sommerlichen Serenade unter der Leitung von Bernhard Koch.

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

"Serenade" - das klingt so leicht, nach unbeschwertem Musizieren, möglichst im Freien. Der Begriff kommt ja vom italienischen "sereno", womit der heitere, unbewölkte Himmel gemeint ist. Man sieht eine musikalische Serenade gern im Gegensatz zum meist von Bedeutung beschwerten Symphoniekonzert. Aber Vorsicht! Das Leichte ist in der Musik und vor allem beim Musizieren oft das Schwerste.

Die sommerlichen Serenaden des Karlsfelder Sinfonieorchesters unter der Leitung von Bernhard Koch sind beliebt, vielleicht weil dort keine Schicksalssymphonie aufgeführt, sondern der Kaiserwalzer gespielt wird. Das Besondere daran aber ist, dass dort ein Walzer von Lanner oder Strauß genau so sorgfältig erarbeitet und schließlich glänzend aufgeführt wird wie andererseits eine Beethoven-Symphonie. Das zeichnete die Serenade nach glücklich überstandener Corona-Pause in ganz besonderer Weise aus. Bernhard Koch hatte ein sehr schönes, sehr ansprechendes, aber musikalisch und spieltechnisch durchaus anspruchsvolles Serenaden-Programm zusammengestellt und schließlich glänzend zum Besten gegeben.

Das Karlsfelder Sinfonieorchester spielte auf wie ein echtes Opernorchester

Er begann mit einer Rossini-Ouvertüre ("Die Italienerin in Algier"). Jeder Musiker weiß, mit welcher Akribie Rossini erarbeitet werden will. Bernhard Koch hat gearbeitet, und das Karlsfelder Sinfonieorchester spielte auf wie ein echtes Opernorchester. Ähnliches gelang bei der weniger dankbaren "Oberon"-Ouvertüre von Carl Maria von Weber. Hier leisteten die Ersten Violinen des Orchesters Unerhörtes, einem Laienorchester kaum Zumutbares. Das blieb leider wenig gewürdigt.

Als der später so berühmte Paracelsus als Heranwachsender das Haus und die Umgebung seiner Kindheit verließ, soll sein Vater gesagt haben: "Wölle Gott, du möchtest glücklich werden im Leben als ein Mann, alleinig das Glück deiner Kindheit wirst nimmer erjagen." An dieses Glück dachte vermutlich auch Georges Bizet, als er "Jeux d'enfants" (Kinderspiele) als kleine Suite für Orchester schrieb. Auch er konnte das Glück der Kindheit in seiner Musik nicht erjagen, aber dafür sehr differenzierte und wirkungsvolle Stücke schreiben, bei denen das Orchester in Klangfarben schwelgen kann. Das Karlsfelder Sinfonieorchester schwelgte (was ihm aber nicht ganz leicht fiel).

Die Überraschung war eine sechseinhalb-jährige Solistin

Die Solistin der Serenade war die Violinistin Anna Kakutia aus Tiflis. Sie spielte die bekannten "Zigeunerweisen" von Pablo de Sarasate. Als Schülerin des großen ungarischen Geigers Ernö Sebestyen, der in Berlin und München Erster Konzertmeister der führenden Orchester war, war sie für dieses fulminante Stück geradezu prädestiniert. Riesenbeifall. Doch es gab noch eine zweite Solistin, die ihr ernsthaft Konkurrenz machte. Bernhard Koch präsentierte als Überraschung die sechseinhalb-jährige Olivia, seine Schülerin, die zusammen mit dem Karlsfelder Sinfonieorchester ein kleines Violinkonzert absolut sicher und rein, in jeder Hinsicht untadelig spielte. Koch hat dieses kleine Wunder in nur zwei Jahren zustande gebracht. Er ist offenbar nicht nur ein sehr erfolgreicher Orchestererzieher, sondern auch ein sehr guter Lehrer.

Zum Schluss der "Kaiserwalzer" von Johann Strauß. Ja, den kennt man von den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker. Aber dass man den berühmten Kaiserwalzer eines Tages in einer beglückenden Aufführung bei einer Serenade in Karlsfeld erleben wird, das hätte man im kühnsten Traum kaum für möglich gehalten. Doch der Traum wurde Wirklichkeit. Die große Symphonie aber, die man eher zu gewichtig für eine Serenade ansieht, behauptete auch einen Platz in dieser außerordentlich schönen Serenade. Es waren der erste und der als Zugabe gespielte letzte Satz der Symphonie Nr. 3 von Franz Schubert. Gewiss, es gibt wesentlich größere und bedeutendere Werke, aber kaum eine Musik, die ihre Zuhörer so unmittelbar berührt wie die von Franz Schubert - sogar noch nach einem "Kaiserwalzer"-Glück.

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