Süddeutsche Zeitung

Energie:Karlsfeld sucht Stromanbieter

Die Gemeinde will vorerst noch nicht selbst das Netz betreiben

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

In zwei Jahren läuft der Konzessionsvertrag für das Stromnetz in Karlsfeld aus. Die Gemeinde hätte die Chance, das Netz von 19. November 2017 an selbst zu betreiben. Doch daraus wird - zumindest vorerst - wohl nichts. Zwar steht die abschließende Entscheidung des Gemeinderats noch aus und in den Fraktionen herrscht noch Beratungsbedarf, doch in der Sitzung des Hauptausschusses des Gemeinderats zeichnete sich jetzt schon ein eindeutiges Stimmungsbild ab: Alle Vertreter teilten die Auffassung von Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), dass die Gemeinde den Betrieb des Stromnetzes in Eigenregie "aus personellen und finanziellen Gründen" derzeit nicht leisten könne. Die Gemeinde muss in den kommenden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag allein in Bildungseinrichtungen investieren; die Kinderbetreuung muss massiv ausgebaut werden, beide Grundschulen werden neu gebaut. Hinzu kommt, dass die Gemeinde als Betreiber des Stromnetzes auch das unternehmerische Risiko tragen würde. Das will sich Bürgermeister Kolbe nicht aufbürden. "Ich bin dafür, dass wir uns auf den sicheren Weg begeben." Und das heißt: das Netz neu auszuschreiben und die Konzessionsabgabe des privaten Betreibers zu kassieren, wie dies auch bisher der Fall ist.

Zustimmung kam sowohl von Finanzreferent Holger Linde (ebenfalls CSU) als auch von Hiltraud Schmidt-Kroll (SPD). Ihre Fraktion habe sich auf eine Entscheidung zwar noch nicht festgelegt, sagte sie. Persönlich neige aber auch sie dem Vorschlag der Verwaltung zu. "Wenn sich die personelle und finanzielle Situation ändert, kann man sich ja noch immer umentscheiden." Im Bündnis für Karlsfeld sah man diese Sachzwänge auch. "Ich habe große Sympathien dafür, dass wir das Netz selbst übernehmen", sagte Adrian Heim. Er fürchte aber, dass Karlsfeld zu spät dran sei. "Da hätten sich unsere Gemeindewerke rechtzeitig vorbereiten müssen." Heim hofft nun, dass die Gemeinde nach Ablauf der Lauffrist der nächsten Konzession ins Geschäft mit dem Netzbetrieb einsteigen kann.

Nun muss die Gemeinde einen komplizierten Ausschreibungskatalog entwerfen, um zu entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Als sichere Bewerber gelten der bisherige Betreiber, die Bayernwerk AG, sowie die Stadtwerke München und die Stadtwerke Dachau.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2015
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