Karlsfeld:Höhenflug der SPD fordert Landkreis-CSU heraus

Beim Politischen Fischessen zeigt sich die Partei entschlossen und kämpferisch. Bundestagskandidatin Katrin Staffler wirbt um Vertrauen.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Nicht nur die Karlsfelder CSU läuft auf, auch viele andere Ortsverbände sind ins Bürgerhaus Karlsfeld gekommen, besonders zahlreich die Parteifreunde aus Haimhausen, außerdem der frühere Landtagsabgeordnete Blasius Thätter aus Erdweg, Altlandrat Hansjörg Christmann und der amtierende Landrat Stefan Löwl sowieso. Selten war es so wichtig zu zeigen, wie groß, wie geschlossen und vor allem wie entschlossen die CSU-Familie ist wie an diesem Donnerstag beim Politischen Fischessen, wo der Dachauer CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath den Bundestagswahlkampf für den Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck offiziell für eröffnet erklärt. "Dieser Wahlkampf wird ein schwieriger Wahlkampf", sagt er.

Diesmal müssen sich die Christsozialen richtig anstrengen und kämpfen. Mit Kanzlerkandidat Martin Schulz erlebt die SPD derzeit einen beispiellosen Höhenflug, das macht auch die Mitglieder der sonst so erfolgsverwöhnten CSU nervös. Karlsfelds Ortsverbandschef Bernhard Gaigl warnt vor einem "Absturz Deutschlands durch eine Linksfront", die die CSU "mit aller Macht verhindern" müsse. Und auch der sonst so schwer zu erschütternde Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe zeigt sich besorgt: "Wir wollen und müssen das Direktmandat halten", sagt er. "Es wird schwierig; man kann Schlimmes erahnen."

Politischer Ascherdonnerstag

Endlich angekommen: Stolz trägt Katrin Staffler den blauen CSU-Schal, den ihr Landrat Stefan Löwl aus Passau mitgebracht hat.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Große Fußstapfen

Das Direktmandat Dachau-Fürstenfeldbruck war in den vergangenen Jahrzehnten immer eine sichere Bank für die CSU. Zu verdanken hatte die Partei das nicht zuletzt der Wahlkreisabgeordneten Gerda Hasselfeldt, die als volksnahe Politikerin von bundespolitischem Rang hervorragende Wahlergebnisse einfuhr, ganz egal, was die CSU anstellte. "Die Fußstapfen, in die ich jetzt gerne treten will, sind sehr groß", sagt die Nachfolgekandidatin Katrin Staffler demütig. Hasselfeldt sei ihr Vorbild, was nicht heiße, dass sie nicht ihren eigenen Stil entwickeln werde.

Die 35-Jährige hat keine leichte Rolle an diesem Abend. Sie muss eine Wahlkampfrede halten, die die Leute mitreißt, gleichzeitig muss sie eine parteiinterne Bewerbungsrede halten. Viele in der Landkreis-CSU kennen Katrin Staffler noch nicht, ihre Unterstützer hat sie vor allem im Kreisverband Fürstenfeldbruck, und die hier im Kreis Dachau schon mal von ihr gehört haben, kennen sie oft nur unter ihrem Mädchennamen Mair, den sie im Januar mit ihrer Hochzeit abgelegt hat.

Politischer Ascherdonnerstag

Der CSU-Ortsverband Karlsfeld steht hinter der neuen Kandidatin.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Im Moment bin ich noch die Neue", sagt sie. "Ich weiß: Vertrauen entsteht nicht auf Knopfdruck, dass muss man sich erst verdienen." Also erzählt sie von sich, von ihrer Verwurzelung im Landkreis: geboren in Dachau, aufgewachsen in Günding, Abitur am Ignaz-Taschner-Gymnasium. Demonstrativ spricht sie in breitestem Bairisch und sagt Sätze wie: "Des derf ma aa amoi sogn."

Gerechtigkeit ist auch Katrin Stafflers zentrales Thema

Ihre Kernthemen: innere Sicherheit insbesondere bei der Einbruchskriminalität ("Die Leute müssen sich in ihren eigenen vier Wänden noch sicher und geborgen fühlen."); der Umgang in der Gesellschaft unter Achtung westlicher Werte ("Kinder gehören für mich in die Schule und nicht in die Ehe."); und nicht zuletzt das zentrale Thema Gerechtigkeit: "Wenn es so ungerecht im Land zugeht, warum haben wir von den zuständigen SPD-Ministern nichts dazu gehört?", fragte sie unter Applaus. Der CSU sei die Einführung der Mütterrente zu verdanken. "So schaut gerechte Sozialpolitik aus", sagt sie. Es dürfe nicht passieren, "dass der SPD-Kanzlerkandidat Deutschland so lange schlechtredet, bis die Menschen es glauben".

Katrin Staffler greift immer wieder Alltagssorgen auf: Sparer, die mit Niedrigzinsen keine Altersvorsorge mehr aufbauen können, junge Familien, für die der Wunsch vom eigenen Haus im teuren Ballungsraum München oft ein Traum bleibe. Staffler wirbt für Steuervergünstigung, speziell für diese Gruppe, aber auch allgemein. Angesichts von Milliardenüberschüssen müsse man dem Steuerzahler auch ein Stück weit davon zurückgeben. Nach ihrer Rede klatschen die Leute eine halbe Minute lang. Katrin Staffler lächelt. In Karlsfeld ist sie gut angekommen, aber bis Berlin ist es noch ein weiter Weg.

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