Neubaugebiet:Zu wenig Kinderbetreuung, zu wenig Parken

Neubaugebiet: So oder so ähnlich soll das Allacher Neubaugebiet Hirmerei einmal aussehen.

So oder so ähnlich soll das Allacher Neubaugebiet Hirmerei einmal aussehen.

(Foto: Palais Mai, München und Grabner Huber Lipp, Freising/LHM)

Im Neubaugebiet Hirmerei südlich des Karlsfelder Bahnhofs sind 233 Wohnungen geplant. Doch vor allem Gemeinderäte der CSU haben erhebliche Kritik an den Planungen der Landeshauptstadt.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Gegen das Wohnbauprojekt "Hirmerei" der Landeshauptstadt München südlich des Karlsfelder S-Bahnhofs regte sich am Donnerstagabend teils großer Widerstand im Karlsfelder Gemeinderat, vor allem seitens der CSU. 233 Wohnungen für etwa 550 Einwohner sollen auf dem Acker im Dreieck zwischen Eversbuschstraße, Otto-Warburg-Straße und Bahnlinie in Allach entstehen. Die Karlsfelder Gemeinderäte waren nun im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens dazu aufgerufen, eine Stellungnahme zum Projekt abzugeben. Einige kritisierten, dass zu wenige Stellplätze geplant seien und die Kinder des neuen Wohngebiets keinen Platz in der Verbandsgrundschule Karlsfeld-München hätten und forderten Nachbesserungen. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) sagte: "Ich bin von dieser Planung entsetzt."

Bernd Willer vom Planungsreferat der Landeshauptstadt sprach im Gemeinderat von einem "spannungsreichen Bauvolumen", mit bis zu sechsgeschossigen Gebäuden entlang der Bahn, drei Innenhöfen, einer Kita mit 20 Krippen- und 45 Kindergartenplätzen, einer Freispielfläche sowie einer Tiefgarage, die über die Eversbuschstraße erschlossen werde.

Daraufhin fragte Kolbe den Stadtplaner: "Wo bringen Sie die Kinder unter, die dort hinziehen?", schließlich sei in der Verbandsgrundschule Karlsfeld-München kein Platz mehr; das bestätigte auch CSU-Gemeinderätin und Schulleiterin der Verbandsgrundschule Ursula Weber. Darauf antwortete Willer, dass ihm das Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt zugesichert habe, dass es in der Schule noch Kapazitäten gebe. Nun wolle er aber nochmals beim Referat nachfragen, denn: "Ohne dass Kinder versorgt sind, geht natürlich keine Planung".

Neubaugebiet: Zwischen Eversbuschstraße (links), Otto-Warburg-Straße (schräg unten) und Bahnlinie entsteht das Wohn-Dreieck.

Zwischen Eversbuschstraße (links), Otto-Warburg-Straße (schräg unten) und Bahnlinie entsteht das Wohn-Dreieck.

(Foto: Palais Mai, München und Grabner Huber Lipp, Freising/LHM)

Zudem kritisierte Kolbe, dass der Stellplatzschlüssel von 0,6 Parkplätzen pro Wohneinheit "nicht vorstellbar" sei, das ergäbe nur rund 140 Stellplätze. Er vermute aber, dass in den Wohnungen auch Pärchen leben, die zwei Autos haben, und sagte: "Alles was hier nicht parken kann, parkt eben bei uns in Karlsfeld", somit würde zum Beispiel die Eversbuschstraße und die Birkenstraße mehr belastet werden. Auch Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) sagte: "Ein Stellplatz für jede zweite Wohnung, das ist zu wenig", denn die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge sei in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Auch Wanka befürchtet, dass die rund 200 Meter entfernte Birkenstraße "wild zugeparkt" werde, wenn für die Hirmerei nicht mehr Parkplätze vorgesehen werden.

"Manchmal frage ich mich, ob unser Verkehrsreferent nicht ein Autoreferent ist"

Robert Adam vom Mobilitätsreferat erklärte den Gemeinderäten zu den Stellplatz-Planungen, dass die Landeshauptstadt damit versuche, in Neubaugebieten weniger Verkehr zu erzeugen. Deshalb werde in der Hirmerei auch Carsharing angeboten, er verwies auf den ÖPNV direkt vor der Haustür: "Und so schlecht ist die S-Bahn auch nicht", so Adam. Sein Kollege Willer ergänzte: "Wir wollen die Leute ermutigen, sich kein Zweit- oder Drittfahrzeug anzuschaffen."

Klimaschutzreferent Michael Fritsch (Grüne) kritisierte daraufhin Bernd Wanka: "Manchmal frage ich mich, ob unser Verkehrsreferent nicht ein Autoreferent ist, auch wenn ich ihn sehr schätze." Zudem betonte er: "Wir müssen von den Autos weg, das ist anstrengend und unbeliebt, aber wir müssen an die Zukunft denken" - und alternative Verkehrsangebote für Karlsfeld schaffen.

Dann schaltete sich auch Peter Scheller vom zuständigen Münchner Architekturbüro Palais Mai ein, der im Publikum saß. Er korrigierte Bürgermeister Kolbe, dass der Stellplatzschlüssel nicht bei 0,6, sondern bei 0,69 Parkplätzen pro Wohneinheit liege. Der Schlüssel könne vergleichsweise niedrig angesetzt werden, weil in der Hirmerei 40 Prozent geförderter Wohnungsbau geplant sei. Darüber hinaus gebe es nicht nur die S-Bahn in der Nähe, sondern auch eine Parkgarage in der Wohnanlage mit Carsharing-Angeboten und Lastenrädern zum Ausleihen.

Kita- und Hortplätze reichen nicht aus, kritisiert die CSU

Weiter bemängelten die CSU-Gemeinderäte Ursula Weber und Stefan Handl, dass zu wenige Kitaplätze in den neuem Wohngebiet vorgesehen sind und überhaupt keine Hortplätze, so Handl - obwohl ab 2027 ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler bestehe; hier müsse nachgebessert werden.

Die Gemeinderäte einigten sich letztlich nur auf eine gemeinsame Stellungnahme zum Bauprojekt, die an die Landeshauptstadt weitergeleitet wird. Darin fordert die Gemeinde Karlsfeld unter anderem eine Entlastung der Verbandsgrundschule, das sei "überfällig und zeitnah umzusetzen". Außerdem kritisiert sie, dass sie die zusätzliche Bebauung und die damit verbundene Zunahme des Verkehrs kritisch sehe und fordert, dass am Knotenpunkt Eversbuschstraße/Otto-Warburg-Straße ein Kreisverkehr gebaut wird. Auch für eine Änderung des Stellplatzschlüssels auf 1,5 Parkplätze pro Wohneinheit spricht sich die Gemeinde aus. Grünen-Gemeinderätin Heikie Miebach schlug einen Parkplatz pro Wohneinheit vor, doch dafür fand sie keine Zustimmung. Im Jahr 2024 wird auch die Bürgerschaft zu dem Bauprojekt Hirmerei befragt.

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