Es war kein leichtes Jahr für Karlsfeld, 2023 musste die Gemeinde das Hallenbad zusperren, und das kostenlose Hendl auf dem Seniorennachmittag des Siedlerfestes gibt es seitdem erst ab 67 statt ab 65 Jahren. Es wurde eingespart, wo es nur ging. Doch in der jüngsten Sitzung konnten die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zumindest etwas aufatmen: Denn das Haushaltsjahr 2023 lief besser als befürchtet, so lautete die Bilanz von Kämmerer Alfred Giesinger. Großen Jubel löste das bei den Kommunalpolitikerinnen und -politikern jedoch nicht aus.
Insgesamt hat die Gemeinde 2023 rund 54,8 Millionen Euro eingenommen, ausgegeben wurden aber nur 50,5 Millionen – das ergibt einen Überschuss von 4,3 Millionen Euro, rechnete Giesinger vor. Das Plus entstand unter anderem, weil die Gemeinde etwa 1,3 Millionen Euro weniger für Personalkosten ausgab als geplant. Grund dafür ist, dass sie nicht alle Stellen besetzen konnte, die sie ausgeschrieben hat. Bis heute sind etwa Erzieher, Elektriker oder Auszubildende für das Rathaus gesucht.
„In der Corona-Krise haben sich einige einen Hund angeschafft“
Einsparen konnte die Gemeinde auch beim Posten „Sächlicher Verwaltungs- und Betriebsaufwand“: Dafür gab sie 2023 etwa 11,7 Millionen Euro aus, also etwa 2,5 Millionen Euro weniger als geplant – möglich war das durch die staatlich bezuschussten Strom- und Gaspreisbremsen, so Giesinger. Außerdem waren die Einnahmen bei der Gewerbe- und Hundesteuer höher als erwartet, letztere lag bei über 68 000 Euro. Giesinger sieht das auch als Folge der Pandemie: „In der Corona-Krise haben sich einige einen Hund angeschafft.“
Durch diese positiven Entwicklungen musste die Gemeinde weniger Schulden aufnehmen: Statt der im Haushalt angesetzten Kreditaufnahme von zehn Millionen Euro waren lediglich 3,6 Millionen Euro notwendig. Damit stiegen die Schulden der Gemeinde jedoch erneut, Ende 2023 auf rund 28,3 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch rund 26,3 Millionen Euro.
Der Zweite Bürgermeister Stefan Handl zeigte sich angesichts des Schuldenstandes wenig euphorisch: „Es ist kein Anlass, um die Champagnerflaschen aus dem Keller zu holen“, und er fügte hinzu: „Es ist auch kein Anlass für irgendwelche Begehrlichkeiten.“ Sein Parteikollege und Finanzreferent Stefan Theil (CSU) formulierte es so: „Es lief viel besser als geplant, aber es läuft nicht hervorragend. Uns geht’s nicht gut.“ Auch was die Gewerbesteuer angehe, könnte es in Karlsfeld besser aussehen, so Theil: „Wenn wir ein neues Gewerbegebiet hätten, wären wir vielleicht schon lange im Plus.“ Doch unter anderem die Planungen des Gewerbegebiets an der Schleißheimer Straße ziehen sich seit Jahren hin. Franz Trinkl (SPD) hielt dagegen und sagte: „Ein neues Gewerbegebiet wird uns im ersten Jahr nicht gleich Millionen in die Kassen spülen.“
„Wir haben zum Beispiel keinen klimafreundlichen Strom gekauft“
Grünen-Gemeinderat Michael Fritsch sagte, dass man bei der Haushaltsplanung 2023 auch wichtige Ausgaben zusammengestrichen haben, etwa Investitionen in den Straßenunterhalt oder den Klimaschutz. „Wir haben zum Beispiel keinen klimafreundlichen Strom gekauft.“ Doch beim Kampf gegen den Klimawandel zu sparen, habe auch Konsequenzen, sagte Fritsch: „Das geht zulasten der künftigen Generationen.“ Außerdem kritisierte er, dass Karlsfeld kein Straßenkataster habe, in dem Schäden der Infrastruktur aufgelistet werden: „Wir wissen überhaupt nicht, was wir in Zukunft für unsere Straßen ausgeben müssen.“
Kurz ging Kämmerer Giesinger auch auf das laufende Haushaltsjahr 2024 ein: Erfreulich sei, dass die Gemeinde bisher etwa zwei Millionen Euro mehr an Gewerbesteuern eingenommen habe, als ursprünglich veranschlagt. Auch die Personalkosten lagen mit 13,5 Millionen Euro um 700 000 Euro niedriger als geplant, weil Stellen wieder nicht besetzt werden konnten. Trotzdem muss Karlsfeld heuer wieder Schulden aufnehmen: Voraussichtlich werden es rund 6,5 Millionen Euro sein. Zuletzt hatte sich diese Summe nochmals erhöht, denn Anfang September wurde ein Schimmelschaden in der Kinderkrippe „Nesthäkchen“ in der Sesamstraße festgestellt. Für die Sanierung sind derzeit rund 500 000 Euro eingeplant.