SZ Gute Werke„Die ganze Nacht tut mir die Wirbelsäule weh“

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Der 71-Jährige leidet unter anderem an Arthrose und braucht einen Rollator. Doch nicht nur sein Gesundheitszustand belastet ihn, auch finanziell hat er zu kämpfen. (Symbolbild)
Der 71-Jährige leidet unter anderem an Arthrose und braucht einen Rollator. Doch nicht nur sein Gesundheitszustand belastet ihn, auch finanziell hat er zu kämpfen. (Symbolbild) (Foto: Marijan Murat/dpa)

Ein Rentner aus Karlsfeld schläft immer wieder auf dem Boden, sein Bett ist kaputtgegangen. Ein neues kann sich der 71-Jährige nicht leisten. Das Spendenhilfswerk „SZ Gute Werke“ will dem alleinstehenden Mann helfen.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Seit drei Monaten schläft er immer wieder auf dem Boden seiner Einzimmerwohnung in Karlsfeld – und das, obwohl der 71-Jährige Probleme mit den Bandscheiben hat. „Die ganze Nacht tut mir die Wirbelsäule weh“, erzählt er. Der Lattenrost seines Bettes ist kaputtgegangen, aber einen neuen kann sich der alleinlebende Rentner nicht leisten, denn seine Rente ist sehr gering, im Urlaub war er seit Jahrzehnten nicht mehr. „SZ Gute Werke“, das Spendenhilfswerk der Süddeutschen Zeitung, will ihn unterstützen und ihm ein neues Bett finanzieren.

Rafi Hazrat (Name von der Redaktion geändert) mit der grauen Halbglatze und dem milden Lächeln bittet herein in den etwa 15 Quadratmeter großen Raum, den er zugleich als Küche, Wohn- und Schlafzimmer nutzt. Eine richtige Matratze hat er nicht, stattdessen nur ein etwa zehn Zentimeter dickes Polster, das auf dem kaputten Lattenrost liegt. Nur zwei Schritte vom Bett entfernt steht die Mikrowelle im Regal, daneben sitzt Hazrat an einem kleinen Tisch für zwei Personen. Auf der silbernen Plastiktischdecke zeigt er auf einen Plan mit mehreren Arztterminen in den kommenden Wochen.

Zwei- bis dreimal in der Woche muss er zu verschiedenen Ärzten. Er leidet unter zahlreichen gesundheitlichen Problemen, unter anderem hat er Asthma, chronische Magenschmerzen, und wegen Arthrose wurde bereits sein Knie operiert, das andere folgt im Januar. Auch seine beiden Schultergelenke sind inzwischen betroffen. An manchen Tagen schafft er es nicht einmal mehr, sein Unterhemd allein auszuziehen. Zweimal in der Woche unterstützt ihn daher der Pflegedienst, hilft beim Duschen und im Haushalt.

Obst oder Fleisch kauft er nur selten ein

Doch nicht nur sein Gesundheitszustand belastet ihn, auch finanziell hat er zu kämpfen. Vor 26 Jahren ist er wegen politischer Unruhen aus Afghanistan geflüchtet, dort arbeitete er als General in der Armee, in Deutschland fand er einen Job als Küchenhilfe im Schnellrestaurant. Große Sprünge konnte er mit seinem Gehalt nicht machen, heute bekommt er eine Rente von 270 Euro, die durch Grundsicherung auf etwa 860 Euro aufgestockt wird. Doch allein 560 Euro bezahlt er für die Miete, obendrauf kommen Kosten für den Handyvertrag, Internet, Lebensmittel und Medikamente. Obst oder Fleisch kauft er nur selten ein: „Das ist zu teuer.“

Ein Stapel grüner Rezepte liegt vor ihm, etwa für Arzneimittel gegen Erbrechen, Durchfall oder Atemwegserkrankungen, sie werden aber nicht von der Krankenkasse bezahlt, sagt Caritas-Sozialberaterin Sandra Steinhardt, die deswegen bereits bei der Kasse nachgefragt hat. Seit März unterstützt sie Hazrat etwa dabei, finanzielle Hilfen zu beantragen. „Mir bleiben acht Euro am Tag“, erzählt er.

Einen Teil seiner Familie hat er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen

Vor einem Jahr ist er nach Karlsfeld gezogen, als die Beziehung mit seiner Ex-Partnerin zu Ende ging. Er habe Angst, allein in dieser Wohnung zu sterben, erzählt der Rentner und schaut an dem nebligen Dezembernachmittag nach draußen auf andere Hochhäuser. Freunde lädt er nie zu sich nach Hause ein, dafür sei der kleine Tisch, an dem der Rentner sitzt, zu klein. Das Möbelstück erinnert eher an einen Schülertisch.

Nur seine beiden jüngsten Söhne kommen in den Ferien zu Besuch, auch demnächst an Weihnachten – sie sind ihm an diesen Tagen eine große Erleichterung im Alltag, denn sie helfen Hazrat beim Toilettengang, Staubsaugen, Kochen oder Einkaufen. Den Teil seiner Familie, der in Afghanistan lebt, hat er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.

Seit 26 Jahren war er nicht mehr dort, weil selbst kleine Urlaube sein begrenztes Budget überschreiten. Auch zur Beerdigung seiner Eltern konnte er nicht reisen. Mit seinen Geschwistern hält er übers Handy Kontakt, erzählt er den Tränen nahe und hält sich seine schwarze Schiebermütze vors Gesicht.

Nach dem Gespräch greift sich Hazrat seinen Rollator, Stufe für Stufe nimmt er die Treppe zum Aufzug in dem Mehrfamilienhaus, in dem es nach Zigarettenrauch riecht. Im Rollatorkorb liegt ein kleiner Müllsack, den der Rentner herunterbringen möchte. Selbst das fällt ihm schwer.

So können Sie spenden

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Spenden können Sie auch im SZ-Servicepunkt im Kaufhaus Ludwig Beck, Marienplatz 11, Eingang Dienerstraße, 1. Obergeschoss. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr.

Spenden an SZ Gute Werke sind steuerlich absetzbar. Jede Spende wird in vollem Umfang dem guten Zweck zugeführt. Alle Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen nicht entgegengenommen werden.

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