Karlsfeld:"Sorgloses Spielen auf der Straße ist kaum noch möglich"

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Haben eine Petition gegen die Sperrung des Sportparks an der Grundschule an der Krenmoosstraße gestartet: Stefanie und Andreas Fuchs. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Karlsfeld baut gerade einen Zaun um die Sportanlage seiner Grundschule - zuvor ein beliebter Treffpunkt für Familien. Stefanie und Andreas Fuchs haben eine Petition gestartet, damit der Park wieder für alle geöffnet wird.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Vor Kurzem hatten sich Eltern mit einer Petition für einen neuen Hortcontainer in Karlsfeld eingesetzt, nun folgt die nächste Petition von Karlsfelder Eltern an die Gemeinde: Die Initiatoren sind Stefanie und Andreas Fuchs. Seit Mitte Februar sammeln sie Unterschriften für ihre Online-Petition mit dem Titel "Lasst die Kinder spielen (Grundschule Karlsfeld)". In dieser kurzen Zeit haben rund 500 Personen unterschrieben, sie wollen die Entscheidung des Karlsfelder Gemeinderats nicht hinnehmen. Dieser hat beschlossen, dass bis Ende März ein Zaun um den Sportpark an der Grundschule an der Krenmoosstraße gebaut wird und die Anlage nur noch von der Schule genutzt werden darf. Damit ist ein weiterer, beliebter Treffpunkt für Jugendliche und Familien in Karlsfeld geschlossen, kritisiert Andreas Fuchs. Für ihn war die Sportanlage ein "Olympiapark in Klein" und er betont: "Das ist eine mit Steuergeldern finanzierte Fläche. Es ist wirklich schade und eine Verschwendung, wenn der Campus nicht mehr genutzt werden darf."

Auch seine drei Kinder im Alter von acht, zehn und 13 Jahren tobten sich dort gerne aus, schließlich war für alle Altersklassen etwas geboten: unter anderem eine Boulderwand, ein Klettergerüst, Fußball- und Basketballplatz , Trampolin und Kickertische. Nun ist der Treffpunkt Geschichte, wie die Gemeinde Anfang Februar mitteilte. Denn "das nicht tragbare Verhalten einiger Personen nach 18 Uhr, Vandalismus und große Lärmbelästigung und der daraus resultierende Druck zahlreicher Anwohner und deren Beschwerden" habe zum Beschluss des Gemeinderates geführt, das Gelände zu umzäunen.

"Am helllichten Tag wird ja nichts kaputtgemacht."

Das Ehepaar Fuchs hätte sich eine andere Lösung gewünscht. Sie kritisieren, dass alle Besucher unter Generalverdacht gestellt würden - obwohl nur einige wenige nach 18 Uhr ihren Müll liegen gelassen, ein Schulfenster eingeschlagen hätten oder laut gewesen seien, so Andreas Fuchs.

In ihrer Online-Petition schlagen er und seine Frau deshalb vor, die Sportanlage wieder für die alle Karlsfelder aufzusperren, aber die Öffnungszeiten zu verkürzen. "Das Problem sind ja nicht die Kinder, die um 16 Uhr Fußballspielen", sagt der Bankmitarbeiter: "Am helllichten Tag wird ja nichts kaputtgemacht." Die beiden fordern, den Schulcampus unter der Woche bis 19 Uhr zu öffnen, im Winter soll er schließen, bevor es dunkel wird. Nachdem die Petition schon hunderte Menschen erreicht hat, wollen Stefanie und Andreas Fuchs auch an Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) herantreten: "Wir hoffen auf einen guten Kompromiss für die Eltern und Kinder, aber wollen auch, dass die Anwohner zufrieden sind."

Gemeinde schaltet Wlan in der Neuen Mitte ab

Denn in Karlsfeld gebe es ohnehin nur wenige Plätze zum Austoben, schreiben sie in ihrer Petition: "Sorgenloses Spielen auf der Straße ist kaum noch möglich. Und trotzdem wird stets gefordert, dass sich Kinder ausreichend bewegen und nicht ständig vor der Konsole sitzen." Vor allem nach der Corona-Zeit sei das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen groß, sich wieder zu treffen, argumentiert Stefanie Fuchs. Sie arbeitet als Sekretärin und studiert Soziale Arbeit. Ihr Wunsch ist, dass Kinder und Jugendliche und ihre Bedürfnisse als Teil der Gesellschaft wahrgenommen würden.

Vor Kurzem kritisierte auch der Karlsfelder Jugendrat, dass es zu wenige öffentliche Treffpunkte in der Gemeinde gebe. Wie bei der Jungbürgerversammlung klar wurde, wünschen sich viele Jugendliche wieder einen Skatepark am See - der wurde vor einigen Jahren von der Gemeinde aus Kostengründen plattgemacht. Seitdem ist die Neue Mitte ein beliebter Treffpunkt, aber auch dort scheinen die jungen Leute nicht erwünscht zu sein. Mitte 2021 hat die Gemeinde sogar das kostenlose Wlan auf dem Bruno-Danzer-Platz abgeschaltet, denn: "Dort gab es eine verstärkte Nutzung von Jugendlichen und eine erhöhte Lautstärke, unter anderem durch Musiknutzung. Das hat zu massiven Beeinträchtigungen, vor allem in den Abendstunden geführt", so die Gemeinde. Eine Freischaltung des Wlan sei aktuell nicht geplant.

Die Online Petition " "Lasst die Kinder spielen" läuft 60 Tage und ist hier zu finden: Lasst die Kinder spielen (Grundschule Karlsfeld KKG)! - Online-Petition (openpetition.de)

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