Landratsamt erzürnt Verkehrsreferent:Rasende Wut im Karlsfelder Gemeinderat

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Die B 304, die auch durch Karlsfeld verläuft, ist eine der meistbefahrenen Straßen im Landkreis. (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde Karlsfeld wünscht sich eine stufenweise Geschwindigkeitsbegrenzung auf der B 304 am Ortseingang. Das Landratsamt lehnt das ab – und erntet dafür heftige Kritik im Ausschuss.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Nur selten dürfte man in einem Ausschuss des Karlsfelder Gemeinderats eine solche Wutrede gehört haben, wie sie CSU-Fraktionschef und Verkehrsreferent Bernd Wanka am Mittwochabend gehalten hat. Anlass für den Zorn des CSU-Politikers im Umwelt- und Verkehrsausschuss war die Antwort des Landratsamts auf eine Anfrage der Gemeindeverwaltung, ob nicht auch am Karlsfelder Ortseingang der B 304 ein sogenannter Geschwindigkeitstrichter eingerichtet werden könne, wie er in der anderen Richtung vor Dachau besteht. Die Antwort: Einen solchen Trichter mit stufenweiser Geschwindigkeitsbegrenzung lehnt die Kreisbehörde aus rechtlichen Gründen ab. Lediglich eine Reduzierung im letzten Abschnitt vor dem Ortsschild von 80 auf 70 Kilometer pro Stunde sei möglich.

Schon seit Jahren wünschen sich Anwohner in der Rothschwaige eine Temporeduzierung, um die Lärmbelastung von der vierspurigen Schnellstraße zu verringern. Vor der Einfahrt auf der B 304 nach Dachau wird die Geschwindigkeit wegen Rückstaus auf 80 Kilometer pro Stunde herabgesetzt, dann weiter auf 60 Kilometer pro Stunde, weil die Ampel an der Wallbergstraße aufgrund der Kurve der Bundesstraße dort noch nicht sichtbar und zudem bereits geschlossene Wohnbebauung vorhanden sei. Dass das in Dachau möglich sei, liege daran, dass die Große Kreisstadt selbst ihre Verkehrsbestimmungen festlegen könne.

Verkehrsreferent Bernd Wanka hält im Gemeinderat eine Wutrede. (Foto: N.P.JØRGENSEN)

Nachdem Günther Rustler, Verkehrsexperte in der Gemeindeverwaltung, das Antwortschreiben, meldete sich Wanka. Er warnte seine Kollegen, dass sie ihm fünf Minuten Zeit geben müssten, ehe er loslegte: „Anders als auswärtige Behörden wollen wir den Verkehr nicht so schnell wie möglich durch den Ort bringen, sondern die Verkehrssicherheit erhöhen“ – etwa an den Überwegen für Fußgänger. „Wir wollen, dass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt behandelt werden“, erklärte er und hielt den Beamten im Landratsamt vor, „noch im Geist der Achtzigerjahre zu handeln“. Damals habe stets der Autoverkehr im Vordergrund gestanden. Schon öfter habe Karlsfeld Verbesserungen auf der B 304 gefordert – fast immer erfolglos. Viele Jahre habe es gedauert, bis endlich in der Ortsdurchfahrt die Höchstgeschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde abgesenkt wurde.

Ärgerlich sei für ihn, dass Dachau und München ihre Tempolimits selbst bestimmen dürften, das dazwischen liegende Karlsfeld aber nicht. Auch sei nicht alles richtig, was im Brief behauptet werde: Etwa dass das Ortsschild der Gemeinde bereits aus 100 Metern erkennbar sei, sodass anders als in Dachau keine Reduzierung auf 60 Kilometer pro Stunde möglich sei. Auch dass wegen des möglichen Rückstaus die Geschwindigkeit vor der Einfahrt nach Dachau abgesenkt werden könne, in Karlsfeld aber nicht, obwohl es hier genauso einen Rückstau gebe – nur eben im morgendlichen Berufsverkehr. Erbost meint er: „Die Straßenverkehrsordnung wird hier wieder einmal zu unseren Lasten ausgelegt.“

„Kommen Sie bitte in der Moderne der Verkehrswelt an!“

Dabei sei die Situation vor Dachau und Karlsfeld vergleichbar, „Unterschiede sind nicht zu erkennen“. Als Extrabonbon hatte er noch einen Blick in die Zukunft parat: „Wenn in einigen Jahren wegen der Bauarbeiten am Allacher Tunnel die Ampel an der Hochstraße zur Pförtnerampel wird, dann wird es einen Geschwindigkeitstrichter geben.“ Die Beschäftigten in der Verkehrsbehörde des Landkreises forderte er am Ende seiner Rede auf: „Kommen Sie bitte in der Moderne der Verkehrswelt an!“

Peter Neumann (Bündnis für Karlsfeld) kommentierte resigniert: „Wir müssen das jetzt hinnehmen.“ Vielleicht lasse sich mit der Unfallhäufigkeit und – schwere auf der B 304 in Karlsfeld doch noch etwas erreichen, regte er an. Thomas Nuber (Grüne) kann sich vorstellen, die Autofahrer durch einen stationären Blitzer am Ortseingang zum Abbremsen zu bewegen. Eine dauerhaft aufgestellte Radaranlage hielt Rathausmitarbeiter Rustler nicht für möglich, aber einen Blitzer-Anhänger, der ab und zu für ein paar Tage aufgestellt werde, könne man prüfen.

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