Besuchergrenze :„Zwei Künstler haben ihre Ausstellungen schon abgesagt“

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Vor Kurzem war die Fotoausstellung von Pingkan Lucas in der Galerie Kunstwerkstatt zu sehen. Ab Januar dürfen sich dort nur noch 20 Kunstinteressierte gleichzeitig aufhalten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ab Januar sind in der Karlsfelder Galerie Kunstwerkstatt nur noch 20 Besucher gleichzeitig erlaubt. Grund dafür sind Brandschutzauflagen. Sie machen auch den Betreibern von Dachauer Kulturstätten zu schaffen.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Die Kulturvereine im Landkreis Dachau haben zu kämpfen, denn die Instandhaltung ihrer Ausstellungsräume wird zur Herausforderung: Ab 2025 bleibt etwa die Dachauer Kulturschranne für mindestens zwei Jahre geschlossen, weil unter anderem der Brandschutz ertüchtigt werden muss. Auch das Café Gramsci in der Altstadt ist wegen des schlechten Bauzustandes seit Anfang 2023 geschlossen. Und nun trifft es den Kunstkreis Karlsfeld, dem ebenfalls Brandschutzauflagen zu schaffen machen.

So dürfen ab Januar in der Galerie Kunstwerkstatt des Vereins nur noch Veranstaltungen mit maximal 20 Teilnehmenden stattfinden. „Das ist schade“, sagt die 2. Vorsitzende des Kunstkreises, Tayama da Silva-Nielsen, und habe bereits jetzt konkrete Folgen: „Zwei Künstler haben ihre Ausstellungen im nächsten Jahr schon abgesagt.“

Besuchergrenzen wie in Pandemiezeiten

Das Gebäude am Drosselanger, in dem sich die Galerie befindet, gehört der Gemeinde Karlsfeld – doch diese kann sich eine Brandschutzsanierung derzeit nicht leisten. Deshalb gilt in rund zwei Monaten die Besuchergrenze. Künstlerin Tayama da Silva-Nielsen sieht sie als große Einschränkung, vor allem bei Ausstellungseröffnungen: „Wenn die Vernissagen sehr gut besucht sind, kommen im Durchschnitt 30 bis 40 Leute in die Galerie.“ Für mehrtägige Ausstellungen hingegen sei die Regelung nicht so tragisch, da sei es eher selten, dass 20 Leute auf einmal da seien.

Um die Besucherzahl in der Galerie unter 20 zu halten, hat sich der Kunstkreis Karlsfeld einige Varianten überlegt: Die Kunstinteressierten könnten – wie in Pandemiezeiten – Zeitbereiche zugewiesen bekommen, in denen sie eine Vernissage besuchen können. Möglich sei auch, die Vernissage auf mehrere Tage zu verteilen, am Mittwoch findet sie für Mitglieder des Kunstkreises statt, am Freitag für Stamm- und Laufpublikum und am Samstag für Familie und Freunde des Künstlers oder der Künstlerin. In einer Pressemitteilung schreibt der Kunstkreis dazu: „Welche Variante der jeweilige Künstler wählen wird, liegt in seiner Verantwortung und wird in der jeweiligen Einladung bekanntgegeben.“

Aktuell ist noch nicht absehbar, wann sich Karlsfeld die Sanierung leisten kann

Tayama da Silva-Nielsen sagt, dass der Kunstkreis schon seit zwei Jahren wegen der Brandschutzprobleme mit der Gemeinde in Kontakt sei. Dieses Jahr habe man gemeinsam noch eine Übergangslösung gefunden: Bei größeren Veranstaltungen in der Galerie hält dort ein Feuerwehrmann eine Brandwache. Doch damit sich dauerhaft über 20 Besucher in den Ausstellungsräumen aufhalten dürfen, brauche es laut Gemeinde Ertüchtigungen im Brandschutz. Dazu gehören Rauchschutzabschlüsse, um die Verbreitung von Rauch zu verhindern oder zu verlangsamen, ein zweiter, gesicherter Rettungsweg sowie weitere Nebenarbeiten.

Auch im alten Metzgerhof in Dachau schwächelt die Statik des Gebäudes. Die Kleine Altstadtgalerie ist daher schon Geschichte. Nun dürfen sich in den oberen Räumen nur noch 25 Personen gleichzeitig aufhalten. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Im kommenden Jahr gehen die Lichter in der Dachauer Kulturschranne für mindestens zwei Jahre aus. (Foto: Toni Heigl)

Laut der Pressesprecherin der Gemeinde würde diese Sanierung um die 75 000 Euro kosten. Zu diesem Zeitpunkt sei deshalb nicht absehbar, wann sich Karlsfeld den Umbau leisten kann. Denn: „Die Gemeinde priorisiert benötigte Sanierungen nach unterschiedlichen Kategorien“, je nachdem, ob es sich um eine Pflichtaufgabe oder eine freiwillige Leistung der Gemeinde handelt. Da es sich bei den Ertüchtigungen an der Galerie um eine freiwillige Leistung handelt, „deren Notwendigkeit sich auch nur durch die Art der Nutzung durch den Kunstkreis ergibt und eine Alternative angeboten wurde“, so die Sprecherin, werde sich das Ganze wohl noch hinziehen.

„Die Förderung von Kunst und Kultur ist uns ein besonderes Anliegen“

Als Ausweichmöglichkeit hat die Gemeinde dem Kunstkreis vorgeschlagen, die Aula der alten Grundschule an der Krenmoosstraße zu nutzen. Bislang sieht Tayama da Silva-Nielsen dieses Angebot allerdings skeptisch: „Für uns als Künstler ist das ein Riesenaufwand.“ Denn in der alten Grundschule sind derzeit auch die Volkshochschule Karlsfeld und die Musikschule untergebracht, das bedeutet Publikumsverkehr und möglicherweise auch unvorsichtige Kinder: „Das Gebäude ist offen, wir müssten die Ausstellungen also immer wieder auf- und abbauen“, da zum Teil ja auch sehr hochwertige Arbeiten zu sehen sind.

Auf SZ-Anfrage versichert die Gemeinde, dass sie wegen der Aufbewahrung der Kunstwerke außerhalb der Öffnungszeiten von Ausstellungen mit dem Kunstkreis und anderen Nutzern des Gebäudes im Gespräch sei. Betont wird auch: „Die Förderung von Kunst und Kultur ist uns ein besonderes Anliegen.“

Was die Ausstellungen in der ehemaligen Schulaula angeht, sieht der Kunstkreis aber einen weiteren Nachteil: Man müsste dafür erst Stellwände auf Rollen oder Stellposten einkaufen und auf diesen könnten dann wohl auch nicht alle Kunstwerke gezeigt werden, Skulpturen zum Beispiel. Für die stellvertretende Vereinsvorsitzende ist das deshalb ganz klar „eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit“.

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