Süddeutsche Zeitung

Entspannter Endspurt:Richtfest in der Neuen Mitte

Mit Blasmusik und launigen Sprüchen feiert Karlsfeld nach mehr als 40 Jahren Planung Richtfest für die Ortsmitte. Die Bebauung ist manchem Kritiker zu dicht. Die Bürger jedoch haben nun viele Einkaufsmöglichkeiten

Von Tobias Roeske, Karlsfeld

Die Blasmusik spielt, die ungefähr 120 Zuschauer hören entspannt den Rednern zu. In locker-heiterer Atmosphäre feiern sie am Dienstag gemeinsam mit Vertretern von Politik und Wirtschaft das Richtfest für das Nahversorgungszentrum in der neuen und lange Zeit sehr umstrittenen Ortsmitte von Karlsfeld. Dieses Projekt schließt den Ausbau des neuen Zentrums ab. Der Wohnungsbau dort ist schon stark vorangeschritten.

Jahrzehntelang war die zweitgrößte Kommune des Landkreises mit 20 000 Einwohnern ein Gebilde ohne Kern. Jetzt sagt Klaus Laminet, der Geschäftsführende Gesellschafter der Investa Immobiliengruppe, beim Richtfest: "Für die Karlsfelder wird es in Zukunft viele gute Einkaufsmöglichkeiten geben." Festlich in Trachtenjanker gekleidet, steht er vor der Richtkrone unter dem Vordach des neuen Nahversorgungszentrums.

Nach mehr als 40 Jahren einen Schritt weiter

Fast ein halbes Jahrhundert warteten viele Karlsfelder Bürger auf ihre neue Ortsmitte. Jetzt, nach nicht ganz zwei Jahren Bauzeit, entsteht in der sogenannten Neuen Mitte Karlsfeld ein Ortszentrum mit mehr als 200 Wohnungen und einem neuen Fachmarktzentrum mit Aldi, Edeka und einer Filiale der Drogeriekette Müller. "Ich hoffe, dass durch den Zuzug der großen Filialen auch kleinere Einzelhandelsläden ihren Platz in der Neuen Mitte finden werden", sagt Stefan Kolbe (CSU), Bürgermeister von Karlsfeld. "Dem Ziel, eine neue Ortsmitte zu schaffen, sind wir jetzt nach mehr als 40 Jahren einen Schritt näher gekommen."

"Klötzchenarchitektur"

Für Kolbe ist durch das Richtfest ein langer und kräftezehrender politischer Kampf beendet. In der Vergangenheit war das Bauprojekt immer wieder gekippt worden. Mal weigerten sich Eigentümer den Baugrund zu verkaufen, mal sprangen Investoren ab. Bis dann schließlich vor zwei Jahren die Immobiliengruppe Investa das Grundstück erwarb. Aber damit war noch längst nichts beschlossen. Denn die Zahl der Widersacher bis hinein in den Gemeinderat war groß. Die Bebauungspläne der Immobiliengruppe und des Architekten Johann Spengler missfielen Bürgern wie Kommunalpolitikern. Viele fanden die Bebauung zu dicht. Auch die Ästhetik passte ihnen nicht. Sie empfanden die Entwürfe als "Klötzchenarchitektur". Kritiker versuchten sogar das Millionenprojekt mittels Bürgerbegehren und Klagen zu unterbinden. Doch die neue Investorengruppe setzte sich durch. Nach dem Richtspruch leert Polier Andreas Schmelzer sein Bierglas auf einen Zug und wirft es, wie es der Brauch verlangt, auf den Boden. Es zerspringt. Ein gutes Omen. So verspricht es die Tradition.

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Quelle:
SZ vom 20.04.2016
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