Karlsfeld:Der schönste Badeort im Landkreis

Karlsfeld feiert an diesem Samstag das 40-jährige Bestehen seines Hallenbads. Zum Geburtstag gibt es freien Eintritt.

Gregor Schiegl

Auf alten Postkarten von Karlsfeld schmückt sich die Gemeinde mit dem Präfix Bad. Denn baden konnte man in Karlsfeld schon im Jahr 1902. Gespeist vom Wasser der Würm gab es eine Freiluftbadeanstalt an der Allacher Straße. Bis zu 100 Besucher soll es dort am Tag gegeben haben, das Wasser - so heißt es in Ortschroniken - wurde nur einmal in der Woche erneuert. Von morschen Holzkabinen stürzten sich waghalsige Schwimmer ins nur einen Meter tiefe Wasser. Immer wieder gab es Unfälle und immer wieder auch Klagen über die lockeren Sitten der jungen Leute beiderlei Geschlechts. 1938 war es vorbei mit dem frivolen "Bad Karlsfeld". Schade eigentlich. Doch längst gibt es ein neues Bad Karlsfeld - ein modernes, sicheres und keineswegs anstößiges. Die Gemeinde nennt ein Hallenbad ihr eigen, das nicht nur als das schönste, sondern auch als ältestes im Landkreis gilt. Dass es am heutigen Samstag seinen 40. Geburtstag feiert, sieht man ihm nicht an: Es wurde 1999 generalsaniert und umgebaut; umgerechnet 4,5 Millionen Euro investierte die Stadt. Zur Feier spricht um zwölf Uhr Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Bis 17 Uhr gibt es Spielaktionen, der Eintritt ist frei. Der Termin ist ein bisschen hingeschummelt, tatsächlich nahm das Hallenbad nämlich schon am 1. Oktober 1971 den Betrieb auf. Umgerechnet knapp zwei Millionen Euro hat es gekostet, damals. Dafür bekamen die Karlsfelder ein 25-Meter-Schwimmbecken und ein elf Meter langes Springbecken mit Ein- und Dreimeterbrett. Seit dem Umbau 1999 gibt es auch noch ein Planschbecken für die Kleinen mit einer Badewannentemperatur von 33 Grad, sowie eine Wasserrutsche, einen Speier und eine Spritzwand. Das große Becken hat einen integrierten Bereich für Nichtschwimmer und bietet Annehmlichkeiten wie eine Nackendusche, vier Massagedüsen und zwei Bodensprudler. Ein kleines klassisches Sport- und Familienbad ohne ausgefallene Attraktionen." So umreißt Walter Stadler, der zuständige Mann im Rathaus, das Konzept. Und es funktioniert: Fast 100 000 Besucher kommen jedes Jahr - nicht nur aus Karlsfeld. Auch auswärtige Schulen und Vereine kommen, die Beamten der Dachauer Bereitschaftspolizei trainieren hier. "Viele wollen einfach nur schwimmen", sagt Stadler. Das klingt bescheiden. Für Hans Guldner, den scheidenden Sportreferenten und langjährigen Schwimmabteilungsleiter des TSV, ist es elementar: "Schwimmen ist lebensnotwendig." Gerade weil die Karlsfelder einen See vor der Haustür haben. Da sei "die Gefahr sehr groß, dass was passiert" - wenn man nicht richtig schwimmen kann. Allein in diesem Jahr hätten schon 160 Kinder im Hallenbad Karlsfeld das Schwimmen gelernt. Zweimal im Jahr gebe es außerdem Erwachsenenschwimmkurse. Acht bis zehn Teilnehmer, meist Ausländer, seien es jedes Mal. Für die Sicherheit sorgen vier Schwimmmeister und zwei Azubis. Die Pumpen wälzen in eineinhalb Stunden den kompletten Inhalt des großen Schwimmbeckens einmal um, eine halbe Million Liter Wasser - 500 Tonnen. Komplexe Filteranlagen halten das Wasser sauber. Wer will, kann sich das technische Innenleben am Samstag aus der Nähe ansehen. "Die Leute glauben gar nicht, was da für eine Technik dahintersteckt", sagt Walter Stadler. Beheizt wird das Wasser durch Fernwärme aus dem gemeindeeigenen Biomasseheizkraftwerk. Das spart Ressourcen und Geld. Dennoch macht das Hallenbad jedes Jahr 600 000 Euro Miese. Viel Geld - das die Gemeinde eigentlich nicht hat. Aber niemand denkt ernsthaft an eine Schließung. "Für mich gehört ein Hallenbad mit zu einer lebenswerten Gemeinde", sagt Bürgermeister Kolbe, und keiner im Gemeinderat würde ihm widersprechen wollen. Das hat auch mit Guldners Beharrungsvermögen in Sachen Hallenbad zu tun, das ihm den spöttischen Ehrentitel "Hallenbadreferent" eingebracht hat: 1998 - da sah es längst nicht so düster aus - saßen die Gemeinderäte nach getaner Arbeit beim Bier in ihrem Rathausstüberl zusammen, so erzählt es Guldner. Und als die Rede darauf kam, ob man sich dieses kostspielige Hallenbad noch recht viel länger leisten wolle, gab es eine hitzige Diskussion. Guldner drohte eine Volksabstimmung an, sollte die Gemeinde das Hallenbad schließen. Soweit kam es nicht. Und so weit würden es Karlsfelds Gemeinderäte auch nicht kommen lassen. Wie das Votum ausfallen würde, weiß man ja schon.

Karlsfeld: Mit den großen Erlebnisbädern kann das Hallenbad Karlsfeld zwar nicht mithalten. Spaß kann man dort trotzdem jede Menge haben, wie diese Kinder demonstrieren. Nach Sprung vom Orbit werden sie übers Katapult ins Wasser befördert.

Mit den großen Erlebnisbädern kann das Hallenbad Karlsfeld zwar nicht mithalten. Spaß kann man dort trotzdem jede Menge haben, wie diese Kinder demonstrieren. Nach Sprung vom Orbit werden sie übers Katapult ins Wasser befördert. 

(Foto: DAH)
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