Karlsfeld:Der Kinderbeauftragte

Karlsfeld: Wird Chef eines neu geschaffenen Super-Amts in der Kreisstadt: Max Haberl, Sozialpädagoge.

Wird Chef eines neu geschaffenen Super-Amts in der Kreisstadt: Max Haberl, Sozialpädagoge.

(Foto: Toni Heigl)

Max Haberl leistet vorbildliche Jugendarbeit in Karlsfeld - jetzt wechselt er nach Dachau

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Alle sozialen Themen in der Dachauer Stadtverwaltung - von der Kinderbetreuung, den Schulen, der Jugend und Wohnen - sind künftig im Amt IV gebündelt. Chef dieses neuen Super-Amts in der Großen Kreisstadt wird am 14. September der 47-jährige Sozialpädagoge Max Haberl aus München. In der Nachbargemeinde Karlsfeld nimmt man das mit großer Bestürzung zur Kenntnis, denn seit 2010 ist Haberl dort Leiter der Gemeindlichen Kinder- und Jugendarbeit, die landkreisweit als vorbildlich gilt. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) bedauerte die Entscheidung in der letzten Sitzung des Hauptausschusses vor der Sommerpause, dankte Haberl aber auch "für eine tolle Zeit und kritische Gespräche".

Der obligatorische Jahresbericht zur Kinder- und Jugendarbeit reichte diesmal sehr viel weiter als sonst. Haberl zog ein Resümee seiner sechsjährigen Tätigkeit in Karlsfeld, gab aber auch einen Ausblick auf die Herausforderungen, die auf seinen Nachfolger zukommen. Beides zusammengenommen zeigt die enorme Dynamik, der gerade der Bereich Kinder und Jugend gerade unterworfen ist. Während Haberls Vorgängerin Martina Kirchpfening sich große Verdienste um die Jugendarbeit erwarb, verschob sich der Fokus unter Haberl - notgedrungen - auf die Kleineren.

Der Ausbau der Kinderbetreuung hat Haberl und seine Mitarbeiter in den vergangenen Jahren in Atem gehalten. Rund 1300 Kitaplätze wurden unter seiner Ägide in der rasant wachsenden Zuzugsgemeinde geschaffen. Der gesetzliche Rechtsanspruch ließ Haberl gar keine andere Wahl. "Ich musste laufen. Aber ich musste viel laufen." Immer wieder wurde es knapp, die benötigten Plätze bereitzustellen. Mit einer zentralen Liste der Vormeldungen gelang es Haberl, der Verwaltung etwas mehr Überblick über den tatsächlichen Bedarf zu verschaffen. Die Jugendsozialarbeit an der Mittelschule wurde noch stärker professionalisiert, auch an der Karlsfelder Verbandsgrundschule soll es bald einen Jugendsozialarbeiter geben. "Wir sind zwar noch nicht am Ziel, aber schon sehr weit gekommen", sagte Schulleiterin und CSU-Gemeinderätin Ursula Weber.

Zu Haberls Erfolgen zählt auch ein strukturiertes Dokumentationssystem zum Schutz vor Kindeswohlgefährdungen. Gemeinsam mit dem Jugendamt seien immer wieder Lösungen gefunden worden, sagte Haberl, wohlwissend, dass das keine Garantie ist. "Wir hatten in den vergangenen Jahren auch großes Glück."

Auf seinen Nachfolger - oder seine Nachfolgerin - kommen große Aufgaben zu. "Die Sozialstruktur Karlsfeld wird sich grundsätzlich verändern", sagt Max Haberl. Die meisten Familien mit Kindern ziehen in den Ortsteil westlich der Bahn. Wenn diese in einigen Jahren zu Jugendlichen herangewachsen seien, stelle sich die Frage, ob das Jugendhaus am Karlsfelder See noch an der richtigen Stelle stehe.

Bis dahin wird die Kinderbetreuung das zentrale Thema bleiben. Haberl beobachtet, dass die Eltern immer längere Betreuungszeiten für ihre Kinder nachfragen und sogar das offene Ferienprogramm Mini-Karlsfeld buchen, damit ihre Kinder beaufsichtigt sind, während sie arbeiten. Gleichzeitig sollen die Kleinen in den Kitas immer stärker gefördert werden. Das geschieht bereits so umfassend, dass Haberl, selbst Vater einer kleinen Tochter, schon warnt, es mit der Pädagogik zu übertreiben. "Kinder müssen Kinder sein dürfen", sagte er. Außerdem sei "unstrukturiertes Spielen" auch "ein großes Lernfeld". Der Appell stieß bei den Gemeinderäten auf breite Zustimmung. Der Druck schon auf die Kleinsten sei ein großes Übel, sagte Jugendreferentin Venera Sansone (SPD). Auch Bündnis-Gemeinderat Adrian Heim fand den Aufruf zu mehr Freiraum für Kinder "extrem wichtig."

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