Süddeutsche Zeitung

In Karlsfelder Asylunterkunft:Mann soll Kind missbraucht haben

32-jähriger Angeklagter schweigt vor Gericht zu dem Vorwurf

Ein Raumpfleger aus Nigeria soll im Mai vergangenen Jahres in der Asylbewerberunterkunft in Karlsfeld ein damals vier Jahres altes Mädchen sexuell schwer missbraucht haben. Der 32-Jährige muss sich seit Montag wegen des Vorwurfs vor dem Landgericht München II verantworten. Zum Auftakt des Prozesses machte er keine Angaben. Den Ermittlungen zufolge soll er das Kind am späten Vormittag des 23. Mai von dem Spielplatz auf dem Gelände der Asylbewerberunterkunft weggelockt und mit in sein Zimmer genommen haben. Dort soll er sich an dem Mädchen vergangen haben. Der Verteidiger des 32-Jährigen sagte, es sei aus seiner Sicht problematisch, den Tatnachweis der Vergewaltigung zu führen.

Auf Initiative des Anwalts kam es nach der Verlesung der Anklage zu einem Rechtsgespräch mit den Richtern der Kammer und der Vertreterin der Staatsanwaltschaft. Es führte zu keinem Ergebnis. Nach einer mehrstündigen Unterbrechung vernahm die Kammer am Nachmittag die Mutter des Kindes. Die 24-jährige Friseurin aus Nigeria sagte, sie habe am Tag der mutmaßlichen Tat mir ihrer Tochter zu einem Büro der Caritas in der Asylbewerberunterkunft gehen wollen. Auf dem Weg dorthin habe die Kleine gesagt, sie müsse austreten. Sie habe sie daraufhin weggeschickt. Da ihre Tochter nicht wiedergekommen sei, habe sie nachgesehen, wo sie bleibt, erinnerte sich die Mutter. Als sie sie gefunden habe, habe sie auf der Treppe des Hauses gesessen, in dem der Angeklagte wohne, und geweint. Auf die Frage, was passiert sei, habe ihre Tochter gesagt, dass ein Mann, den sie als "Onkel" bezeichnete, der aber tatsächlich nicht ihr Onkel ist, ihre Unterhose heruntergezogen und sie berührt habe. Danach, so die Mutter, habe sie dem Chef der Caritas von dem Vorfall erzählt. Dieser habe anschließend sofort die Polizei alarmiert.

Vor der mutmaßlichen Tat habe ihre Tochter noch nie ähnliche Vorwürfe gegen einen fremden Mann erhoben, versicherte die Friseurin bei ihrer Vernehmung. Die 24-Jährige lebt mit ihrer Tochter und ihrem Mann inzwischen nicht mehr in der Unterkunft in Karlsfeld. Noch heute, so berichtete die Friseurin, komme es vor, dass sich ihre Tochter vor anderen Männern ängstige. Sie befürchte, sie könnten sie berühren. Auf die Frage der Vorsitzenden, Richterin Regina Holstein, nach dem Charakter des Kindes, antwortete die Friseurin: "Sie ist ein gutes Mädchen, sie sagt nur die Wahrheit."

Das Gericht erwägt das Kind zu vernehmen. Sollte es die Vorwürfe bestätigen, gebe es nichts mehr, was gegebenenfalls zu seinen Gunsten verwendet werden könnte, sagte Richterin Holstein zu dem Raumpfleger. Im Intimbereich des Mädchens konnte DNA des 32-Jährigen sichergestellt werden. Der Prozess dauert an.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2019 / sal
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