Karlsfeld:Alter Vorschlag in neuem Licht

Lesezeit: 2 min

Im vierten Anlauf genehmigen Karlsfelder Gemeinderäte das Bauvorhaben des Bundes Naturschutz auf dem Koller-Grundstück doch noch, obwohl der letzte Vorschlag dem ersten sehr ähnlich ist.

Walter Gierlich

Im vierten Anlauf hat es endlich geklappt: Der Bauausschuss des Karlsfelder Gemeinderats hat das Bauvorhaben auf dem Grundstück des 2010 verstorbenen Umweltschützers Josef Koller gebilligt - sogar einstimmig. Im Februar und im Mai waren Anträge auf Vorbescheid für eine Bebauung des 1500 Quadratmeter großen Areals, das Koller der Kreisgruppe des Bunds Naturschutz vermacht hat, noch als "nicht genehmigungsfähig" abgelehnt worden, im Juli hatte man zähneknirschend zwei wesentlich massivere Planungsvarianten billigen müssen, die eigentlich niemand in dieser Form wollte. Nun habe man eine Lösung gefunden, die allen gefalle, erklärte Baureferent Günter Meikis (SPD).

Das alte Koller-Haus auf dem Grundtsück in der Karlsfelder Heidestraße. Der alte Nussbaum soll im nun genehmigten Bauvorhaben erhalten bleiben. (Foto: DAH)

Für das Gebiet an der Heidestraße, in der sich das Koller-Grundstück befindet, gibt es lediglich einen Baulinienplan. Rechtlich bedeutet das, dass Vorhaben zulässig sind, die sich nach Paragraph 34 des Baugesetzbuchs in die Umgebung einfügen. Beides war nach Einschätzung des Karlsfelder Bauamts bei den beiden ersten Entwürfen nicht der Fall. In der Sitzung Ende Juli hatte der Karlsfelder Bauträger Ulrich Sedlmair zusammen mit dem BN absichtlich zwei Planungsvarianten - einmal mit Tiefgarage, einmal mit Garagenhof - vorgelegt, die zwar die Vorgaben des Paragraphen 34 erfüllt, aber auch eine wesentlich stärkere Versiegelung mit sich gebracht hätten. Dennoch billigte sie der Bauausschuss, wenn auch mit Bauchschmerzen, wie damals mehrere Gemeinderäte sagten. "Die beiden Lösungen habe ich nur demonstrativ eingegeben, um sie zu erschrecken", sagte Sedlmair der Süddeutschen Zeitung. Und seine Schocktherapie hatte Erfolg: Die Planung vom Mai sei wesentlich besser gewesen, sagten seinerzeit fast alle Ausschussmitglieder.

Das war letztlich das, was Sedlmair hören wollte, denn er legte tatsächlich den vor wenigen Monaten eingereichte Planung noch einmal vor: Das Wohnhaus Kollers, das dieser einst zusammen mit seinem Vater eigenhändig gebaut hatte, soll danach saniert werden und erhalten bleiben. Hier will Sedlmair mit Büro und Wohnung selbst einziehen. Stehen bleiben soll auch ein riesiger alter Nussbaum im Garten. Im rückwärtigen Bereich ist ein Doppelhaus vorgesehen, das immer unstrittig war. Stein des Anstoßes war der Anbau von zwei Reihenhäusern an das Koller-Haus, die jetzt um einen Meter - elf statt zwölf - kürzer und so nach Ansicht des Karlsfelder Bauamts doch genehmigungsfähig sind.

Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) sprach nun von einem tragfähigen Kompromiss, "mit dem man leben kann". Baureferent Meikis nannte die Verdichtung "für die Umgebung verträglich". Er sei froh, dass die Diskussion in der Juli-Sitzung zum jetzigen Ergebnis geführt habe, erklärte CSU-Bauexperte Dag Hogh-Binder. Die allgemeine Euphorie bremsten Stefan Handl (CSU) und Hiltraud Schmidt-Kroll, die dem BN Doppelmoral vorwarfen, da er bei diesem Projekt auf Gewinnmaximierung aus sei.

Der BN-Kreisvorsitzende Roderich Zauscher freute sich über die doch noch gefundene Lösung: "Das ist das, was wir wollten." Das Koller-Haus werde saniert und als Denkmal erhalten, das Grundstück zu einem guten Preis verkauft. Das Geld will der BN zum Kauf von Biotop-Flächen nutzen. Gerade eben hat er einen 7000 Quadratmeter großen Streifen längs des Moosgrabens erworben - am Josef-Koller-Weg. (Kommentar)

© SZ vom 16.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: