Karlsfeld:Ärger mit dem Heim

Nicht nur Karlsfeld hat zu wenig altersgerechte Wohnungen

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Die meisten Menschen wollen in ihren vertrauten vier Wänden alt werden, nicht in einem Heim. Doch nach Angaben des Seniorenbeirats Karlsfeld sind nur ein Prozent aller Wohnungen altersgerecht ausgestattet. Ein erschreckend niedriger Wert, wenn man bedenkt, dass in 15 Jahren 40 Prozent aller Bundesbürger älter als 65 Jahre sein werden. Für Werner Schmach vom Seniorenbeirat war dies der Anlass zu einer Informationsveranstaltung über Wohnungsumbau und entsprechende Fördermöglichkeiten. "Es ist wichtig, dass die Leute sich trauen, das Angebot in Anspruch nehmen", sagte Schmach. Mit mehr als 40 Besuchern im Bürgertreff war die Resonanz am Mittwoch größer als erwartet.

Brigitte Herkert von der Arbeitsgruppe für Altersforschung (AfA) berichtete über verschiedene Förderungsmöglichkeiten, die mannigfaltig sind: Es gibt Fördermittel von der Krankenkasse, Zuschüsse von der Pflegekasse, Fördermittel der KfW und vom Bauministerium sowie Möglichkeiten, die Baumaßnahmen auch steuerlich abzusetzen. Altersgerechtes Wohnen ist theoretisch also kein Problem. "Die Umsetzung ist das Problem", sagte Schmach.

Zum Beispiel das leistungsfreie Staatsdarlehen. Hier sind gleich 13 verschiedene Formulare notwendig: das Antragsformular, ein persönlicher Prüfbogen, die Kopie des Schwerbehindertenausweises, ärztliches Gutachten, Einkommenserklärung aller im Haushalt Lebenden, ebenso die Einkommensteuerbescheide der letzten beiden Jahre, Verdienstbescheinigung, Finanzierungsnachweise, Nachweis über das Eigentum am Grundstück, Kopie des kompletten Übergabevertrags, Planskizzen, Kostenvoranschläge, das Formblatt zur Legitimationsprüfung. Schmach hofft daher, dass der Staat die Regularien deutlich vereinfacht. "Die Leute fühlen sich schlichtweg überfordert."

Ermutigender waren die Ausführungen von Herbert Käser, einem auf altersgerechte Umbaumaßnahmen spezialisierten Bauunternehmer der Firma Käser & D'Angelicchio mit Sitz in Karlsfeld. Die Planungen werden als räumliche Simulationen erstellt, das Unternehmen hilft bei der Beantragung von Zuschüssen ohne Kosten; außerdem vereint Käser alle Gewerke unter einem Dach. Letzteres ist besonders wichtig. "Ein Gesamtangebot ist erforderlich, um überhaupt eine Fördermaßnahme in Anspruch zu nehmen", sagte Schmach. Über Angebote wie die von Käser zeigten sich die Senioren sehr froh. "Die Leute haben gesagt, das ist was mit Hand und Fuß, damit kann man was anfangen." Praktische Tipps gab auch Werner Lux vom gleichnamigen Sanitätshaus in Karlsfeld, zu dessen Leistungsangebot auch Beratung und Abrechnung mit den Kranken- und Pflegekassen gehört.

Aus Schmachs Sicht hat die Veranstaltung ein wichtiges Ziel bereits erreicht. "Die Schwellenangst der Leute, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, konnten wir senken." Die nächste Veranstaltung des Seniorenbeirats befasst sich mit den Themen ambulante Pflegedienste und Hilfe, Notrufe und Essen auf Rädern - ein Thema, das für alte Menschen nicht minder bedeutend ist. Der Termin steht noch nicht fest.

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