Kälteeinbruch:Gefährlicher Frost

Die nächtlichen Minustemperaturen setzen den Blüten an Obstbäumen und Erdbeerpflanzen zu, aber auch Spargel und anderen Feldfrüchten. Wenn es noch kälter wird, könnte es Ernteeinbußen geben

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Die kommenden Nächte werden die entscheidenden sein. Der Frost hat sich auf den Erdbeerfeldern ausgebreitet und auf die Blüten der Obstbäume gelegt. Viele Landwirte, Obstbauern und Gärtner haben Vorkehrungen zum Schutz ihrer Pflanzen getroffen, doch irgendwann reicht auch dieser Schutz nicht mehr aus. Sollte es in den kommenden Nächten noch kälter werden, drohen Ernteverluste und Ausfälle.

"Wir haben jetzt mal alle Erdbeersorten, die schon blühen, mit einer Vliesfolie abgedeckt", erklärt Wolfgang Offenbeck vom Beerengarten Rothschwaige. Wenn eine frische Erdbeerblüte den Frost abbekommt, kann man sie nicht mehr retten. "Mit der Folie sind die Blüten wenigstens etwas geschützt", so Offenbeck. "Wenn es die nächsten Nächte nicht kälter wird, dann könnten wir ohne große Einbußen davonkommen. Dann hatten wir zwar viel Arbeit, aber wenigstens nicht sehr viel weniger Ernte." Trotzdem sei diese Folie keine Garantie für die Rettung. "Irgendwann helfen halt auch keine Abdeckungen mehr", sagt Erdbeerbauer Manfred Wolf. Er hat seine Felder auch mit Folien zugedeckt, musste aber schon Verluste feststellen. Viele der Blüten sind schon erfroren, und trotz der Abdeckung sind noch viele in Gefahr.

Nicht nur Erdbeerfelder, auch Spargelfelder werden mit speziellen Folien abgedeckt. "Wenn eine Folie drauf ist, friert erst mal nur die ein", erklärt Spargelbauer Michael Reischl. Wegen der starken Kälte hat er noch einmal eine zusätzliche Folie über seine Felder gelegt. Zum Stechen muss man jedoch die Felder jeden Tag wieder aufdecken. "Viel Arbeit und Mühe", doch trotz der Schutzmaßnahmen muss Reischl mit fast einem Drittel Ernteverlust rechnen.

Kälteeinbruch: Spargelbauer Michael Reischl aus Großinzemoos deckt seine Felder mit einer Folie ab. Damit hofft er, den Großteil seiner Ernte vor der Kälte schützen zu können. Täglich wird die Folie zum Stechen vom Feld genommen. Das bereitet "viel Arbeit und Mühe".

Spargelbauer Michael Reischl aus Großinzemoos deckt seine Felder mit einer Folie ab. Damit hofft er, den Großteil seiner Ernte vor der Kälte schützen zu können. Täglich wird die Folie zum Stechen vom Feld genommen. Das bereitet "viel Arbeit und Mühe".

(Foto: Toni Heigl)

Bei den Obstsorten sieht es nicht besser aus. "Diese Wochen sind die Blütewochen vieler Obstbäume. Wenn es so kalt bleibt, muss man leider schon mit Ernteverlusten rechnen", sagt der Leiter der Dachauer Schlossverwaltung und gelernte Landschaftsgärtner Stephan Müller. Dieser Meinung ist auch Werner Gruber, erster Vorsitzender des Kreisverbandes Gartenbau und Landespflege Dachau. "Die Pfirsiche sind zum Beispiel gerade in der vollen Blütezeit, und auch die Apfelbäume sind gefährdet", befürchtet Gruber. Wenn der Frost sich auf die Blüten legt, wirft der Baum die Blüte ab. "Und somit auch die Fruchtansätze". Gruber glaubt aber, dass es nicht überall im Landkreis Ernteverluste geben wird. "Die regionalen Temperaturunterschiede sind oft sehr groß. Ich wohne an einem Bach. Dort ist es kälter als ein paar Meter weiter, wenn man zwanzig Meter höher ist", sagt Gruber.

Manfred Kotzian vom Obst- und Gartenbauverein Vierkirchen hat zumindest noch keine großen Verluste feststellen müssen. Bis auf seinen Birnbaum mache er sich im Moment noch keine großen Sorgen. Er ist zuversichtlich: "Vielleicht haben wir ja Glück und es wird bald wieder wärmer." Das hofft auch Landwirt Anton Kreitmair, Präsident des oberbayerischen Bauernverbandes. Noch hat er keine großen Schäden festgestellt. "Aber wenn es kälter wird, könnte ich fast ein Viertel der Maisernte verlieren", befürchtet er. Den Kartoffeln und dem Getreide macht der Frost noch nichts aus. Aber die Zuckerrüben sind stark gefährdet und bereiten dem Landwirt große Sorgen. "Die Zuckerrüben sind gerade aufgegangen und im Kernplatzstadium. Wenn es unter minus fünf Grad kalt wird, tragen sie große Schäden davon", sagt Kreitmair.

Kälteeinbruch: Auch die Obstsorten sind betroffen: Stephan Müller hofft auf wärmere Temperaturen, damit die Ernte noch gut ausfällt.

Auch die Obstsorten sind betroffen: Stephan Müller hofft auf wärmere Temperaturen, damit die Ernte noch gut ausfällt.

(Foto: Toni Heigl)

Immerhin gibt es auch gute Nachrichten: Den Bienen macht der Frost und die Kälte nichts aus. "Die haben damit kein Problem", sagt Imker Josef Dlesk. Vom Winter hätten die Bienen noch genügend Nahrung übrig, und auch der Imker füttert seine Insekten immer noch mit Zuckerwasser. Und wählerisch sind die Bienen auch nicht. "Wenn halt auf der Apfelbaumblüte gerade ein bisschen Schnee liegt, fliegen die Bienen eben zu den Rapsfeldern und holen sich dort ihre Mahlzeit", sagt Dlesk und lacht.

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