Kabarett:Klare Worte

HG Butzko

Lässig mit Käppi, kaputter Jeans und Bier philosophiert HG Butzko über Trump und Terror.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

HG Butzko macht sich Gedanken über die menschliche Intelligenz

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Je komplizierter die Welt und je unerfreulicher die Zeitläufte, desto mehr wünscht man sich jemanden, der Klartext redet. Nein, keinen nur taktierenden und auf Wählerstimmen schielenden Politiker. Sondern jemanden, der sich unabhängig von Meinungsmache und Kalkül so seine Gedanken macht, und den Mut hat, das zu äußern. Einen Menschen wie HG Butzko zum Beispiel. Am Samstag war der vielfach preisgekrönte Kabarettist in Schwabhausen zu Gast und hat sein Publikum begeistert.

Butzko ist anders als viele seiner Kollegen. Ihm geht es nicht darum, mit kurzen Seitenhieben auf Politiker aller Couleur schnelle Lacherfolge zu erzielen oder menschliches Spießertum beziehungsweise eigene Seelenabgründe bloßzustellen. Auf den ersten Blick könnte man ihn unterschätzen: undefinierbares Alter, alte Jeans, T-Shirt und Käppi, ein Mann ohne Allüren, ohne die Aura des selbstgewissen "Jetzt-komm-ich-Kabarettisten". Sein Thema ist die "Menschliche Intelligenz" - oder deren Nichtvorhandensein in vielen Köpfen. Butzko untersucht These und Antithese, entwickelt dabei ein logisch aufgebautes Gedankenkonstrukt, das dem Zuhörer einige Aufmerksamkeit abverlangt.

Zunächst schweift sein Blick in die USA und auf deren Präsidenten, der hierzu eine "ein für alle Mal gültige Antwort" zu bieten habe. Demnächst werde Trump sich wohl "die Gummimaske vom Gesicht ziehen und darunter kommt Beatrix von Storch hervor." Was die beiden gemeinsam haben? "Das große Glück, dass es bei Twitter keine Sperre für Mentalmüll gibt." Die eigentliche Frage aber sei "nicht die, wer diese Leute sind, sondern vielmehr, wer solche Menschen wählt."

Damit ist der Gelsenkirchener schnell beim großen Thema, was Intelligenz mit unserem Umgang mit dem Islam, mit Terror - auch solchem gegenüber Flüchtlingsunterkünften - und generell mit unserer Flüchtlingspolitik zu tun hat. Butzko wird sehr deutlich. Vor allem mit Horst Seehofer geht er ins Gericht. Wer glaube, der Islam gehöre nicht zu Deutschland und dabei nicht unterscheide zwischen "menschenfreundlichem" und "menschenfeindlichem" Islam: "Der gehört selber nicht zu Deutschland", sagt er. Wenn es unter Muslimen Antisemitismus und Homophobie gebe, "dann beweist das doch nur wie gut die Integration in die 94 Prozent der nicht-muslimischen Deutschen bereits gelungen ist", lautet Butzkos bitterböses Fazit.

Feindbild Nummer eins aber ist für den Gelsenkirchener die AfD. Als "Etikettenschwindler" mit "grenzdebilem Geschichtsbild", vor allem aber als "geistige Brandstifter" sieht er die Partei, die andere zum Werfen der "Mollis" in die Flüchtlingsunterkünfte inspiriere. Wer sie wähle handle so wie einer, der im Wirtshaus "an der Klobürste lutscht, weil ihm das Bier nicht schmeckt."

Aber HG Butzko kann auch anders: Köstlich die Nummer, in der er mit Zottelperücke von den Typen erzählt, denen er in der Fußgängerzone begegnet. "Eh Alter - glaubste an Gott?" Butzko bekennt, Atheist zu sein und schlägt sie mit ihren eigenen Argumenten. Er wolle eigentlich "nur in Ruhe gelassen" werden, sagt er. Doch solange Fundamentalismus nicht in Gewaltbereitschaft umschlage, störe es ihn nicht. "Seid nett zu einander" lautet seine Empfehlung, "dann ist die Chance groß, dass Hassprediger einfach ausgelacht werden." Das Publikum gibt ihm Recht: Seine wichtigsten Botschaften werden mit viel Applaus quittiert.

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