Junges Modelabel aus Dachau:Eine Leidenschaft für edle Streetwear

Mode von der Stange ist ihnen zu langweilig. Deshalb haben zwei junge Dachauer das Label "Fervent Clothing" gegründet.

Anna Schultes

Die Plattenspieler hat Valentin Wacht in die letzte Ecke seines Zimmers verbannt. Der 20-Jährige legt als DJ Chiquita auf. Im Moment braucht er den Platz für etwas anderes. Mitten im Raum steht ein Kleiderständer, an der Stange hängen dicht an dicht T-Shirts mit roten Lippen und goldenen Totenköpfen, dazwischen schwarze Kapuzenpullover mit apfelgrünem Schriftzug. "Fervent Clothing" steht darauf - sein eigenes Modelabel, das dem Dachauer seit kurzem zusammen mit Fabian Richter gehört.

Junges Modelabel aus Dachau: Der Röhrmooser Fabian Richter und der Dachauer Valentin Wacht haben ein eigenes Modelabel.

Der Röhrmooser Fabian Richter und der Dachauer Valentin Wacht haben ein eigenes Modelabel. 

(Foto: www.joergensen.com)

Die Idee für das Streetwear-Label stammt von Richter. Der 23-Jährige hatte bereits zu Schulzeiten den Wunsch, sein eigenes Label zu gründen. "Der Gedanke war immer da." Vor sechs Jahren hat der Röhrmooser auf dem Schulhof aus Kartons seine ersten Stücke verkauft. Damals gab es zwei T-Shirt-Varianten. Seitdem ist viel passiert. Die zweite Kollektion, die gerade fertig geworden ist, besteht aus 60 Teilen. Seit Januar ist Valentin Wacht mit im Boot. "Das war schon eine Umstellung. Vorher habe ich alles alleine gemacht", sagt Fabian Richter. Aber es funktioniert. Oft telefonieren die beiden stundenlang, planten und diskutierten. "Die erste Idee ist nie endgültig", sagt Wacht. Gemeinsam haben die beiden eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) gegründet.

Kennengelernt haben sich die jungen Modemacher auf einer Party. Dort hat der Musiker Sascha Seelemann gespielt, am Klavier sind sie sich über den Weg gelaufen. "Valentin hat erzählt, dass er Bike fährt und auflegt", erinnert sich Fabian Richter. "Ich habe ihm dann eine Visitenkarte in die Hand gedrückt." Der Hintergedanke: die Fervent Clothing Artist Crew. Auf der Basis des Labels vereinen sich dort Künstler aus Musik, Fotografie und Film, Graffiti oder Extremsport. Vor der ersten Fervent Night in der Dachauer Roxibar hat sich Richter an die Begegnung erinnert und den 20-Jährigen als DJ engagiert. Als es ein Problem mit der Gästeliste gab, war Valentin Wacht sofort zur Stelle. "Wir haben uns gut ergänzt." Nach der Party hat er 14Kleidungsstücke bestellt. Für Richter war klar: "Das könnte der richtige Mann sein. Der ist ein Macher."

Macher mussten sie in den vergangenen Wochen beide sein: Motive fertigstellen, Kleidung bedrucken und ein Fotoshooting standen auf dem Plan. Das bedeutete lange Nächte und wenig Schlaf. Das Design entwarf Fabian Richter teilweise selbst. Auch zwei befreundete Designer waren beteiligt, sie entwickelten den Schriftzug und das Logo. Unzählige Male haben sie sich getroffen. Da der Produzent in letzter Minute absprang, druckte das Team zu Hause selbst die Motive "Bavarian Flag", "Python", "Disco Earth" oder "Minga" mit der Münchner Skyline auf die T-Shirts, Pullover und Zip-Hoodies. Die Shirt-Presse zum Bedrucken finanzierten sie aus den Einnahmen der zweiten Fervent Night. Was die Stoffe angeht, legen die Labelbesitzer großen Wert auf Qualität. Die Fair-Trade-Ware beziehen sie aus Berlin. "Das ist uns wichtiger als die Gewinnspanne."

Die Fotos für den Online-Shop, über den man unter www.fervent-clothing.de die Stücke aus der aktuellen Kollektion deutschlandweit bestellen kann, hat Gina Bolle, die in einem Dachauer Fotoladen lernt, gemacht. An einem Samstagnachmittag hat sie die sechs Fervent-Models im Studio fotografiert. Dennis Maiwald, der einen Friseurladen in der Dachauer Altstadt betreibt, hat sich um Frisuren und Make-up gekümmert. Sogar ein Video gibt es. "Die Stimmung war super", sagt Fabian Richter. Sein Fazit zur zweiten Kollektion: "Wir sind sehr zufrieden." Im Vergleich zur ersten sei die neue Kollektion dezenter, die Schnitte seien moderner. Farbe spielt noch immer eine Rolle, Neontöne nicht. "Wir wollten es nicht mehr so bunt treiben", sagt Fabian Richter mit einem Augenzwinkern.

Valentin Wacht arbeitet als Anlagenmechaniker; im September startet er die Meisterschule. Der Dachauer ist bei der Freiwilligen Feuerwehr, sitzt im Jugendrat und engagiert sich im Jugendzentrum Freiraum. Trotzdem spielt das Label eine besondere Rolle: "Ich gehe damit schlafen und wache damit auf." Fabian Richter ist Assistent der Geschäftsführung bei einem Luxus- und Renditenmakler. Nebenher absolviert er ein Abendstudium zum Immobilienfachwirt. Aber: "Der Traum, mit dem Label mein Geld zu verdienen, ist da." Der 23-Jährige hat keine Vorbilder, er möchte seinen eigenen Weg gehen. Der Name ihres Modelabels ist bei den jungen Männern Programm: Fervent bedeutet leidenschaftlich.

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