Junge Schreiner präsentieren ihr Können:Gespür für Design

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Zehn junge Schreiner haben derzeit ihre Gesellenstücke in der Dachauer Volksbank ausgestellt. Innungssieger ist Jonas Helberg mit seinem Klappsekretär aus Kirschbaumholz. Zu sehen sind aber auch andere Möbel

Von Deborah Portejoie, Dachau

Inmitten der modern anmutenden Möbel fällt ein eher klassisches Stück auf: ein Hängesekretär aus amerikanischem Kirschbaumholz. Martin Richter von der Volksbank ist begeistert. Er lobt die Genauigkeit der Arbeit und das Gespür für Design. Jonas Helberg hat die typische ausklappbare Tischplatte mit Kreuzfuge aus Ahorn und einer Ader aus Ahorn-Nussbaum konzipiert und gefertigt. Es ist sein Gesellenstück. Und es hat nicht nur Richter begeistert, sondern auch die Innung. Der Hängesekretär hat ihn zum Innungssieger gemacht. Derzeit ist er zusammen mit zehn anderen Gesellenstücken in der Dachauer Volksbank in der Münchner Straße ausgestellt. Bis Dienstag, 19. September, kann man sie dort noch begutachten - immer während der Geschäftszeiten der Filiale. Auch während der Langen Tafel am Samstag, 9. September, wird die Schalterhalle von 12 bis 18 Uhr geöffnet sein.

Stolz präsentiert Theresa Anna Reichenberger ihren Barschrank. (Foto: Toni Heigl)

Der 26-jährige Jonas Helberg aus Dachau hat bereits zu Beginn seiner Ausbildung vor drei Jahren damit angefangen, über sein Gesellenstück nachzudenken. Planung und Durchführung brauchten viele Stunden, und nun ist Helberg, der seine Lehre bei der Schreinerei Fottner in Röhrmoos absolvierte, Innungssieger und Gewinner der "Guten Form" im Landkreis Dachau. Jetzt geht es für ihn auf Landesebene weiter. Christoph Fottner rechnet seinem Lehrling dabei gute Chancen zu: "Das ist ein tolles, klassisches, handwerkliches Teil. So etwas würden auf der Meisterschule sicher nicht alle hinbekommen." Läuft es auf Landesebene für Helberg gut, ginge es weiter auf Bundesebene. Hin und wieder gab der Ausbilder Ratschläge, sonst war Jonas Helberg komplett auf sich selbst gestellt. 23 Stunden am Stück hat Helberg am Schluss noch gearbeitet, um sein Gesellenstück fertigzustellen.

Toni Schirmann streicht liebevoll über sein Gesellenstück, ein Sideboard. (Foto: Toni Heigl)

Nicht weniger beeindruckend ist das Gesellenstück von Theresa Anna Reichenberger, der einzigen Frau in der Runde. Es ist ein Barschrank. Die Innungsjury gab ihr dafür den dritten Platz. Dass nicht mehr Frauen den Beruf der Schreinerin ergreifen, wundert den Vorstand der Schreinerinnung Dachau Ulrich Dachs: "Es spricht eigentlich überhaupt nichts dagegen, aber mehr als ein bis zwei Frauen sind eigentlich nie dabei." Obwohl die Frauen oft tolle Leistungen ablieferten. Das habe Reichenberger dieses Jahr einmal mehr gezeigt. Die junge Frau will als Schreinerin weiterarbeiten und bleibt im nächsten Jahr erst mal in ihrem Betrieb, der Schreinerei Schirmer in Röhrmoos. "Das ist gut, da bleibt man in der Praxis", kommentiert Dachs. Den zweiten Platz hat Lukas Langenecker von der Schreinerei Mayr in Biberbach belegt.

Schon zu Beginn seiner Ausbildung hat Jonas Helberg die Idee, einen Hängesekretär zu fertigen. Jetzt wird sich der 26-Jährige damit auf Landes-, vielleicht sogar auf Bundesebene messen. (Foto: Toni Heigl)

Von Barschränken bis zu Schreibtischen haben die Lehrlinge Möbelstücke in modernem Design angefertigt. Die vorgegebenen 80 Arbeitsstunden haben die meisten wohl überschritten, was ganz normal sei, so Dachs. Planung und handwerkliche Arbeit brauchen eben Zeit. "Wenn jemand hinschreibt, er hat 80 Stunden gearbeitet, dann glaube ich ihm das nicht. 96 Stunden, das ist dann schon glaubwürdiger." Auch Toni Schirmann aus Dachau hat wahrscheinlich etwas länger an seinem Gesellenstück gewerkelt. Gelernt hat Schirmann in der Schreinerwerkstatt Fischer in Lauterbach. Der 19-Jährige hat ein Sideboard aus Nussbaum gebaut. Das dunkle Holz sieht edel aus. Ein besonderes Detail sind die runden Jahresringe, die man auf dem Holz an der Seite des Sideboards sieht.

Wer jetzt denkt, er könne in der Volksbank ein hübsches Möbelstück erwerben, der irrt. Zum Verkauf stehen die Arbeiten nicht. "Sein Gesellenstück behält man, das gibt man nicht einfach so her", erklärt Dachs.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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