Junge Mode in Dachau:Die Stilsichere

Weiblich, körperbetont und auf keinen Fall gewöhnlich. Die Dachauer Designerin Sieglinde Barth-Bistran mag sehr feminine Mode. Sie näht nicht nur für ihre Kunden, sondern hilft auch beim Ausmisten des Kleiderschranks.

Anna Schultes

Baustellen sind in der Regel wenig beliebt. Sie bedeuten Staus und Umwege. Für Sieglinde Barth-Bistran haben die Bauarbeiten an der Amperbrücke in der Münchner Straße aber durchaus etwas Gutes. Eine Autofahrerin entdeckte auf der Umleitung über die Martin-Huber-Straße Barth-Bistrans Modegeschäft "Passend". Für die Hochzeit ihrer Schwester hat sich die neue Kundin dann ein dunkelrotes Kleid aus Seide nähen lassen.

Junge Mode in Dachau: Die 32-jährige Designerin Sieglinde Barth-Bistran hat seit fünf Jahren einen eigenen Laden in Dachau.

Die 32-jährige Designerin Sieglinde Barth-Bistran hat seit fünf Jahren einen eigenen Laden in Dachau.

(Foto: www.joergensen.com)

Barth-Bistran ist Maßschneiderin. Seit fünfeinhalb Jahren führt die 32-Jährige ihren Laden in Dachau. Dass der Kunde zufrieden ist, hat bei der Geschäftsführerin oberste Priorität: "Es ist schön, wenn jemand glücklich aus dem Laden geht." Die Modemacherin mag es, wenn sie an besonderen Ereignissen ihrer Auftraggeber teilhaben kann. Mittlerweile hat sie eine enge Beziehung zu ihren Kunden aufgebaut.

Ob pompöses Brautkleid, aufwendiges Kostüm, akkurater Anzug oder einfacher Rock und alltagstaugliches Oberteil - die 32-Jährige schneidert nach Wunsch. Ein gutes Vorstellungsvermögen hält sie in ihrem Beruf für unabdingbar. Sie weiß, wie das jeweilige Stück am Ende aussehen wird: "Ich habe ein Bild im Kopf, lange bevor es fertig ist."

Wenn Barth-Bistran für sich selbst schneidert, darf es gerne außergewöhnlich sein: "Mir gefällt das Asymmetrische." Sie pflegt einen eigenen unverkennbaren Stil. Die Mode ist weiblich, körperbetont, und auf keinen Fall gewöhnlich; sie erinnert an die frühen fünfziger Jahre.Damit die Kunden sehen, was möglich ist, zeigt sie eine Kollektion im Laden. Bei ihrer Arbeit lässt sie sich aber auf die Wünsche des Kunden ein: "Da muss man sich von seinem eigenen Geschmack lösen.", sagt sie. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten es lieber symmetrisch mögen."

Sohn Hektor kommt mit in den Laden

Die Maßanfertigung ist der Kern ihres Geschäfts, die Schneiderin nimmt aber auch Änderungen vor. Und sie bietet einen besonderen Service an: Sie kommt zu ihren Kunden nach Hause, um gemeinsam mit ihnen den Kleiderschrank zu durchstöbern und auszuräumen. "Ich habe keinen persönlichen Bezug zu den Kleidungsstücken", sagt Barth-Bistran. Da falle das Aussortieren leichter. Sie berät, hilft beim Zusammenstellen oder sucht den passenden Schmuck aus.

Wenn im Kleiderschrank etwas fehlt, kommt die Dachauerin auch gerne mit zum Einkaufen. Schon Sieglinde Barth-Bistrans Großmütter waren beide Schneiderinnen - so ist sie früh mit dem Beruf in Kontakt gekommen. Nach dem Fachabitur hat sie in Germering eine Lehre zur Maßschneiderin absolviert, im Anschluss hat sie zweieinhalb Jahre im Musteratelier von Escada in München gearbeitet. Dort werden die Prototypen der Kleidungsstücke genäht oder Sonderbestellungen wie etwa Einzelstücke für Preisverleihungen.

Während ihrer Lehre in einer kleinen Schneiderei hat Barth-Bistran viel über das Handwerk an sich gelernt. Und bei Escada? "Da lernt man, wie es schneller geht." Es folgte eine Ausbildung zur Damen- und Herren-Schneidermeisterin. Von der Meisterschule ging es für die 32-Jährige direkt in die Selbstständigkeit. Im Dezember 2005 eröffnete sie den Modeladen "Passend" gemeinsam mit ihrer Freundin Janina Blessin. Seit zweieinhalb Jahren ist sie Alleininhaberin. Und so soll es auch bleiben. "Janina und ich haben perfekt zusammengepasst", findet Barth-Bistran. "Wir haben die gleiche Art zu arbeiten."

Deshalb kann sie sich keine andere Geschäftspartnerin vorstellen. Nur Praktikanten habe sie manchmal. Im hinteren Teil des Ladens steht zwischen Bügelbrett und Nähmaschine das Bett ihres vier Monate alten Sohnes Hektor. Die Dachauerin ist froh, dass sie durch die Selbstständigkeit Kind und Beruf so gut unter einen Hut bekommt. Aufhören kam nie in Frage: "Ich liebe das, was ich mache."

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