Süddeutsche Zeitung

Jungbürgerversammlung:Keiner kommt

Gemeindevertreter kommen zur Begegnung mit Jugendlichen nach Pfaffenhofen - doch der Nachwuchs bleibt fern

Von Renate Zauscher, Pfaffenhofen

Die Jugendlichen in Pfaffenhofen an der Glonn haben offensichtlich weder größere Probleme noch besondere Wünsche, zumindest keine, über die sie öffentlich reden wollen. Diesen Eindruck konnte man bei einer Veranstaltung gewinnen, die als Jungbürgerversammlung angekündigt war. Bürgermeister Helmut Zech und sein Stellvertreter Harald Mang waren dazu ins Egenburger Rathaus gekommen, auch der Jugendreferent im Gemeinderat, Andreas Riedlberger, sowie die neue Gemeindejugendpflegerin Heidi Belz und ihr Bergkirchener Kollege Johannes Bockermann. Aber kein einziger der fast 160 zwölf- bis 18-Jährigen, die in der Gemeinde Pfaffenhofen leben, kam.

Das Ausbleiben der Jugendlichen wurde von allen Seiten sehr bedauert. Ob es am Schulstress gelegen hatte, an mangelnder Werbung bei Facebook und Co., am falschen Zeitpunkt oder schlicht am Desinteresse: Bürgermeister Zech fand die fehlende Resonanz der Jugendlichen jedenfalls "sehr schade". Schon vor vier Jahren bei der ersten Jungbürgerversammlung waren nur drei Mädchen der Einladung des Bürgermeisters gefolgt. Der Jugendcontainer, dessen Errichtung sich die Jugendlichen damals gewünscht hatten, wird mittlerweile nicht mehr genutzt: "Er ist verwaist", bedauert Zech, "keiner mag ihn."

Man habe mit den Jugendlichen "ins Gespräch kommen" und ihnen dabei auch die neue Jugendpflegerin der Gemeinde vorstellen wollen, sagte Zech. Heidi Belz ist Lehrerin, nicht mehr im Schuldienst aktiv, arbeitet aber seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Gemeinde mit Jugendlichen, etwa als Leiterin der Jugendtheatergruppe im Sportverein. Sie steht für alle Anliegen von Jugendlichen als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Jugendreferent Andreas Riedlberger betonte in seinem Kurzbericht, dass Heidi Belz, die seit 17 Jahren in der Gemeinde lebt, diese gut kenne und deshalb für ihr neues Amt in besonderer Weise geeignet sei. Auch sprach Riedlberger über den Kinobus. Dieses Angebot werde derzeit nicht mehr häufig genutzt. Sollte sich das nicht ändern, müsse man überlegen, "wie es weitergehen soll".

Was eigentlich macht der Kreisjugendring? Auch darüber hätten die Jugendpflegerin und der gemeindliche Jugendreferent gerne mit den Jugendlichen gesprochen und dabei ein neues "Freizeitportal" vorgestellt. Es solle, erklärte Johannes Bockermann, das bestehende Ferienprogramm, das sich allzu sehr auf die Sommerferien konzentriere, "entzerren" und während des Jahres Aktionen für Jugendliche anbieten. Bürgermeister Zech steht diesem Projekt skeptisch gegenüber: Jeder Verein in der Gemeinde sei froh, wenn Jugendliche seine Angebote nutze, sagte er. Es sei nicht nötig, "neue Strukturen zu schaffen", vielmehr gelte es, die Jugendlichen über das, was vorhanden ist, an die Vereine heranzuführen.

Orte, wo sich die Jugend in Pfaffenhofen treffen kann, gibt es offenbar in ausreichender Menge. Sowohl in Pfaffenhofen selbst wie in Wagenhofen und Unterumbach sind laut Zech Jugendtreffs, teils auf privatem Grund, vorhanden, die von den Jugendlichen eigenverantwortlich organisiert werden. Die Gemeinde sei hierbei nur für den Brandschutz und für Versicherungen zuständig, für alles andere sorgten die Jugendlichen selbst. Die Gemeinde sehe es nicht als ihre Aufgabe an, "die Jugendlichen von vorn bis hinten zu bespaßen", sagte Zech. Falls es aber Probleme gebe, "dann sind wir natürlich da".

Ein Problem, und laut Harald Mang sogar ein "Riesenproblem", haben die Jugendlichen in Pfaffenhofen aber doch auch jetzt schon: die schlechte Verkehrsanbindung. Deshalb setzt sich Zech sehr für eine Buslinie Dasing-Pasing auf der A 8 oder für eine Taktverbesserung des Pasing-Busses 732 ein.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2016
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