Jugendbeirat Karlsfeld:Die Zukunft heißt "Karlsfeld 2.0"

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Der Jugendbeirat in Karlsfeld steht vor Aus. Nun will die Gemeinde durch ein neues Projekt die Jugendlichen an die Kommunalpolitik heranführen.

Gregor Schiegl

Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) hatte sich ganz schön ins Zeug gelegt. Mehrere Anläufe hatte er unternommen und viel Überzeugungsarbeit geleistet, bis sich genug Kandidaten fanden, um den seit Jahren mangels Bewerbern ruhenden Jugendbeirat wiederzubeleben. Doch wie Max Haberl, Bereichsleiter der Gemeindlichen Jugendarbeit, in der jüngsten Gemeinderatssitzung darlegte, "funktioniert der Jugendbeirat nicht besonders gut". Die Mitglieder kämen nicht zu den Sitzungen, sie engagierten sich kaum und bewegten daher auch nicht viel. Nach eineinhalb Jahren Jugendbeirat eine ernüchternde Bilanz.

Das faktische Scheitern wollte Haberl nicht den Jugendlichen anlasten, sondern der Konstruktion des Beirats. "Das ist eine Beteiligungsform, die Jugendliche wenig anspricht." Nun hat Haberl eine aufsehenerregende Alternative vorgeschlagen, die - den Reaktionen der Gemeinderäte aller Fraktionen nach zu schließen - durchaus Chancen hat, umgesetzt zu werden.

Haberls Projekt trägt den Arbeitstitel "Karlsfeld 2.0". Entlehnt ist er dem Schlagwort vom "Web 2.0", dem Internet zum Mitmachen also. Wobei es Haberl gar nicht ums Internet geht, wohl aber ums ganz konkrete Mitmachen: Statt eines Beirats mit 2000 Euro Jahresetat fürs Büro schwebt ihm eine Projektgruppe vor, die sich jedes Jahr - besser gesagt jedes Schuljahr - neu zusammenfindet und ein Projekt umsetzt, das bis zu 2000 Euro kosten darf.

Dabei müsse aber auch die "politische Ebene" mitziehen, sagte Haberl. Im Klartext: "Da würde dann auch etwas mehr Arbeit auf die Gemeinderäte zukommen." Was die jungen Karlsfelder in ihrer Gemeinde verändern wollen, müsse man freilich vorher abfragen. Das Projekt mit den meisten Befürwortern werde umgesetzt. Davon verspricht sich Max Haberl nicht nur eine regere Beteiligung, sondern auch einen Beitrag zur politischen Bildung: "Die Jugendlichen lernen, ihr Umfeld zu gestalten." Weiterer Vorteil: Auch die Kinder, die bislang keine echte Vertretung hätten, könnten sich einbringen.

Wie so etwas aussehen kann, hat erst jüngst ein Versuch mit der Verbandsgrundschule München-Allach gezeigt. Unter Federführung des Dachauer Landschaftsarchitekten Michael Luska hatten Kinder auf dem Prinzenparkgelände einen Abenteuerspielplatz nach ihren Wünschen konzipiert. Das Projekt gilt als durchschlagender Erfolg. Das, was Max Haberl vorhat, ist freilich eine Nummer größer. "In dieser Dimension habe ich das auch noch nie ausprobiert", gibt er offen zu.

"Wir müssen den Mut haben, neue Wege zu gehen, wenn wir die Kinder besser einbinden wollen", erklärte Bürgermeister Kolbe, Hiltraud Schmidt-Kroll (SPD) zeigte sich regelrecht "begeistert" über Haberls Modell und Bündnis-Fraktionssprecherin Mechthild Hofner fand die Idee immerhin "einen Versuch wert".

Selbstkritisch äußerte sich Jugendreferentin Venera Sansone (SPD): "Wir werfen die Jugendlichen einfach ins kalte Wasser." Es habe ein "vorpolitischer Raum", gefehlt, beispielsweise in der Schule, um die Jugendlichen vorzubereiten. Ganz begraben will sie die Idee aber noch nicht. Vielleicht könne Karlsfeld "2.0" ja als Vorstufe dienen - für einen funktionierenden Karlsfelder Jugendbeirat.

© SZ vom 05.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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