Süddeutsche Zeitung

Jugendarbeit :Ansprechpartnerin für alle Fälle

Die Sozialpädagogin Elisabeth Moor bietet eine Anlaufstelle für Jugendliche, wenn sie Probleme haben

Von Horst Kramer, Pfaffenhofen an der Glonn

Der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU) wählt gerne deutliche Worte. So auch bei der jüngsten Gemeinderatssitzung, als er die neben ihm sitzende Elisabeth Moor vorstellte. Die Diplom-Sozialpädagogin ist beim Dachauer Kreisjugendring (KJR) angestellt und kümmert sich seit Anfang des Monats im Auftrag des Rathauses um die Pfaffenhofener Jugend. Zech beschrieb Moors Job so: "Wir vertreten den Standpunkt, dass Jugendarbeit nicht zur Bespaßung der Gesellschaft dient. Sondern Jugendliche sollen an die Hand genommen werden, wenn sie Probleme mit der Lehrstelle, den Eltern oder Liebeskummer haben."

Zechs Worte waren ebenso an die Jugendexpertin wie an die Gemeinderatsmitglieder und die Zuhörer gerichtet. Mit "Bespaßung" meinte der Bürgermeister Projekte, wie sie die Odelzhausener Jugendpflegerin Ramona Kitzinger organisiert - etwa den dortigen Jugendtag, den Actionday oder das Ferienprogramm. Zech grenzte seine Kommune von "Freizeitprogrammen" ab: "Wir sind vereinsmäßig gut aufgestellt, wir brauchen so etwas nicht." Elisabeth Moor wird sich in der Gemeinde Pfaffenhofen stattdessen um Einzelfälle kümmern, wie sie erläuterte.

Die gebürtige Indersdorferin studierte und arbeitete viele Jahre in München, unter anderem im Brennpunktviertel Hasenbergl. Vor zwei Jahren kehrte sie in den Landkreis Dachau zurück und arbeitet seitdem in Weichs als Gemeindejugendpflegerin: "Dort machen wir auch Programme", unter anderem im Weichser Jugendzentrum. Derzeit absolviert Moor eine Fortbildung zum schwierigen Bereich "Kindeswohlgefährdung". In der Gemeinderatssitzung erläuterte sie: "Jeder, der meint, etwas Auffälliges entdeckt zu haben, kann sich an mich wenden." Auch anonym, wie sie betonte. Zech griff das Thema auf: "Damit laufen Sie bei uns offene Türen ein", sagte er, fügte aber gleich hinzu: "Gerade im Kindergarten haben wir funktionierende Strukturen." Erste Ansprechpartnerinnen seien die dortigen Erzieherinnen, so Zech. Moor verwies auf die gesetzlichen Vorgaben, nach der eine außenstehende Fachkraft bei Problemfällen hinzugezogen werden soll.

Elisabeth Moor ist dieser Tage im Gemeindegebiet unterwegs, um die Vereine und wichtigen Ansprechpartner kennenzulernen. Mit den Kollegen des Kreisjugendrings im Odelzhausener Schulzentrum habe sie sich schon ausgetauscht, sagte Moor. Ihre Kontaktdaten sind auf der Homepage der Gemeinde Pfaffenhofen und der Internetseite des Dachauer KJR zu finden.

In Sachen neues Kinderhaus berichtete Zech von einem Rückschlag. Im Anbau der Einrichtung sollen eine Arzt- und eine therapeutische Praxis eine Heimat finden. Nun sei ein Mietvertrag mit einer Ergotherapeutin geplatzt, so der Bürgermeister, "aus familiären Gründen". Die Kommune sucht nun nach einem neuen therapeutischen Anbieter.

Der Gemeinderat beschloss, bei Bedarf Mietverträge auch für kleinere Einheiten ab dreißig Quadratmeter anzubieten. Außerdem einigte sich das Gremium, die Räumungen der Wassergräben auf Feld und Flur künftig alle drei Jahre durchführen zu lassen; die Kosten sollten 6000 Euro nicht überschreiten. In besonderen Fällen seien auch zusätzliche Räumungen in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde möglich. Zech sagte dazu: "Wenn wir einen Baum fällen, kommt gleich die Polizei, wenn ein Biber fünfzig Bäume umlegt, ist das Natur."

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Quelle:
SZ vom 18.09.2019
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