Jugend musiziert:Hoher Anspruch

Lesezeit: 2 Min.

Am besten gelang Susanna Morper die zeitgenössische Komposition von Graham Waterhouse beim Konzert des Vereins "Musik erleben". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Konzert von Susanna Morper zeigt, was beim Wettbewerb "Jugend musiziert" verlangt wird

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Susanna Morper begann mit dem ersten Satz (Allegro moderato) der Sonate für Klavier und Violine von Franz Schubert. Dieses Stück spielte sie auf ihrem Konzert des Dachauer Vereins "Musik erleben" mit intimer Tongebung so schön und delikat, dass man gern die ganze Schubert-Sonate von ihr gehört hätte. Aber weil sie ihr Wettbewerbsprogramm für "Jugend musiziert" in Dachau präsentierte, war jetzt eine Doppelgriff-Studie verlangt. Susanna Morper (oder ihr Lehrer) haben dafür zwei Sätze aus der Partita E-Dur für Violine solo von Bach ausgewählt, die sie nun sauber intonierte. Doch das war für den Wettbewerb wohl noch nicht genug an vertrackter Grifftechnik, und die Caprice Nr. 13 mit dem Titel "Des Teufels Lachen" von Paganini musste noch draufgesetzt werden. Allen - außer dem Teufel selbst natürlich - vergeht das Lachen bei diesem höllisch schweren Stück. Susanna Morper schaffte es, dieser spieltechnischen Hölle unbeschadet zu entkommen.

Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" aus dem Landkreis stellten im Ludwig-Thoma-Haus ihr Können vor. Dabei durfte Susanna Morper, Violine, ihr ganzes Wettbewerbprogramm präsentieren, während die Klavierspieler - wieder mit Ausnahme von Susanna Morper - und dem Trompeter Michael Nauderer im Anschluss daran nur je ein Stück spielen durften. Bei der D-Dur-Sonate für Klavier und Violine von Mozart KV 306 ist allerdings eher das Klavier konzertant behandelt, nur im zweiten Satz, einem Andantino cantabile, tritt die Violine mit sehr schönen Bögen und Figurationen hervor. Susanna Morper spielte also Mozarts langsamen Satz mit sehr zartem Ton, und Petra Morper am Klavier bemühte sich gleichzeitig um größte Zurückhaltung, um die Geige nicht klanglich zuzudecken, was ihr auch gelang. Aber letztlich stand der Mozart-Satz doch recht einsam zwischen Paganini und dem Graham Waterhouse.

Beim Wettbewerb "Jugend musiziert" wird nämlich in jeder Altersstufe auch ein Stück eines zeitgenössischen Komponisten verlangt, und das ist gut so. Susanna Morper spielte ein virtuoses Stück des in München lebenden englischen Komponisten Graham Waterhouse, mit dem sie ungemein imponierte. Auch die Klavierbegleiterin muss bei diesem Stück recht flinke Finger haben - für Petra Morper kein Problem. "Malarkey" von Graham Waterhouse war gewiss nicht das beste Stück dieses Wettbewerbprogramms - wer kann schon neben Bach, Mozart und Schubert bestehen -, aber es war wohl die beste, jedenfalls die ansprechendste Interpretation dieses Abends.

Die Wiedergabe des ersten Satzes aus dem Violinkonzert von Jean Sibelius erwies sich als problematisch. Selbstverständlich muss sich ein Geiger oder eine Geigerin ein schwieriges Konzert mit Hilfe eines vom Begleiter am Klavier gespielten Klavierauszugs des Orchesterparts erarbeiten. Auch beim Vorspiel im Wettbewerb muss man zu diesem Hilfsmittel greifen, aber es ist eben nur eine Art Krücke. Der Klavierauszug des Violinkonzerts von Sibelius ist scheußlich schwer zur spielen, aber auch scheußlich anzuhören.

Die Korrepetition von Petra Morper war wiederum ausgezeichnet, sie meisterte alle Schwierigkeiten, aber das Ergebnis ist hier nie ganz befriedigend; kann es nicht sein. Susanna Morper entfaltete beim Sibelius-Konzert - das ist eines der schwierigsten Konzerte der ganzen Violinliteratur - ihre Virtuosität bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Mit der geglückten Darbietung eines derart eklatant schwierigen Stücks kann man offensichtlich einen Preis bei "Jugend musiziert" gewinnen. Vielleicht sogar mehr.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: