Jugend debattiert:Die Kunst des Argumentierens

Lesezeit: 2 min

Spielerisch lernen die 14- und 15-jährigen Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums die Grundregeln des Streitgesprächs. Am Ende gewinnt Leo Laschinger das Schulfinale im Wettbewerb "Jugend debattiert".

Von Julia Seidl

Selten hört man Schüler der neunten Klasse derart professionell über anspruchsvolle Themen debattieren. Im Rahmen des Wettbewerbs "Jugend debattiert" jedoch lieferten sich die 14- und 15-jährigen Schüler ein engagiertes Wortgefecht. Das Publikum staunte über den argumentativen Schlagabtausch. Am Ende des Schulfinales am Ignaz-Taschner-Gymnasium gewann Leo Laschinger. Er wird beim Regionalentscheid am Josef-Effner Gymnasium antreten.

Seit November bereiten die Deutschlehrer der neunten Klassen ihre Schüler auf den bundesweiten Wettbewerb vor. Sogar eine schriftliche Schulaufgabe wurde durch eine mündliche Debatte ersetzt. Von Dezember an wurden innerhalb der einzelnen Klassen Kontroversen geführt, um die beiden Klassensieger zu bestimmen, die jetzt beim Schulfinale antreten durften.

Nachdem bereits am Vormittag Themen wie die Legalisierung von Cannabis oder Piercen ohne Einwilligung der Eltern zur Debatte standen, stellten sich gegen Mittag die vier Finalisten der Jury. Debattiert wurde über die Frage, ob besser verdienende Eltern einen höheren Teilnahmebeitrag für Klassenfahrten ihrer Kinder entrichten sollten. Alle Kandidaten hatten eine Woche Zeit, sich auf die Streitthemen vorzubereiten; die Zuteilung zur Pro- oder Contra-Seite erfolgte allerdings erst 15 Minuten vor Beginn des Finales.

Nach einer kurzen Einführung in das Thema, begannen Leo Laschinger und Anna Mieth ihre Argumente gegen die Steigerung des Beitrags vorzutragen. Josephine Rieger und Alexander Mitterhuber hingegen versuchten ihr Bestes, diese sofort wieder zu entkräften und die Zuhörer davon zu überzeugen, wie wichtig eine einkommensorientierte Beitragszahlung sei. Die Aufregung der Kandidaten konnte man spüren, mitunter verhaspelten sie sich oder verdrehten die Wörter. Doch sie schafften es trotzdem, ihre Positionen sachlich und professionell darzulegen und gegen andere Argumente zu verteidigen. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Schülern Schlüsselqualifikationen für den weiteren Karriereweg beizubringen.

Adelheid Steiner-Kuttner hatte in diesem Jahr den Wettbewerb am Ignaz-Taschner-Gymnasium organisiert. Sie begrüßt an dem Projekt "Jugend debattiert" vor allem die "Idee des miteinander anstelle des gegeneinander Redens". Die Begeisterung der Schüler für den Wettbewerb mache den hohen organisatorischen Aufwand wieder wett. "Die Schüler werden dazu motiviert, aktiv am Unterricht teilzunehmen, sich ordentlich vorzubereiten und erlernen spielerisch wichtige Prinzipien der Debatte", erläutert die Lehrerin. Besonders die Kunst des Zuhörens sowie die Reaktion auf vorherige Argumente würden bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb trainiert. Auch Lydia Loderbauer-Heintschel übte das Argumentieren mit ihrer Deutschklasse ein. Ihrer Meinung nach wird es im Berufsalltag immer wichtiger, den eigenen Standpunkt vertreten und sinnvoll begründen zu können.

Die vier Finalisten wurden den Anforderungen gerecht und beleuchteten die Streitfrage von allen Seiten. Uneins waren sich die Jugendlichen jedoch über die Definition von Fairness, Vorbildfunktion und sozialem Gefälle im Kontext der Debatte. Nachdem jeder Einzelne sein Hauptargument noch einmal ausführlich dargelegt hatte, zog sich die vierköpfige Jury zurück, um den Gewinner zu bestimmen.

Bewertet wurden die Kandidaten nach Kriterien wie Sachkompetenz, Ausdrucksfähigkeit, Gesprächsführung und Überzeugungskraft. Danach schnitt Leo Laschinger als Bester ab. Bücherpreise vom Alumniverein des Gymnasiums wurden allen vier Finalisten überreicht. Laschinger wird nun bei der nächsten Runde, nämlich dem Regionalentscheid antreten. Sollte er sich weiterhin durchsetzen, könnte er am 28. Juni beim bundesweiten Finale in Berlin debattieren, wo mehrtägige Rhetorikseminare als Preise verliehen werden. Doch selbst wenn es nicht klappen sollte, war die Vorbereitung auf den Wettbewerb für Lehrer wie für die Schüler eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlichen Schulalltag.

© SZ vom 21.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: