Jubiläum:Lebendige Landschaften mit einer Seele

Der Maler Rudi Tröger feiert an diesem Samstag seinen 90. Geburtstag. Jedes seiner Werke hat eine universale Komponente, die der Betrachter spürt

Von Vincent Numberger, Markt Indersdorf

Malereien von Rudi Tröger

Die schwirrenden und verwirrenden Konturen fügen sich zu etwas zusammen, was völlig zutreffend mit 'Landschaftliches' bezeichnet ist", schreibt Siegfried Gohr, Spezialist für Malerei der Moderne.

(Foto: Mario Drechsler)

Rudi Tröger ließ sich in seinem Schaffen nie von aktuellen Strömungen in der Kunst mitreißen. Vielmehr bedient er sich immer wieder Disziplinen, die schon lange aus der Mode gekommen sind, wie etwa das Familienbildnis oder die Landschaftsmalerei. An diesem Samstag wird der im Landkreis Dachau lebende Künstler 90 Jahre alt.

1929 im oberfränkischen Marktleuthen geboren zog es Rudi Tröger 1949 an die Akademie der Bildenden Künste in München, nachdem er drei Jahre zuvor bereits Unterricht bei Maler Wilhelm Beindorf genommen hatte. Nach seinem Studium war er zunächst als freischaffender Künstler tätig, wurde aber bereits 1967 wieder an die Akademie berufen, wo er bis 1992 unterrichtete. Seit 1975 wohnt Tröger in Westerholzhausen, einem Ortsteil von Markt Indersdorf. Unweit also von Dachau, wo im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eine der wichtigsten Künstlerkolonien jener Zeit entstand. Inspiriert von den französischen Künstlern widmeten sich im Dachauer Moos auch die deutschen Künstler der Freilichtmalerei.

Malereien von Rudi Tröger

1929 im oberfränkischen Marktleuthen geboren zog es Rudi Tröger 1949 an die Akademie der Bildenden Künste in München.

(Foto: Mario Drechsler)

Tröger orientiert sich aber keineswegs an den Werken der Künstler jener vergangenen Zeit. Vielmehr geht es ihm um die Landschaft selbst - und nicht um die bloße Abbildung dieser. Denn in seinen Landschaftsmalerein entsteht eine Dynamik, eine Veränderung, die der Landschaft eine Seele einhaucht. "Die schwirrenden und verwirrenden Konturen fügen sich zu etwas zusammen, was völlig zutreffend mit 'Landschaftliches' bezeichnet ist", schreibt Siegfried Gohr, Spezialist für Malerei der Moderne, in seiner kürzlich im Sieveking Verlag erschienen Werkmonografie über den Künstler. Vielleicht ist eben dieser Prozess - das Verwirrende formt eine Einheit - was den Landschaften Trögers eine Art inneres Leben gibt. Auch seine Stillleben zeichnen sich auf paradoxe Weise durch diese Art von lebendiger Bewegung aus.

Malereien von Rudi Tröger

Dem Künstler Rudi Tröger geht es bei seinen Werken nicht um das Gegenständliche.

(Foto: Mario Drechsler)

Tröger lässt seine Werke oft unbetitelt. Auch das deutet daraufhin, dass es in seinen Bildern nicht unbedingt um das Gegenständliche geht, sondern um etwas, das sich dazwischen bildet, um eine Atmosphäre - etwa in seinen Porträts wird das deutlich. Ähnlich wie bei Francis Bacons Werken fühlt der Betrachter ein undurchschaubar groteske Ebene, die einem hintergründlichem Wabern gleicht. So tritt neben die dargestellte Person eine universale Komponente, die jeder Betrachter spüren kann. Dadurch beschränkt Tröger den Betrachter nicht auf die Landschaft, auf die Person oder auf das Stillleben, sondern lässt bewusst zu, dass sich solche bereits vorhandenen Stile durch seine Neuinterpretation zu einer anderen Art von Kunst verselbstständigen. Die Münchner Galerie Jahn bietet anlässlich Trögers 90. Geburtstag noch bis 19. Oktober einen Überblick über sein Werk.

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