Jazz:Kraftvoll und packend

Jazz: Gerry Hemingway am Schlagzeug, Mark Helias am Kontrabass und Ray Anderson an der Posaune sind zusammen das Trio "Bassdrumbone".

Gerry Hemingway am Schlagzeug, Mark Helias am Kontrabass und Ray Anderson an der Posaune sind zusammen das Trio "Bassdrumbone".

(Foto: Toni Heigl)

Das amerikanische Trio "Bassdrumbone" begeistert die Dachauer beim ersten der vier Konzerte des Jazz e.V. in der Kulturschranne

Von Andreas Pernpeintner, Dachau

Die Freunde des Jazz kommen auch in diesem Herbst wieder auf ihre Kosten: Vier Konzerte stehen auf dem Programm der Dachauer Kulturschranne. In enger Folge hat der Dachauer Jazzverein bis zum 24. November einige Highlights zusammengestellt. Sogar die polnische Bassgitarristin Kinga Głyk kommt zum Finale des Jazzherbsts. Sie gibt ein Sonderkonzert. Głyk war schon im ZDF-Heute-Journal als Kulturbeitrag zu sehen, und dorthin schaffen es Jazzmusiker eigentlich nur, wenn sie einen Grammy oder etwas Vergleichbares gewinnen - oder, wenn man wie Głyk als die große Hoffnung des europäischen Jazz gilt.

Den Auftakt hat am Samstagabend das amerikanische Trio Bassdrumbone gemacht. Fast 40 Jahre besteht diese Formation mittlerweile, doch Ray Anderson (Posaune), Mark Helias (Kontrabass) und Gerry Hemingway (Schlagzeug) gehen die Ideen nicht aus. Ihr Dachauer Abend beginnt extrem leise, mit Posaune und gestrichenem Bass im Zwiegesang, dazu der maximal sanfte Puls eines einzelnen Schlagzeugbeckens. Und selbst dann, wenn sich die Musik verdichtet, bleibt sie zunächst leise. Ein wunderbares Klangmerkmal ist hierbei, wie geschickt und unaufdringlich Anderson und Helias durch ihre Tongebung das Obertonspektrum ihrer Instrumente ausloten und so einen ganz besonderen Farbenzauber erschaffen. Doch auch das Zusammenspiel ist exquisit: Zwar sind alle drei Musiker aus Amerika, doch hat es durchaus eine europäisch-kunstmusikalische Anmutung, wie sie feine, kanonartige Kontrapunktik in ihr Spiel integrieren und so die Wirkung ihrer ausgeklügelten Melodik nochmals steigern.

Damit soll nun keineswegs der Eindruck entstehen, dieser Abend in der Kulturschranne schleiche in sanftmütigem Wohlklang dahin. Die Musiker brechen ihre Melodien stets mit subtiler Dissonanz, auch in den Soli. Außerdem ziehen Kraft und Beat gewaltig an. Hemingways sattes Schlagzeugsolo, das von einer knüppelhart durchpulsierenden Hi-Hat lebt, ist ein erster Höhepunkt dieser lauten Ästhetik. In der zweiten Konzerthälfte wird sie dann zum bestimmenden Element.

Interessant dabei ist: Je kraftvoller die Musik wird, je packender der Groove, desto traditioneller mutet der Jazz-Stil des Trios an. Nach der Themenvorstellung rücken die Soli in den Vordergrund. Wenn nun Anderson mit dem Schalldämpfer aus seinem Instrument herauskitzelt (bis hin zu überblasener Zweistimmigkeit), was an Klangeffekten möglich ist und dabei mehr und mehr perkussiv-prägnant spielt, wenn Helias dazu einen knackigen Walkingbass zupft und Hemingway sogar konventionelle Breaks der ganzen Band initiiert, dann ist das zwar modern, aber zugleich ein sehr klassischer, wuchtiger, im Ausdruck intensiver, bluesorientierter, zwischendurch karibisch-sonniger Jazz.

Die Wirkung ist hervorragend, und auch die Musiker haben ihre Freude und entwickeln herrlichen Spielwitz: Selbst in der an Klangerzeugungseffekten reichen Geschichte des Jazzvereins ist es ein Novum, wenn der Schlagzeuger heftig schnarrende Geräusche erzeugt, indem er mit einer Gewindestange über den Rand der Snare Drum kratzt.

Viele recken den Hals und amüsieren sich, als sie erkannt haben, was Hemingway da macht. Als nächstes tritt das Trio Eskelin, Weber und Griener am Freitag, 3. November, in der Kulturschranne in Dachau auf.

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