Interview:Indische Besucher im Klärwerk

Eine ranghohe Delegation aus Neu Dehli konnten kaum glauben, dass Enten auf dem Zwischenbecken schwammen als sie die Karlsfelder Anlage besichtigten. Der Leiter Peter Oberbauer berichtet im Interview, warum die Inder das Klärwerk besuchten.

Gregor Schiegl

Hohen Besuch hatte der Leiter der Karlsfelder Kläranlage Peter Oberbauer. Eine 35-köpfige Delegation aus Neu Delhi besichtigte eine Dreiviertelstunde lang die Anlage, mit dabei war auch der Präsident der indischen Millionenmetropole. Die SZ sprach mit Peter Oberbauer über einen nicht ganz alltäglichen Besuch.

Interview: Leiter Peter Oberbauer zeigte und erklärte den hochrangigen Gästen die Karlsfelder Kläranlage.

Leiter Peter Oberbauer zeigte und erklärte den hochrangigen Gästen die Karlsfelder Kläranlage. 

(Foto: DAH)

Herr Oberbauer, jetzt sind wir aber schon sehr neugierig: Wie kam dieser Besuch denn zustande?

Im Mai war die "IFAT - Entsorga" in München, das ist die weltgrößte Messe für Abwasserbeseitigung. Eine Delegation aus Neu Delhi suchte dort nach Lösungen für verschiedene Bauvorhaben, unter anderem eine Solarhalle zur Klärschlammtrocknung. Sie stieß auf ein Angebot der Firma IST Anlagenbau. Bei uns steht eine solche Halle, die wollten sie sich mal in der Praxis anschauen.

Konnten Sie die Delegation denn ein bisschen beeindrucken?

Die Inder waren sehr erstaunt, wie aufgeräumt es bei uns aussieht. In ihrem Klima ist ja immer sofort alles überwuchert. Sie konnten es kaum glauben, als sie zwei Enten auf unserem Zwischenklärbecken haben schwimmen sahen. Das mussten sie sofort fotografieren.

Hatten Sie schon mal Inder zu Gast?

Nein, aber wir hatten Syrer hier und Besuch aus Israel. Aber diesmal waren auch ranghohe Vertreter dabei, sogar der Präsident von Neu Delhi. Das ist dann natürlich schon was Besonderes.

Waren Sie selber schon mal in Indien?

Nein. Aber natürlich weiß ich, dass eine Metropole mit 15 Millionen Einwohnern wie Neu Delhi etwas größere Anlagen braucht als wir. Die haben nicht nur eine Kläranlage, die haben 14. Wir haben zwei Solarhallen, die brauchen hundert.

Müssten Sie jetzt nicht eine dicke Provision von IST Anlagenbau bekommen?

Nein. Unter Klärwerkern ist es völlig normal, dass man sich gegenseitig besucht, die Anlagen zeigt und Erfahrungen austauscht. Das machen wir auch im Landkreis. Dreimal im Jahr treffen sich die Betreiber zum Erfahrungsaustausch.

Was interessierte Ihre indischen Gäste denn am meisten?

Das waren vor allem Verfahrensfragen. In unseren Breiten ist ja immer die Energiefrage die dringendste: Wie kann man mit dem Einsatz von möglichst wenig Energie viel Klärschlamm trocknen? In Neu Delhi haben sie genug Wärme. Allerdings ist es dort auch sehr feucht, deswegen brauchen sie Hallen, um den Schlamm zu trocknen.

Was passiert mit dem Schlamm?

In Indien wird der Schlamm wahrscheinlich in der Landwirtschaft verwertet. Hier wird er entweder verbrannt oder zur Rekultivierung herangezogen, etwa zur Abdeckung von Schutt-, beziehungsweise Kalihalden in Ostdeutschland.

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