Süddeutsche Zeitung

Interessantes Angebot:Karlsfeld dreht auf

Musik, Literatur, Theater und bildende Kunst: Was die 22 000-Einwohner-Gemeinde kulturell alles zu bieten hat, wissen Auswärtige und Zugezogene oft gar nicht. Ein zweitägiges Festival mit lokalen Künstlern soll das jetzt ändern

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Karlsfeld hat viel zu bieten - vor allem in künstlerischer Hinsicht. Doch das weiß längst nicht jeder. Im Rahmen der diesjährigen Freiluftausstellung des Kunstkreises "Seh am See" wollen die Kulturschaffenden am Samstag, 21. Juli, und Sonntag, 22. Juli, erstmals gemeinsam zeigen, was sie können. So werden heuer nicht nur interessante Skulpturen und Installationen auf der nordöstlichen Liegewiese des Karlsfelder Sees zu bewundern sein, es wird auch Musik erklingen, ein Theaterstück aufgeführt und eine Lesung gehalten. Zwei Tage lang soll Kunst und Kultur im Mittelpunkt stehen. Es soll ein Fest werden, wie es dies in Karlsfeld bislang noch nicht gegeben hat. Unterstützt werden die Kulturschaffenden und Ehrenamtlichen von der Gemeinde. 15 000 Flyer hat sie drucken lassen, um sie in den nächsten Tagen an alle Haushalte und Geschäfte verteilen zu können. Das neue "Seh am See" soll überall publik gemacht werden.

"Der Ort wächst", erklärt Bürgermeister Stefan Kolbe bei der Vorstellung des Programms. "Vor allem im westlichen Teil sind viele zugezogen. Dort wissen viele nicht recht, was hier los ist." Für sie sei es eine Chance, das reiche Kulturleben der Gemeinde an einem Wochenende kennenzulernen und sich mit Karlsfeld besser identifizieren zu können. "Es sind diese weichen Standortfaktoren, die Karlsfeld attraktiv machen", weiß der Bürgermeister. Natürlich denkt er dabei auch an die Wirtschaft, die diese Faktoren sehr schätzt, und an den Wunsch der Gemeinde, mehr Gewerbe anzulocken. Auf jeden Fall will er deutlich signalisieren, dass die Kultur vorangebracht werden soll. "Wir wünschen uns Engagement", sagt Kolbe. Und natürlich auch viele Besucher. "Wenn es gut funktioniert, wird es das Seh am See in seiner neuen Form in zwei Jahren wieder geben", kündigt er schon jetzt voller Enthusiasmus an.

Auftakt der Veranstaltung ist die Vernissage am Samstag um 11 Uhr. 25 Aussteller haben sich angekündigt. Die meisten Künstler sind aus Karlsfeld, einige aus München. Der Bekannteste unter ihnen dürfte der Bildhauer Klaus Herbrich sein. Er hat 1997 den Brunnen am Drosselanger gestaltet, die "Krenmoos-Fontäne". Den weitesten Anfahrtsweg hat sicher Gerard Cornioley. Er kommt aus der Schweiz, aus Tägerwilen am Bodensee. Trotzdem ist er in Karlsfeld längst kein Unbekannter mehr, denn er hat schon oft bei "Seh am See" ausgestellt. Zur Eröffnung des großen Karlsfelder Kultur-Events spielt das Akkordeonensemble des Musikvereins Karlsfeld. Die Ausstellung auf dem Badegelände ist bis Einbruch der Dunkelheit zu sehen. Am Sonntag öffnet sie dann offiziell wieder von 10 Uhr bis 17 Uhr.

Passend zum Ambiente wird der Dachauer Autor Alexander Paglialunga am Samstag gegen 13 Uhr in der Gaststätte am Sportpark seine Geschichte vom Krokodil Emil, dem "Schrecken vom Karlsfelder See", vorlesen. Musikalisch wird er von den Vivaldi-Mäusen begleitet. Die Freunde des Dixieland-Jazz kommen nachmittags von 14 Uhr an auf ihre Kosten, wenn die Effner-Band, besetzt mit vielen ehemaligen Schülern vom Dachauer Gymnasium, aufspielt. Auch am Sonntag um 11.30 Uhr, gleich nach dem Gottesdienst in der Korneliuskirche wird die Band am "Paulaner Seegarten" die Karlsfelder mit einem Jazz-Frühstück in Schwung bringen.

Auch die Muckerl-Bühne, die sonst in Dachau auftreten muss, weil es in Karlsfeld keinen geeigneten Raum gibt, nutzt das Kulturspektakel am See für eine Theatervorführung. Am Sonntag um 15 Uhr präsentiert sie Ausschnitte aus William Shakespeares "Romeo und Julia".

Für ein besonderes Ambiente in der Kunstausstellung dürfte der A-Cappella-Gesang von Chorange sorgen. Unter Leitung von Martina Schleifer bietet der Volkshochschulchor ein breites Repertoire, das von Leonard Cohen bis Michael Jackson reicht und von Andreas Gabalier bis zum bayerischen Jodler. Beginn ist am Sonntag um 16 Uhr.

Höhepunkt und zugleich Abschluss des Seh-am-See-Festivals ist das Konzert des Karlsfelder Sinfonieorchesters. Wegen der Akustik spielt es nicht Open Air, sondern im Bürgerhaus Karlsfeld. Auf dem Programm stehen bekannte Stücke von Johann Strauß sowie Josef Strauss und Ludwig van Beethoven. Die Leitung hat Bernhard Koch. Bei dem Konzert wirken auch die Knödldrahra, sowie Karlsfelder Chöre und die vierten Klasse Grundschule mit. Dies ist die einzige Veranstaltung, die 16 Euro Eintritt kostet, alle anderen sind frei. Der Saal bietet Platz für 530 Personen. Karten gibt es im Rathaus.

Bei dem großen Kulturfest sollen auch Kinder und Jugendliche eingebunden werden, und so veranstaltet, das Jugendhaus an der Jahnstraße bereits am Samstag von 15 bis 18 Uhr ein buntes Mitmachprogramm, bei dem Farben und andere Materialien zur Verfügung stehen, damit Jung und Alt kreativ werden können.

30 Jahre lang gibt es "Seh am See" schon, doch "diesmal wird's anders", prophezeit Dieter Kleiber-Wurm vom Kunstkreis. Er ist sichtlich gespannt, wie das Kulturfest mit seinen unterschiedlichen Facetten ankommen wird und freut sich zugleich über die Vermarktung durch die Gemeinde. Vizebürgermeister Stefan Handl hofft, dass die Kulturschaffenden so die Besucherzahlen und die Anerkennung bekommen, die sie verdienen.

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Quelle:
SZ vom 26.06.2018
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