Anlaufstelle:"Wenn irgendein Problem auftaucht, können die Bürger zu mir kommen"

Sozialbüro

Ute Hönle berät nicht nur zur Pflege, sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen, Wünsche und Nöte der älteren Generation.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Nur in Bergkirchen gibt es eine intergenerative Anlaufstelle - Ute Hönle berät nicht nur in Fragen zur Pflege. Ihr Sozialbüro hilft Bürgern bei allen Problemen.

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Als Berater in Fragen der Pflege haben Betrüger kürzlich auch im Landkreis versucht, alte Leute um ihr Erspartes zu bringen. In Bergkirchen war die Bande nicht erfolgreich, berichtet Ute Hönle, Leiterin der intergenerativen Anlaufstelle im Ort. Die Senioren fielen auf den Trick nicht herein, denn sie wussten genau: Für Fragen zur Pflege, dafür haben wir doch jemanden in der Gemeinde. Also blieben die potenziellen Opfer cool und informierten das Rathaus. Eine Reaktion, die Ute Hönle unheimlich freut. Zeigt sie doch, dass das vor drei Jahren gestartete Sozialbüro im Bruggerhaus in der Dorfgemeinschaft gut angenommen wird.

"Ein Erfolgsprojekt", betont auch Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Denn tatsächlich berät Ute Hönle nicht nur zur Pflege, sie ist Ansprechpartnerin für alle Fragen, Wünsche und Nöte der älteren Generation. "Die Bürger wissen: Wenn irgendein Problem auftaucht, können sie jederzeit zu mir kommen", sagt Hönle.

Ute Hönle kümmert sich um alles, was ältere Menschen umtreibt

Die Gemeinde, meint Landmann, sei sehr froh, "dass es so gut läuft, immer wieder neue Impulse kommen und Themen aufgegriffen werden". Der Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz der integrativen Anlaufstelle, wie das kurz Sozialbüro genannte Angebot offiziell heißt, war jetzt gekommen. Denn die vom regionalen Entwicklungsverein Dachau Agil vermittelte Anschubfinanzierung für dieses Pilotprojekt, das es sonst im ganzen Landkreis nicht gibt, läuft nun, nach drei Jahren, aus. Allerdings sichert die Gemeinde, so sehen es die Förderrichtlinien vor, weiterhin den Bestand. Und zwar gerne, wie Bürgermeister Landmann betont. Denn die Einrichtung ist trotz des sperrig klingenden Namens kein Bürokratiemonster, sondern hat sich zum lebendigen Treffpunkt und geschätzten Hilfsangebot entwickelt.

Das war nicht absehbar, als der Gemeinderat bereits vor Jahren entschied, den Fokus des Engagements stärker auf die Senioren zu richten. Dann ergab sich die Chance, ein entsprechendes Angebot zu installieren: im Bruggerhaus der Gemeinde, das einer Arztpraxis, der Bücherei und der Volkshochschule Platz bietet. Die Stelle wurde bewusst nicht im Rathaus eingerichtet, damit die Bürger nicht das Gefühl haben, ein Amt aufzusuchen. Entstanden ist ein Büro mit festen Sprechzeiten, individuellen Terminen - und Ute Hönle, die sich um alles kümmert, was ältere Menschen umtreibt. Und dazu auch Veranstaltungen plant und Konzepte entwickelt, "um auch die Gemeinde fit zu machen für Senioren". Viele Ratsuchende kommen tatsächlich mit Fragen rund um die Pflege. "Die Überforderung von Angehörigen, die nicht wissen, wo sie sich Hilfe holen können, ist ein häufiges Thema." Da erweist es sich als Vorteil, dass Hönle als gelernte Krankenschwester, die selbst verantwortlich in der Pflege gearbeitet und eine Fortbildung im Pflege-Case-Management absolviert hat, fundiert und neutral beraten kann.

Die Frage der Mobilität ist ein Dauerthema in Bergkirchen

Aber auch die zunehmende Altersarmut, seniorengerechtes Wohnen, rechtliche Fragen etwa rund um Vorsorgevollmacht und Betreuung beschäftigen die Bürger und damit auch Ute Hönle. Neben der persönlichen Beratung gibt es im Sozialbüro Aktionen wie den beliebten Spielenachmittag oder das Erzähl-Café, die Menschen ins Haus holen; dazu kommen Themenabende und der Runde Tisch mit und für Senioren, an dem Vertreter von Organisationen und Vereinen mitarbeiten, allen voran der engagierte Seniorenbeauftragte der Gemeinde, Reinhold Heiß.

Die Frage der Mobilität ist ein Dauerthema in der weitläufigen Gemeinde, in der 8100 Einwohner in 24 Ortsteilen leben, teils abseits jeder Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Da stellt sich für viele die Fragen: Wie eigenständig zum Arzt kommen, wie einkaufen, wenn der Nachbar keine Zeit hat und die Tochter beruflich eingespannt ist? Die Initiative für die Mitfahrerbänke, die im vergangenen Jahr an verschiedenen Stellen der Gemeinde aufgestellt wurden, kam aus dem Seniorenbüro.

Aber auch Ute Hönle weiß, dass dieses Angebot nur eine nette Ergänzung sein kann, andere, verlässliche Lösungen gefragt sind. Denn sind ältere Bürger gesundheitlich eingeschränkt, werden sie auf dem Land nur dann aufs Autofahren verzichten, wenn es gute Alternativen gibt. Eine konkrete Idee gibt es schon: Ein "Bürgerbus", mit dem ehrenamtliche Fahrer feste Fahrtrouten anbieten könnten. "Montags zum Einkaufen, dienstags nach Dachau zu Ärzten und am Donnerstag zu den verschiedenen Seniorentreffen, die es regelmäßig in den Ortschaften gibt" - so könnte sich Ute Hönle das Konzept vorstellen, das bisher aber erst Vision ist.

Konkrete Anregungen rund um die Mobilität im Alter bietet ein "Informations- und Aktionstag Mobilität" am Samstag, 6. April. Im Forum der Bergkirchener Schule gibt es in Kooperation mit der Kreisverkehrswacht und verschiedenen Vereinen von 10 bis 16 Uhr Vorträge, Infostände und Teststationen. Dort können nicht nur Senioren ihr Hör- und Sehvermögen sowie ihre Reaktionsgeschwindigkeit testen oder Pedelecs ausprobieren. Dazu stellen verschiedene Dienste ihr Hilfsangebot vor. Alles unter dem Motto: Mobil aber sicher bleiben.

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