Integration:Väterchen Frost bringt die Muttersprache

Der Verein Rubiki begeht im Adolf-Hölzel-Haus mit russischstämmigen Kindern das Neujahrsfest. Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft den Familien zwei Kulturen zu vermitteln - und Weihnachten kann man ja nicht oft genug feiern

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Wangen glühen rot vor Aufregung, die Anspannung der Mädchen und Buben ist mit Händen zu greifen. Gerade hüpften noch bekannte Figuren russischer Märchenklassiker über die Bühne im Adolf-Hölzel-Haus, da erscheint endlich der, auf den alle voller Vorfreude gewartet haben: Würdevoll im roten Samtmantel kommt Väterchen Frost herein, der russisch Ded Moroz heißt, begleitet von seiner Enkelin

Snjegurotschka, dem Schneemädchen. Nun wird die geduldige Aufmerksamkeit der Kinder belohnt, gemeinsam im Kreis gesungen, getanzt und natürlich erhalten die Kleinen ein Geschenk. Die strahlenden Kinderaugen sind das schönste Lob für Sofia Molleker und Yulia Gelis vom russischen Verein für Bildung, Kultur und Integration Dachau (Rubiki), die diese Veranstaltung organisiert haben.

Russische Weihnacht

Im Adolf-Hölzel-Haus wird russisch gefeiert.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Fest, das auf den ersten Blick an eine hierzulande bekannte Weihnachts- oder Nikolausfeier erinnert. Doch tatsächlich ist es ein traditionelles russisches Neujahrsfest, zu dem zahlreiche russischstämmige Familien aus Dachau und dem Landkreis mit ihren Kindern gekommen sind. Ihnen allen wünschte Väterchen Frost zum Abschied: Snovum Godom - Gutes Neues Jahr!

Schon seit vier Jahren organisiert der Verein Rubiki eine traditionelle Feier zum Jahresausklang, bisher wurden in kleinerem Kreis Märchen vorgelesen, Lieder gesungen und natürlich Ded Moroz begrüßt. "Aber in diesem Jahr haben sich 90 Kinder angemeldet", berichtet Yulia Gelis. Viele Familien, in denen ein Elternteil oder auch beide Eltern russische Wurzeln haben, schätzen offenbar das Angebot, gemeinsam ihre Traditionen zu pflegen.

Russische Weihnacht

Die Neujahrsfeier ist ein Höhepunkt im russischen Festkalender, wo die Feierlichkeiten um den 31. Dezember und 1. Januar den Reigen der Feste zum Jahresausklang einläuten.

(Foto: Niels P. Joergensen)

So wie die junge Mutter, die mit ihren beiden Kindern jetzt im Trubel einen Platz sucht. Ihre Kleinen wachsen hier auf, kennen Nikolaus und Weihnachten, "da ist es schön, wenn sie auch die russischen Bräuche mitbekommen und beide Kulturen kennen."

Genau das ist das Ziel des Vereins, der russischen Sprachunterricht für Kinder und Jugendliche anbietet, damit die Mädchen und Buben auch in ihrer Muttersprache Lesen und Schreiben lernen. Traditionelle Feste gehören zum Programm ebenso wie interkulturelle Veranstaltungen.

Russische Weihnacht

Sieht aus wie der Weihnachtsmann, ist aber Väterchen Frost. Und er hat auch nicht das Christkind dabei, sondern seine Enkelin Snjegurotschka.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Die Neujahrsfeier ist ein Höhepunkt im russischen Festkalender, wo die Feierlichkeiten um den 31. Dezember und 1. Januar den Reigen der Feste zum Jahresausklang einläuten. Erst danach folgen dann Weihnachten und in manchen Familien noch ein "Altes Neues Jahr." Denn die Zeitrechnung der russisch-orthodoxen Kirche orientiert sich am julianischen Kalender. Und danach wird Weihnachten erst am 7. Januar gefeiert, Silvester fällt nach dieser Zeitrechnung ebenfalls 14 Tage später, so dass das neue Jahr - nach alter Zeit - eben am 14. Januar beginnt.

Nicht nur die Termine, auch die Ausprägung der Feste unterscheidet sich. Da nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland religiöse Feste nicht gefeiert werden durften, wurden einige Weihnachtsbräuche aufs Neujahrsfest übertragen. Deshalb blinkt im Hölzel-Saal ein bunt geschmückter Tannenbaum und es werden Geschenke überreicht.

Doch auch wenn Väterchen Frost mit rotem Mantel und weißem Bart an Nikolaus oder Weihnachtsmann erinnern, steht er in der Tradition einer russischen Märchenfigur, wie Yulia Gelis erklärt. Im Saal herrscht auch nicht besinnliche Adventsatmosphäre, sondern heitere Ausgelassenheit, die Kinder tanzen zu fetziger Musik den Ententanz und springen - auch das Verkleiden gehört zum Neujahrsfest - als Prinzessin oder Indianer durch den Raum. Bis sich schließlich alle zu einer Polonaise reihen, um von Ded Moroz, dem Väterchen Frost, eine kleine Box mit Süßigkeiten zu erhalten. Und sich zu verabschieden mit den besten Wünschen für Novi God, das neue Jahr.

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