Süddeutsche Zeitung

Initiative zur Müllvermeidung:"Wir wollen nicht erst warten, bis die Politik etwas tut"

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Sarah Schneider ist Mitbegründerin von "Zero Waste Dachau", die sich für Müllvermeidung einsetzt. Mitmachen kann jeder

Interview von David Holzapfel, Dachau

462 Kilogramm. Diese Menge an Haushaltsabfällen produzierte jeder Einwohner Deutschlands laut Statistiken durchschnittlich im Jahr 2017. Zu viel, findet die Initiative "Zero Waste Dachau". Die Mitwirkenden möchten aufzeigen, dass eine Reduktion von Müll in Dachau und Umgebung möglich ist. An diesem Dienstag, 19. Februar, lädt die Bewegung zu ihrem ersten Stammtisch im Dachauer Kochwirt ein. Mitinitiatorin Sarah Schneider erläutert die Beweggründe der Initiative und spricht darüber, ob ein müllfreies Leben im Landkreis grundsätzlich möglich ist.

SZ: Frau Schneider, das Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat die erforderliche Zehn-Prozent-Hürde deutlich übersprungen, und auch internationale Klimaaktivisten wie die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg erfahren gerade großen Zuspruch. Macht sich ein Umdenken im Umweltschutz auch in Dachau bemerkbar?

Sarah Schneider: Ja, ich denke es wurde ein Punkt erreicht, an dem die Masse der Bevölkerung nicht mehr um die Thematik herumkommt. Wir erhalten mittlerweile alle paar Tage Anfragen von Menschen, die sich für die Initiative interessieren und sie unterstützen wollen. "Zero Waste" scheint ein Thema zu sein, bei dem sich die Leute zu Hause fühlen.

Welche Zielsetzung hat die Bewegung "Zero Waste" eigentlich genau?

Wir möchten konkret zeigen, wie Müll im Alltag reduziert oder ganz vermieden werden kann. Die Mitglieder können untereinander auch Erfahrungen und Tipps rund um ein müllfreies Leben austauschen. Die Leute sollen auch sehen, dass von jetzt auf gleich ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden kann. Wir wollen nicht erst warten, bis die Politik etwas tut.

Also kann grundsätzlich jeder die Initiative unterstützen und die Umwelt schützen?

Alle, die Lust haben etwas zu ändern, sind willkommen. Das Ideal "Zero Waste", also kein Abfall, klingt vielleicht erst einmal abschreckend. Es geht aber zunächst einmal darum, sich der Thematik bewusst zu werden. Ob und wie viel Müll der einzelne letztlich einspart, ist ihm natürlich selbst überlassen.

In München und anderen Großstädten schießen derzeit Supermärkte aus dem Boden, die sich auf den Verkauf von verpackungsfreien Lebensmittel spezialisiert haben. Kann auch in Dachau verpackungsfrei eingekauft werden?

Einen klassischen "Unverpackt-Supermarkt" gibt es in Dachau und Umgebung nicht. Der Ansatz "Zero Waste" funktioniert aber auch ohne einen solchen Laden. Hof- oder Naturkostläden bieten oft regionale und verpackungsfreie Lebensmittel an. Auch wenn man Getränke, Milch, Sahne oder Joghurt in Pfandgläsern kauft oder von Duschgel und Flüssigseife auf feste Seife umsteigt, verringert sich der Haushaltsmüllberg spürbar. All das ist in fast jedem Supermarkt oder in der Drogerie zu finden.

Was können Interessierte künftig von der "Zero-Waste-Dachau"-Initiative erwarten?

Neben den vierteljährlichen Stammtischen planen wir langfristig Workshops, Vorträge und andere Aktionen um das Thema "Zero Waste". Dabei kann jeder praktische Tipps und konkrete Handlungsanweisungen zur Müllvermeidung sammeln und sich mit anderen Aktiven austauschen.

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Quelle:
SZ vom 19.02.2019
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